Zirkulär Denken: Die Biogasanlage ZINNERGIE

Auf dem Gelände der Hamburger Zinnwerke e.V. haben Studierende einen Pavillon, der eine kleine Biogasanlage umhüllt, errichtet. Dabei untersuchten sie die Potenziale des zirkulären Bauens.

Im Rahmen des experimentellen Lehrformates Ex_Kurs realisierte 2021 ein interdisziplinäres Team aus Studierenden der HCU Hamburg, der TU Hamburg, der HAW Hamburg, der UAL (Universidade Autónoma de Lisboa) sowie der Unterstützung der lokalen Nachbarschaft eine urbane Biogasanlage in Hamburg Wilhelmsburg. Die von Prof. Matthias Ballestrem, Johanna Schmeißer, Tim Simon-Meyer und Joao Quintela koordinierte zweiwöchige Summerschool stand ganz im Zeichen des Kreislaufes. Die Anlage verarbeitet Essensreste aus der Umgebung in Gas zum Kochen und zu Dünger für den Gemüseanbau. Doch nicht nur auf der funktionalen, sondern auch auf der architektonischen Ebene soll der Bau ein Musterbeispiel für zirkuläres Denken im Bauwesen sein.

Urban Mining

Ausgangspunkt des Projektes war die Suche nach geeigneten Baumaterialien, die wiederverwendet werden sollten. Abbruchhäuser gerieten so zur urbanen Mine für den Neubau der Biogasanlage, aber auch ausgemusterte Baustoffe aus Materialsortimenten oder vor Ort vorhandenes Restmaterial bezogen die Projektteilnehmenden in Planung und Umsetzung mit ein. Die Beschäftigung mit dem vorhandenen Material diente als Grundlage für den Entwurfsprozess. Nach der Erörterung der jeweiligen Materialeigenschaften und strukturellen Kapazitäten galt es, diese in eine architektonische Gestalt zu überführen. Die technischen Aspekte sollten sich in eine ästhetische Dimension transformieren.

Gestaltungskonzept

Grundsätzlich ist der realisierte Entwurf funktional auf die Nutzung als Biogasanlage abgestimmt. Das große Dach schützt die Anlagen vor Regen, sammelt Wasser für deren Betrieb und bildet die Hauptschauseite zur Straße hin aus. Die Offenheit der Struktur soll Personen dazu animieren, in den Bau einzutreten und mit ihm zu interagieren. Der Standort soll damit zu einem öffentlichen Platz aktiviert werden.

Anpassungsfähigkeit

Um dem Nachhaltigkeitsbegriff umfangreich zu entsprechen, ist der Pavillon so konstruiert, dass er für eine anderweitige Nachnutzung möglich ist. Konstruktive Verbindungen wurden hierbei einfach gehalten, im Hinblick auf eine zukünftige Demontage und Weiternutzung der Materialien. Die Anpassungsfähigkeit der Architektur und ihrer Bauelemente für sich ändernde Anforderungen ist einer der zentralen Aspekte, die es beim zirkulären Bauen zu berücksichtigen gilt. Für die Studierenden sollte die Planung und Umsetzung des Projektes diese Dimensionen in ganz praktischer Weise unmittelbar eröffnen.