Bildungsraum für geflüchtete Kinder: DesignBuild in Thailand

Vier neue Klassenräume in nur sechs Wochen – ein erfahrenes Organisationsteam und junge Planer*innen engagierten sich in einem Schulbauprojekt, das Flüchtlingskindern aus Myanmar eine Chance auf Bildung bietet. 

Bereits 2023 realisierte ein Team rund um Jan Glasmeier, Gründer von Simple Architecture, ein DesignBuild-Schulprojekt in Mae Sot, Thailand. Die Stadt liegt nur fünf Kilometer von der Grenze zum von Bürgerkrieg geplagten Myanmar entfernt. Hier fehlt es an Unterstützung für die wachsende Zahl von Flüchtlingen, besonders im Bereich Bildung. Grund genug, erneut in Mae Sot aktiv zu werden: Diesmal sollten vier Klassenräume für den Thailändisch-Unterricht an der Hway-Ka-Loke-Schule gebaut werden. 

Ein grenzübergreifend erfahrenes Team

Jan Glasmeier versteht Architektur als soziale Verpflichtung und fand auch diesmal Verbündete für die gemeinsame Anstrengung, den Kindern in Mae Sot neue Lernräume zu bieten. Gemeinsam mit Oliver Giebels vom Verein socialarchitecture e. V. betreute er das sogenannte „Hands on“-Projekt, das die Stiftung Deutscher Architekten zum zweiten Mal unterstützte. In Kooperation mit der Burma Migrant Teacher Association, lokalen Fachkräften und Hilfsorganisationen errichteten zwölf engagierte Nachwuchsplaner*innen in nur sechs Wochen die neuen Räume. Die Stiftung hatte das Projekt als Reisestipendium für Architekturstudierende und -absolvent*innen aus Nordrhein-Westfalen ausgeschrieben. 

Kontextbezogen Bauen

Getreu der Zielsetzung der Stiftung Deutscher Architekten, umweltfreundliche Baumethoden zu fördern, kamen bei dem Bau der Klassenräume Lehm und recyceltes Holz zum Einsatz. Im Umgang mit Lehm setzten sich die jungen Planer*innen außerdem mit den baukulturellen Traditionen der Region auseinander. Es galt, handwerkliche Fähigkeiten vor Ort zu erlernen und nicht unreflektiert europäische Bauweisen zu importieren. Die örtlichen Handwerker, meist selbst Vertriebene aus Myanmar, standen mit Rat und Tat zur Seite, sodass die jungen Architekt*innen schnell den Umgang mit dem Material beherrschten. 

Vom Fundament bis zum Dach

Das Hands-on-Projekt durchlief alle Bauphasen: Aufmaß, Entwurf und Realisierung. Die vier Klassenräume, je 31 Quadratmeter groß, verbindet ein vorgelagerter überdachter Korridor. Dafür stellte das Team rund 3800 Lehmziegel direkt auf dem Schulgelände her – aus lokalem Boden, Wasser und Reishülsen als Zuschlagsstoff. 

„Das richtige Verhältnis von der Erde, Wasser und Reishülsen hatte man nach ein paar Tagen in der Lehmgrube raus“ Eileen Peters, Teilnehmerin

Die Teilnehmenden pressten das Lehmgemisch in Formen und ließen die Ziegel vier Tage an der Luft trocknen. Das Fundament entstand aus Beton, die Dachträger aus Altholz mit einer Metalleindeckung. Für den Bodenbelag verwendeten sie ebenfalls Lehmziegel, während die Wände einen Feinputz aus gesiebter Erde, feinem Sand und aufgekochter Tapiokastärke erhielten, der sie vor Witterung schützt. 

Die Baustellenarbeiten waren umfangreich und nicht zuletzt angesichts der klimatischen Bedingungen kräftezehrend. Vor Ort diskutierte das Team bereits Optionen für Folgeprojekte.