Zirkuläres Bauen in Tirol: ZENZI als Modellprojekt für nachhaltige Architektur

Im österreichischen Söll wird ein nachhaltiges Forschungsgebäude nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft entstehen. Ausgangspunkt für den Entwurf bilden acht Studierendenprojekte.

ZENZI steht für „Zentrum für zirkuläres und nachhaltiges Bauen“. Auf Grundlage von Studierendenarbeiten soll diesbezüglich ein Forschungsgebäude in der Tiroler Gemeinde Söll entstehen. Bei dem Pilotprojekt handelt es sich um eine Kooperation zwischen dem ./studio 3, Institut für experimentelle Architektur der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (LFU) und der Gemeinde Söll, gefördert von der LEADER-Initiative Region Kitzbüheler Alpen. Geplant und umgesetzt wird das Gebäude vom Innsbrucker Architekturbüro Elementar.

Studentische Forschungsarbeiten

Im Sommersemester 2024 erarbeiteten Studierende der LFU Innsbruck insgesamt acht architektonische Studien. Bei ihren Forschungsarbeiten folgten sie den sogenannten 9R-Strategien, die Ressourcenverbrauch senken, Materialkreisläufe fördern und Abfall reduzieren. Das 9R-Framework ordnet diese Strategien nach dem Ausmaß ihrer Zirkularität von R0 bis R9: Refuse, rethink, reduce, reuse, repair, refurbish, remanufacture, repurpose, recycle und recover. Je höher die Strategie in diesem Ranking steht, desto geringer sind die Umweltauswirkungen bei der Erzeugung eines Produkts. Im Bausektor mindern diese Prinzipien die negativen Umweltauswirkungen von Gebäuden erheblich. Den 9R-Strategien folgend erarbeiteten die Studierenden 1:1 Detailmodelle und erforschten dabei traditionelle Holzkonstruktionen ohne Schraubverbindungen, Wandaufbauten mit Lehm oder Reet und kunststofffreie Dichtungsmethoden.


Regionale Ressourcen

Wesentlich im Forschungsprozess war die Zusammenarbeit mit lokalen Handwerker*innen als auch Betrieben und die Berücksichtigung regionaler Ressourcen. Das Team von ZENZI und die Gemeinde Söll kooperierten mit dem Verein Netzwerk Handwerk, der traditionelles, lokales Handwerk bewahrt, weiterentwickelt und vermittelt. Fernerhin erforschte das Team Möglichkeiten der Bauteilwiederverwertung, indem es die leerstehende Halle einer ehemaligen Zementfabrik in der nahegelegenen Gemeinde Kirchbichl digital vermessen und die Bauteile katalogisiert hat. Diese sollten im ZENZI-Forschungsbau eingeplant werden.


Wie geht es weiter?

Die Studierendenprojekte sind noch bis zum 31. Oktober 2024 in Söll zu sehen. Am 01. Februar 2025 findet unter dem Titel „Architektur(W)ende?“ ein Symposium im aut. architektur und tirol in Innsbruck statt. Im Rahmen des Symposiums werden internationale Expert*innen über künstlerische, sozial engagierte und ökologisch bewusste Architektur in Tirol diskutieren. Begleitet wird die Veranstaltung von der Ausstellung „ZENZI – Zentrum für nachhaltiges und zirkuläres Bauen“. Anschließend übernimmt Elementar die Projektplanung, die auf den universitären Projektstudien fußt. Das Nutzungskonzept für den ZENZI-Bau soll in partizipativen Prozessen gemeinsam mit der Bevölkerung entwickelt werden.