Kontraste: Call for Models #2 entschieden

Licht und Schatten, rau und glatt, grob oder detailliert: In unserem Call for Models riefen wir euch dazu auf, die Kontraste in eurer Modellarbeit zu zeigen. Die Gewinner-Projekte unseres Aufrufs stehen fest, hier ein Einblick in eure Entwürfe.

Als Architekt*innen und angehende Planer*innen verbringen wir mit digitalen Planungstools den Großteil der Zeit vor dem Bildschirm. Trotzdem ersetzt das nicht die Arbeit am physischen Modell, denn das dreidimensionale Abbild eines Gebäudes im kleinen Maßstab ist ein einzigartiges Format, das unsere Ideen und Visionen repräsentiert und kommuniziert. Als finales Präsentationsobjekt können Modelle die Entwurfsidee direkt abbilden oder sie als Entwurfswerkzeug signifikant beeinflussen. Der Modellbau ermöglicht somit eine sinnlich-haptische Wahrnehmung von Architektur und Raum, indem es uns zeigt, wo beispielsweise Licht auf Schatten trifft, wo sich Enge und Weite kreuzen, und was stimmig ist oder sich widerspricht. 

In Anbetracht dieser Kontraste haben wir euch aufgefordert, uns eure Modellbauarbeiten zu schicken. Uns erreichten über 50 Einsendungen in Form von Fotoserien und Videos, vom städtebaulichen bis hin zum Modell im Maßstab 1:1. In einem zweistufigen baunetz CAMPUS Jury-Verfahren haben wir die drei Gewinner*innen-Projekte ausgewählt.

Volumen versus Vegetation

Felix Redmann hat seine Thesis an der TU Wien einer Bahn-Trasse gewidmet, die als Raumreserve innerhalb der Stadt langfristig erhalten werden sollte. Er unterzog sie einem landwirtschaftlichen Transformationsprozess, ergänzte sie mit architektonischen Strukturen, schuf neuen Freiraum und ein Konzept für zeitgenössischen Agrar-Urbanismus. Für sein Projekt hat er gleich zwei Fotoserien seiner Modelle eingereicht, die in verschiedener Weise Kontraste transportieren: In seinem Städtebau-Modell schafft es Felix Redmann, einen Kontrast zwischen dem neutralen Schwarz des Baulichen im Hintergrund und der Masse an Vegetation, die die strukturierende Rolle übernimmt, zu erzeugen. Dabei bildete er die geplanten Pflanzenarten sorgfältig und glaubwürdig ab. Sein Modell in größerem Maßstab hingegen ist bewusst reduziert und konzentriert sich auf wenige ausgewählte Elemente wie eine Treppe oder eine Küchenzeile, um die räumliche Qualität und den Maßstab zu vermitteln. Indem er andere Details bewusst auslässt, erzeugt er ein Spannungsfeld zwischen dem Dargestellten und dem, was wir uns als Betrachter*innen darunter vorstellen.

Vier Räume, vier Stimmungen

Für das Projekt „Badehaus“ haben sich Tim Guckelberger, Julian Fellner und Philip Kaloumenos mit den infrastrukturellen Veränderungen in Grein an der Donau auseinandergesetzt. Als Reaktion zur dort erkennbaren baulichen Abschottung zum Wasser haben die drei Studierenden der TU Wien Räume entwickelt, die das Thema Wasser in ihre Gestaltung miteinfließen lassen. In den eingereichten Modellen, die verteilt über das Semester entstanden sind, lassen sich vier völlig verschiedene Bereiche, deren Unterschiede durch Volumen, Farben, Texturen und Licht hervorgehoben werden, erkennen. Dies erzeugt eine komplexe Atmosphäre, die teilweise an eine Stop-Motion-Filmszene erinnert.

Großer Maßstab mit feinen Details

Nico Schmitt und Gerrit Müller-Scheeßel haben im Wintersemester 2022/23 an der Bauhaus-Uni Weimar einen Semesterentwurf für das Deutsche Institut für Fotografie erstellt und in diesem Zuge ein Schnittmodell im Maßstab 1:50 aus Braunpappe gebaut. Das leerstehende Gebäude in Berlin sollte durch eine Aufstockung und den Umgang mit dem Bestand eine neue Funktion als Institut, Depot- und Ausstellungsfläche erhalten. Dabei haben die Studierenden Wert darauf gelegt, eine Unschärfe zwischen Alt und Neu zu erzeugen. Obwohl Farbe und Materialität des Modells gleich sind, lassen sich bei genauerer Betrachtung subtile Kontraste erkennen. Diese Feinheiten werden durch Schatten erzeugt, die dem Modell eine glaubwürdige Tiefe verleihen. Darüber hinaus tragen auch unterschiedliche Texturen dazu bei, dass das Modell immer mehr Nuancen preisgibt.

Wie es weiter geht

Die drei Gewinner-Projekte werden im nächsten Schritt von baunetz CAMPUS direkt kontaktiert und mit Buchpreisen von Park-Books prämiert. 

Das nächste Mal auch dabei sein? Ob Texte, Modelle oder Fotos – Wir werden zukünftig weiterhin Calls ausschreiben. Ziel dieser Ausschreibungen ist es, eure Ideen, Entwürfe und Stimmen sichtbar zu machen und dadurch baunetz CAMPUS aktiv mitzugestalten. Meldet euch für unseren Newsletter an und abonniert unseren Instagram-Kanal. Auf diesen Wegen erfahrt ihr von unseren zukünftigen Calls.