Mapping Ukraine: Datensammlung für eine widerstandsfähige Zukunft

Im Rahmen einer Forschungsarbeit entsteht an der ETH Zürich eine Online-Plattform, die mittels moderner Technologien den Kriegsverlauf in der Ukraine dokumentiert und frei zugänglich machen soll. Im Januar 2024 eröffnen die Initiator*innen des Projekts die Sammelausstellung „ETH with Ukraine“.

Die anhaltende Kriegssituation in der Ukraine hat beträchtliche Schäden verursacht, darunter die Zerstörung von mindestens 150.000 Wohngebäuden. Um die Auswirkungen des Krieges umfassend zu dokumentieren und die Grundlage für den effektiven Wiederaufbau zu schaffen, entsteht die unabhängige Online-Plattform „Mapping Ukraine“ (MU). Jonathan Banz, Andreas Wieser und Basil Roth vom Institute of Geodesy and Photogrammetry (IGP) haben das Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Institute of Carthography and Geoinformation (ICG) an der ETH Zürich initiiert. Die Plattform nutzt moderne Technologien zur 3D-Erfassung und Aufzeichnung des Zustands, sowie Daten, die von der Bevölkerung bereitgestellt werden. Die Organisation arbeitet bereits gemeinsam mit anderen Institutionen und solidarischen Forscher*innen an verschiedenen Kooperations- und Ausstellungsprojekten, darunter die am 24. Januar 2024 startende Ausstellung „ETH with Ukraine – Exchanging Knowledge for a Sustainable and Resilient Future“.

Krisengebiet mappen und Informationen bündeln

Technologien zur 3D-Erfassung und Aufzeichnung des Zustands der natürlichen und bebauten Umwelt sowie Foto- und Videomaterial der Bevölkerung bieten eine umfassende Dokumentation der Verwüstung. Diese Daten sind entscheidend, um den Verlauf des Krieges zu erfassen, Restitutionsansprüche zu bewerten, das Ausmaß der Zerstörung zu verstehen und einen effektiven Wiederaufbau zu organisieren.

Dem Zweck, diese wertvollen Daten effektiv nutzen zu können und nicht zu verlieren, soll die Online-Plattform „Mapping Ukraine“ (MU) dienen. Das Projekt strebt an, einen offenen Zugang zu verifizierten, georeferenzierten Informationen wie Satellitenbilder, Fotos, Videos, 3D-Modelle und öffentlich verfügbaren Daten zu bieten. Die Plattform kann automatisch Daten sammeln, validieren, taggen und als räumlich-zeitliche Belege sowie Schadensregister bereitstellen. Diese Prozesse können helfen, Falschinformationen zu filtern, Kontexte herzustellen und neue Zusammenhänge zu generieren. Gleichzeitig erfasst die Plattform laufende Wiederaufbauvorhaben. Durch die Zusammenführung verschiedener Datensätze entstehen neue Informationen, die flexibel und für eine umfassende Bewertung vergangener und zukünftiger Ereignisse genutzt werden können. Die Forschungsarbeit wird im Rahmen eines Pilotprojekts als Demoversion an der ETH Zürich von 2022 bis 2024 entwickelt.

Wiederaufbau inmitten der Zerstörung transportieren

Mit dem Beitrag „Building Amidst Construction“ haben die Macher*innen von MU bereits einen Beitrag auf der Ausstellung „The Great Repair“ gezeigt, der in Kooperation mit dem „Swiss Network with Ukraine“ entstanden ist. Dieser Beitrag präsentiert Fallbeispiele des Netzwerks und gewährt durch Videointerviews Einblicke in die vielfältigen Perspektiven der Akteur*innen des Projekts. Einige dieser Interviews waren bereits 2023 im ukrainischen Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig zu sehen. Ziel ist es, die Komplexität der Bemühungen rund um den Wiederaufbau der Ukraine darzustellen – vom kleinen, eigens initiierten Projekt bis zur umfassenden und zentralisierten Regierungsmaßnahme.

Gebündeltes Engagement in der Ausstellung „ETH with Ukraine“

Forscher*innen, Mitarbeiter*innen und Studierende der ETH Zürich beschäftigen sich in unterschiedlichen Disziplinen bereits vielfältig mit den Herausforderungen der Kriegszerstörung in der Ukraine. Dazu initiiert unter anderem das Team von MU die Sammel-Ausstellung „ETH with Ukraine – Exchanging Knowledge for a Sustainable and Resilient Future“.  Ab dem 24. Januar 2024 zeigen Multimedia-Präsentationen in der Haupthalle der Universität Projekte zu Notunterkünften, räumlichen Informationen, Renovierungen und Wiederaufbau sowie Bottom-up-Initiativen. Mit dem Ausstellungsprojekt wollen die Beteiligten die Dringlichkeit kollektiver Verantwortung und die Chancen eines Wiederaufbaus betonen und fördern.