Treffpunkt aus Käferholz für die Energiewende: Das DELTA-Forum

Architekturstudierende der Technischen Universität Darmstadt bauten in drei Semestern einen Pavillon aus Schadholz und wiederverwendeten Baustoffen – ein nachhaltiger Vermittlungsort für Themen der Energiewende auf dem Campus.

Architekturstudierende der Technischen Universität Darmstadt (TUDa) entwarfen und realisierten im Rahmen eines DesignBuild-Projekts einen Pavillon aus Borkenkäferholz und wiederverwendeten Materialien. Auf einer Experimentierfläche am Campus Lichtwiese enstand dabei unter der Leitung von Prof. Johanna Meyer-Grohbrügge am Fachgebiet Entwerfen und Raumgestaltung ein flexibler Veranstaltungsort für 50 bis 100 Personen. Das sogenannte DELTA-Forum ist Teil der Forschungsinitiative DELTA und soll als Reallabor zur Erforschung energetischer Potenziale zwischen Industrie und Stadtquartieren in Darmstadt dienen.

Gemeinsamer Entwurf aus lokalen Materialquellen

Zunächst erarbeiteten im Sommersemester 2023 Studierende individuelle Entwürfe, die stufenweise in ein Gesamtprojekt vereint wurden. Dieser stellte schließlich eine elfachsige Zangenkonstruktion dar, die auf einer öffentlichen Plattform des Campus befestigt ist und ein transparentes Dach trägt. Anschließend haben die Studierenden direkt den Rohbau des Baus umgesetzt. Dabei legten alle Beteiligten an Konzeption, Entwurf und Auführung großen Wert auf regionale, nachhaltige Materialien und die spätere Rückbaubarkeit. Jede Holzverbindung ist zerlegbar, was eine Wiederverwendung ermöglicht. 

Ressource Schadholz

Für die Tragstruktur verwendeten die Entwerfenden von Borkenkäfern befallenes Käferholz aus dem Kranichsteiner Wald. Dieses Schadholz wird normalerweise nur für Paletten oder als Brennholz genutzt. Durch klimabedingten Trockenstress breitete sich der Borkenkäfer in den Monokulturen der Region stark aus, doch frühzeitig gefälltes und gut getrocknetes Holz weist weiterhin stabile Eigenschaften auf. Um dieses Holz sinnvoll zu nutzen, führten die Studierenden alle Arbeitsschritte vom Stamm bis zum Holzbalken eigenständig durch.

Unterstützt von der Zimmerei HOLZARCHITEKTUR transportierten sie 30 Stämme zur Zimmerei, sortierten, markierten und schnitten die Hölzer auf Maß. Anschließend montierten die Studierenden mit den Zimmerleuten die 11 Rahmen direkt auf der Baustelle binnen weniger Tage. Dabei sollten sie auch insbesondere Einblicke in alle Phasen eines Bauprojekts erhalten – von der Planung über die Materialbeschaffung und Montage bis zur späteren Nutzung, Pflege und Weiterentwicklung.

Das DELTA-Forum nimmt Form an

Im Wintersemester 2023/24 übernahm eine neue Generation Studierender die Gestaltung der Gebäudehülle für das DELTA-Forum. Sie nutzten Materialabfall vom Campus wie Sandwichelemente, ehemalige Vorhänge und Paneele aus einer Großküche. Danach ging es schließlich an das Möbiliar: Im Sommersemester 2024 entwickelte eine weitere Gruppe ein flexibles Möbelsystem aus alten Heizungsrohren, gelben Stoffbahnen und Restholz. Diese leichten Konstruktionen lassen sich variabel anordnen und platzsparend verstauen.

Stetig im Wandel

Der neue Bau erweitert die bestehende Struktur der DELTA-Teilprojekte „Energieakademie“ und „Urbane Sharing Modelle“ mit einer Flächer für Veranstaltungen. Der Pavillion aus Käferholz soll dabei unter dem Namen DELTA-Forum zukünftig als flexiber Vermittlungsraum für Workshops, Vorträge und Ausstellungen dienen. Je nach Programm kann der Bau unterschiedlich gestaltet werden und steht allen Besucher*innen auf dem Campus offen. Als ein dauerhaftes Experiment gedacht, wird das DELTA-Forum im Laufe der Zeit stetig angepasst und weiterentwickelt. Der Pavillon soll dabei nicht nur Raum für die Energiewende, sondern auch ein Bewusstsein für nachhaltigen Ressourceneinsatz schaffen und als Beispiel für einen ganzheitlichen Planungsprozess dienen.