Wohnen in der Bibliothek: Das Pehnthaus Köln

Wo Prof. Wolfgang Pehnt wohl saß, als er seine Architekturkritiken verfasste? Sein Wohnhaus in Köln-Weiden wurde zu einem belebten Lernzentrum umfunktioniert, das einem kleinen Museum gleicht.

Im urbanen Gefüge von Köln-Weiden steht das Pehnthaus, seit 1975 ein stummes Zeugnis architektonischer Eleganz der Moderne. Seine Fassade ist ein strenges Spiel aus monochromen Geometrien und sein Inneres offenbart sich zunächst nicht, sondern tut so, als ob es Geheimnisse hüten würde. Betritt man seine Räumlichkeiten, erzählt es eine Geschichte: die Bibliothek, als würde sich ein sprachloser Fluss der Kreativität  entfalten. Im ehemaligen Wohnhaus des kürzlich verstorbenen Architekturhistorikers Prof. Wolfgang Pehnt scheinen die Gedanken lebendiger zu sein als die Räume selbst.

Nachnutzung und Umwidmung

Das Haus, entworfen vom Dürener Architekten Wolfgang Meisenheimer als Wohnhaus für die Familie Rottland, erfuhr in diesem Jahr zum ersten Mal eine ungewöhnliche Nutzungsänderung, seit die Familie Pehnt es in den 1980er Jahren übernommen hatte. Im Sommer 2022 verließ der Hausherr seinen Ort des Schaffens und hinterließ 125 laufende Regalmeter Bücher über Architektur, Kunst- und Designgeschichte, die er über Prof. Daniel Lohmann an die Architekturfakultät der Technischen Hochschule Köln (TH Köln) übergab. Bei den ersten Gesprächen über die Übernahme der Bibliothek entstand die Idee, das Haus auch als Studien- und Lernort zu nutzen.

Geplant war also die schrittweise Umwandlung des Hauses in ein bewohntes Studienzentrum für Architektur und Architekturgeschichte. Engagierte Studierende halfen an einem Februarwochenende bei Renovierungsarbeiten: Mit frisch gestrichenen Zimmern, gereinigten Teppichen und sortierter Bibliothek zogen die ersten Student*innen kaum eine Woche später ein. Die Transformation des Wohnhauses in ein Lernzentrum und neuen Hotspot für Architekturstudierende der TH Köln war gelungen.

Aufbruch einer neuen Ära

Das ehemalige Heim der Familie Pehnt bietet aktuell Unterkunft für drei Studierende, ist gleichzeitig ein Ort der Lehre und ein gemütlicher Treffpunkt für Salongespräche in den Abendstunden. Bis zu 45 Personen finden bei solchen Veranstaltungen Platz und es entsteht das Ambiente einer Hausparty. Die „Bib“ des Hauses verteilt sich auf das Obergeschoss und das Wohnzimmer. Es ist eine enorme Literatursammlung, die über 7.000 Bücher beherbergt. Auch eigene Werke Pehnts sind hier über viele Jahre entstanden und bilden heute das emotionale Herzstück des neuen Kölner Lernzentrums. „Es ist ein Ort der Recherche und des intellektuellen Austauschs, in dem sich Jahrzehnte von Architekturgeschichte manifestieren“, so beschrieb Pehnt seine Sammlung.

Experiment in Progress

Kommende Veranstaltungen – nicht nur von Studierenden der TH Köln initiiert – versprechen eine abwechslungsreiche Reise durch spannende Themen, von Diskussionen über die Wahrnehmung von Architektur bei Kindern bis hin zu Salongesprächen mit namhaften Architekturschaffenden, Autor*innen und Verlagen. Das Pehnthaus kombiniert, wie eine Bühne für die vielfältige Welt der Baukunst, das Wohnen mit Veranstaltungsräumen und einer Bibliothek – und doch wirkt es in seiner Ruhe und Inspirationskraft ein wenig wie ein kleines Museum. Es atmet Geschichte und Innovation gleichermaßen.

Das Verlassen des Pehnthauses ist eine Erfahrung, die man wohl mit einer Rückkehr in die Realität beschreiben könnte. Es ist nicht nur ein Gebäude, vielmehr ein inspirierter und lebendiger Raum, der wiederum Raum für neue Geschichten schafft. Wolfgang Pehnt hinterließ damit nach seinem Tod eine persönliche Note seiner fesselnden Inspiration: Zwischen Vergangenheit und Zukunft der Architektur, um Architekt*innen von morgen zu inspirieren und zu formen.