Zusammen bauen: Ein Schulprojekt in Thailand

Ein Schulerweiterungsprojekt in Mae Sot, Thailand, versteht Nachhaltigkeit nicht nur in materieller Hinsicht, sondern auch als Stärkung der lokalen Gemeinschaften.

In einer Bauzeit von lediglich fünf Wochen und einem überschaubaren Budget entstand Anfang 2023 in der thailändischen Stadt Mae Sot, unweit der Grenze zu Myanmar, ein Schulerweiterungsbau als DesignBuild-Vorhaben. An der von der Organisation Helfen ohne Grenzen gegründeten Schule „Ah Yone Oo“ findet Unterricht für ca. 120 geflüchtete Kinder bis zur sechsten Klasse statt. Nun bedurfte es dort zwei neuer Klassenzimmer, einem Sitzungsraum und einer Bibliothek. 

Das Büro Simple Architecture des deutschstämmigen Architekten Jan Glasmeier nahm sich der Bauaufgabe in Kollaboration mit Studierenden aus drei Bangkoker Universitäten und lokalen Akteur*innen an. Die Beteiligten kamen von der Assumption University (AU), dem King Monkhut’s Institute of Technology Ladkrabang (KMITL) sowie der Harrow International School. Des Weiteren haben Cheyenne Flock, Oliver Giebels, Hanna Greeves, Vincent Mel Heinrich, Maximilian Jakob und Jara-Taru Schramm an dem Projekt mitgewirkt.

Simpel und Nachhaltig

Architektonisch ist das Konzept so simpel wie clever. Eine einzige mäandernde Wand mit gezielt gesetzten Öffnungen bildet die Räume aus. Nur zwei zusätzlich vorgestellte Wandelemente zonieren die Klassenräume. Der Einsatz von nachhaltigen und lokalen Baumaterialien stand im Fokus des Projektes. Die Wand besteht aus sonnengetrockneten Lehmziegeln, deren Rohmaterialien aus der Umgebung stammen. Reishülsen, die normalerweise als Abfallprodukt behandelt werden, dienen als faserverstärkende Beimischung für die Ziegel. Beim Holz für die Dachkonstruktion handelt es sich um wiederverwendetes Material. Lediglich das Fundament besteht aus Beton. Durch die wärmeabsorbierende Fähigkeit der Lehmwand und die schattige Position unter Tamarindenbäumen kann auf zusätzliche Kühlmaßnahmen verzichtet werden.

Gemeinschaftsbildend bauen

Ein zentrales Moment des Vorhabens ist der partizipatorische Ansatz: Durch die Einbindung der örtlichen Gemeinschaft in den Prozess soll bei den späteren Nutzer*innen ein Gefühl von Eigenverantwortlichkeit und Teilhabe für den Neubau entstehen. Im Workshopformat haben die Studierenden zusammen mit den Menschen vor Ort lokale Bautechniken erprobt und so gemeinsam Wissen produziert, von dem alle Beteiligten profitieren konnten. Die angehenden Architekt*innen aus Bangkok bekamen so einen Einblick in nachhaltige Konstruktionsmethoden und die Schulgemeinschaft Know-how über den künftigen Umgang und die Wartung des Anbaus.

Diese Form der kollaborativen Zusammenarbeit mit der Bevölkerung von Mae Sot setzte sich dann auch beim Bau fort: Ansässige Arbeiter*innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten waren eingebunden und überwachten die Ziegelproduktion und den Aufbau der Erweiterungsbauten. Das Projekt versteht sich auch in dieser Dimension als nachhaltig: Vor Ort werden Arbeitsplätze geschaffen und lokale Wertschöpfungsketten ermöglicht.