Wie unterstützen dich Architektur-Fachschaften im Studium?

09.09.2022

Johannes Medebach aus der Campus Redaktion antwortet

Fakultäten sind komplexe Apparate mit etlichen Verwaltungsebenen, Gremien und Institutionen. Deswegen können die Interessen der einzelnen Gruppen innerhalb der Hochschulen und Universitäten divergieren. Wer vertritt in diesem Aufbau eigentlich die Belange der Studierenden? Es sind die Fachschaftsvertretungen, die je nach Standort auch Fachvereine oder Fachgruppen heißen!

Alle Studierenden sind automatisch Mitglieder der Fachschaft des jeweiligen Studienganges – diese wird von gewählten Abgesandten und ehrenamtlich Engagierten aktiv vertreten. Im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet man den Begriff Fachschaft für diese Vertretungsorganisationen. Die meisten Architektur- und Planungsfakultäten verfügen über so eine Vereinigung. Doch was bedeutet eigentlich diese aktive Interessenvertretung und auf welchem Wege wird diese durch die Fachschaften organisiert und praktiziert?

Eure Stimme kann etwas bewegen

Zunächst fällt den gewählten Fachschaftsvertreter*innen die Aufgabe zu, sich in der Universitätspolitik einzubringen. Mitglieder der Fachschaften besitzen in den Fakultätsräten ein ordentliches Mitspracherecht. In diesem Rahmen können die Fachschaftler*innen Einfluss auf wichtige, universitätspolitische Entscheidungen im Sinne der Studierenden nehmen – denn dort im zentralen Beschlussorgan kommt es zu Weichenstellungen, die sich zum Teil erheblich auf den Studienalltag auswirken können. In diesem Gremium entscheiden Abgeordnete aus den Reihen der Lehrenden, Studierenden und anderen Beschäftigten über die generelle Ausrichtung der Fakultät sowie über den Umgang mit finanziellen und anderen Ressourcen. In den Berufungsgremien für neue Professuren sind in der Regel ebenfalls Plätze mit Fachschaftsmitgliedern besetzt. Ihr könnt also in diesem Organ mitentscheiden wer künftig an eurer Universität forschen und lehren soll. Andere Gremien in denen Fachschaftsaktive mitbestimmen sind beratende Studienkommissionen und Prüfungskommissionen. 

Probleme auf allen Ebenen angehen

Das übergeordnete Ziel der Fachschaften ist es, die Studienbedingungen für die Studierenden zu verbessern. In diesem Sinne beschränkt sich die Einflussnahme nicht nur auf den großen unipolitischen Rahmen, sondern umfasst auch teilweise einzelne Lehrveranstaltungen oder Professuren. Gibt es etwa ein Problem mit anberaumten Prüfungen oder einer Lehrperson, könnt ihr euch an eure Fachschaft wenden und diese kann sich dann bei der entsprechenden Instanz für eine Lösung eures Problems einsetzen. Die Fachschaften haben ein offenes Ohr für alle Wünsche und Sorgen, die euch während des Studierens begleiten. Viele Fachschaften bieten während ihrer Sitzungen eine Art „Sprechstunde“ an, in der ihr eure Anliegen vortragen könnt. 

Angenehmer Studieren

Bedingungen verbessern bedeutet aber auch, sich für adäquate Arbeitsplätze und Werkstätten einzusetzen, Hilfestellungen und unterstützendes Material (beispielsweise Altklausuren) bereitzustellen oder eine Modellbaumaterialsammlung ins Leben zu rufen. Ein besonderes Augenmerk einiger Fachschaften liegt auf der Betreuung der Studienanfänger*innen: Die Organisation von Erstsemestereinführungsveranstaltungen, auf denen die angehenden Architekt*innen alles Grundsätzliche für die bevorstehende Zeit mitbekommen sollen, wird häufig von den Fachschaftsteams übernommen. Dazu zählen beispielsweise auch Stadttouren, um den Neuankömmlingen die Umgebung vertrauter zu machen.

Well connected

Nicht zuletzt hat der Gemeinschafts- und Vernetzungsgedanke einen hohen Stellenwert in der Fachschaftsarbeit. Um die Gemeinschaft auch innerhalb der Studierendenschaft zu stärken veranstalten die einzelnen Fachschaften Partys und Zusammenkünfte. Aber auch so mancher von Fachschaften organisierten Vortrag kann eine Möglichkeit für Studierende sein, sich jahrgangsübergreifend kennenzulernen und auszutauschen. Über die eigene Fakultät hinaus haben sich die Fachschaften in Deutschland, Österreich und Schweiz auch untereinander vernetzt. Beispielsweise fand 2020 ein Vernetzungstreffen von 34 Fachschaften in Darmstadt statt, aus der die Grüdung der übergreifenden Interessensvertretung „nexture+“ resultierte. Diese kooperiert mit der Bundesarchitektenkammer und versteht sich als Bindeglied zwischen Hochschulen, Praxis und den Kammern. Seit diesem Zeitpunkt finden regelmäßige Konferenzen statt, auf denen über Themen, die die meisten Studierenden belangen, gesprochen wird. In den USA besteht mit dem American Institute of Architecture Students AIAS bereits seit 1956 eine solche Organisation.