Architektur, Feminismus, Architektur: Über Haltung und Handlung
Architektur ist politisch. Feminismus betrifft die Architektur. Aktivismus verhindert Ohnmacht und ist notwendiger denn je. Ein kritischer Kommentar, der den Nerv der Zeit trifft.

Im Februar dieses Jahres veröffentlichte die New York Times den Aufruf: „Wenn Sie in einem Bundesgebäude arbeiten und Veränderungen in Ihrer physischen Umgebung festgestellt haben – neue Wanddekoration, abgenommene oder aufgehängte Kunstwerke, abgedeckte Fotos oder etwas anderes – würden wir gerne Fotos von den neuen Räumlichkeiten sehen. Wenn Sie Fotos haben, die zeigen, wie es vorher aussah, können Sie diese auch gerne beifügen.“
Was an das Ende von Unrechtsregimes erinnert, an das Stürzen von Statuen und die Umbenennung von Straßen, steht in den USA gerade am Anfang. Öffentliche Räume und Gebäude ändern sich in Echtzeit und die Times möchte dies dokumentieren. Ist es die Vergoldung des Oval-Office, sein Beautification-Dekret, auf das die Times hier Bezug nimmt, oder seine strategische Besetzung wesentlicher Kultureinrichtungen wie dem Kennedy Center, die Trump-Administration gestaltet um.
Kultur ist immer Ausdruck und verbunden mit der politischen Ausrichtung eines Staates. Sie transportiert Inhalte über Bande, und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis autoritäre Systeme (in spe) versuchen, Kultur zu ihrem Steigbügelhalter zu machen.
Neben der Verbreitung erwünschter Inhalte gehört es zu rechtspopulistischen Diskursstrategien, unerwünschte Themen wie die Klimakrise und Gleichstellungsthemen als „woke“ zu framen und damit zu disqualifizieren, wie Franziska Schutzbach in einer prägnanten Analyse aufzeigt. Mit dem Wandel der politischen Landschaften ist eine neue, gefährliche Konfliktlinie entstanden, in der insbesondere Feminismus als Triggerpunkt genutzt wird, um Widerspruch gegen Veränderung hervorzurufen. Auch und gerade wenn sich, wie in Deutschland, die Mehrheit für eine gleichberechtigte Gesellschaft ausspricht, wie Steffen Mau und sein Team in einer Studie zu Konfliktfeldern der Gegenwart herausgefunden haben.
Die Architektur als Branche äußert sich traditionell eher zurückhaltend zur politischen Großlage. Architekt*innen verstehen sich als Gestaltende, die Lösungen durch Design suchen, und sind mit der Baukrise und einer wachsenden Komplexität des Bauens ausgelastet. Sie verstehen ihre Rolle nicht als politisch relevanteste – und sie sind es als Berufsgruppe sicher auch nicht.
Der aktuelle Wandel ist anders und verlangt eine klare Haltung. Feministischer Aktivismus in der Architektur und eine damit verbundene solidarische Gemeinschaft, bindet Menschenrechte, Bauwende und die demokratische Ausrichtung der Architektur und ihre räumlichen Aushandlungsprozesse einer pluralen Gesellschaft zusammen.
Die Bewältigung der Klimakrise ist die drängendste Herausforderung unserer Zeit. Der zunehmende Rechtsruck hingegen wird zum wichtigsten Problem unserer Zeit, nimmt er durch seine Bedrohung der Demokratien, seine Negierung des menschengemachten Klimawandels und den Fokus auf Fossilität die Möglichkeiten, der Klimakrise zeitnah und gemeinsam zu begegnen.
Ohnmacht ist keine gute Begleiterin, wir können handeln und unser Handeln hat Impact. In der eigenen Position, ob im Studium, als Berufsanfänger*in, als Forscherin oder Praktikant, können wir unsere möglichen Handlungsräume ausloten und sie nutzen. Für ein gemeinsames Nachdenken bietet das von mir co-organisierte Symposium ROOM AT THE TOP vom 22. - 23.05.2025, eine gute Gelegenheit. Das dezentrale Women in Architecture (WIA) Festival 2025 im Juni bietet beste Chancen, sich lokal gut zu vernetzen. Besonders schaue ich hier auf die Enthüllung des 33. SOLANGE-Netzes am 25.06.25. Während in den USA Positionen zu Equality aus öffentlichen Räumen verschwinden, hängt Katharina Cibulka ein aus der Architektur-Community kommendes, feministisches Statement in Düsseldorf an eine Fassade. Yes, we can.