Die Semantik der Grundrisse verstehen: Forschungsdatenbank „Open Plans“

An der ETH Zürich entwickelte ein Forschungsteam die kollaborative Online-Plattform „Open Plans“ – ein intuitives Tool, das das Potenzial von Architekturgrundrissen für Forschungs- und Entwurfszwecke erschließt. 

Räume durch zweidimensionale Planzeichnungen zu verstehen, zu interpretieren und zu kommunizieren, gehört zum Alltag von Planenden. Eine Linienzeichnung kann eine Vielzahl an Informationen über Gebäudetypologie, Raumabfolgen und Blickbeziehungen vermitteln. Um die architektonischen Merkmale eines Gebäudes anhand der Grammatik seines Grundrisses besser zu entziffern, hat der Lehrstuhl Digital Building Technologies von Prof. Benjamin Dillenburger an der ETH Zürich die Forschungsdatenbank „Open Plans“ entwickelt: Eine stetig wachsende Plattform mit semantisch angereicherten, digitalen Grundrissen. So wird die vielseitig anwendbare Webanwendung stetig um Funktionen erweitert, die den Wissenstransfer fördern und Lehr- sowie Forschungszwecke erfüllen soll.

Architekturprojekte in zwei Dimensionen

Über eine schlichte Weboberfläche bietet „Open Plans“ zwei intuitive Einstiegsmöglichkeiten in die über 6000 Einträge von bestehenden Gebäuden, die aktuell in der Datenbank inventarisiert sind. Die Nutzer*innen können entweder nach Suchkriterien Projekte filtern oder anhand einer schematischen Zeichnung eine Grundrissform andeuten. Denn die Skizze eines Dreiecks ruft beispielsweise Projekteinträge mit einer ähnlichen räumlichen Organisation auf. (Übrigens, wer sich für Entwürfe interessiert, die auf Dreiecken basieren, sollte in unserem OutoftheNetz-Tipp stöbern). Jedes Projekt ist detailliert in einem steckbriefartigen Eintrag beschrieben. Alle Planzeichnungen sind um Informationen wie Maßstab, Ausrichtung, Fläche, Nutzungen und Qualitäten des Gebäudes ergänzt.

 

Ein Tool für Lehre und Forschung

So kann „Open Plans“ als informatives, interaktives und analytisches Recherchetool dienen. Der stetig wachsende, digitale Grundrissatlas vermittelt anhand gebauter Referenzobjekten grundlegendes Wissen über räumliche Organisation, Struktur und Gebäudetypologie. Die offene Datenbank ist auch im Architekturlehrplan für Computational Design an der ETH Zürich integriert. Studierende können die Plattform ausbauen, indem sie maschinenlesbare Datensätze generieren und dabei ihr Verständnis von datengesteuertem Design schärfen. Dadurch soll die Forschung im Bereich des maschinellen Lernens in der Architektur vorangetrieben werden.

Fortgeschrittene Anwendungen

Die cleane Oberfläche und übersichtliche Suchfunktion sollte aber nicht täuschen: Denn die Plattform bietet laut Forschungsteam, gebildet von Angela Yoo, Simon Griffioen und Prof. Dillenburger auch komplexe Anwendungen für Fortgeschrittene. Über ein Grasshopper-Plugin können registrierte Nutzer*innen Grundriss- und Projektdaten innerhalb der Rhino-CAD-Umgebung bearbeiten oder parametrische Werkzeuge für eine eingehende Analyse und Erkundung der Datenbank anwenden. Zudem sollte die REST-API Entwickler*innen und Forscher*innen einen direkten Zugriff auf die Datenbank ermöglichen, um die Daten nahtlos in ihre Analysewerkzeuge zu integrieren. 

Die Entwicklung von „Open Plans“ basiert auf einem kollaborativen Ansatz: Externe Forschungsgruppen können ihr Fachwissen einbringen und die Datenbank kontinuierlich mit semantisch beschrifteten Grundrissen erweitern. Durch diesen Wissensaustausch wird die Plattform zu einer dynamischen und umfassenden Ressource, von der die gesamte Architekturgemeinschaft profitieren kann.