Wie finanziere ich mein Architekturstudium?

29.09.2022

Jasmin Rettinger aus der Campus Redaktion antwortet

In Deutschland hat prinzipiell jeder die Chance, zu studieren. Doch in dem Wirrwarr an Finanzierungsmöglichkeiten ist es manchmal nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Wir fassen die wichtigsten Optionen zusammen und helfen euch bei der richtigen Wahl.

Wie viel Geld benötigt ihr eigentlich zum Leben? Großstädte wie Berlin, München, Hamburg oder Köln sind zwar attraktiv, haben aber auch ihren Preis. Kleinere Städte sind oft die günstigeren Alternativen. Allenfalls lohnt es sich, vor Beginn des Studiums gründlich zu recherchieren: Wie viel kostet durchschnittlich ein WG-Zimmer? Wie hoch sind die Semesterbeiträge? Wie viel plant ihr am besten für Essen ein? Was möchtet ihr euch in eurer Freizeit leisten können? Wie viel Geld ihr tatsächlich braucht, kann individuell sehr unterschiedlich sein.

Eine gute Basis

Ist der Finanzplan erstmal aufgestellt, kommt die nächste Hürde. Woher kommt das Geld? Während der Erstausbildung sind in erster Linie eure Eltern dafür verantwortlich, euch Unterhalt zu zahlen. Im Architekturstudium zählt nicht nur das Bachelor-, sondern auch das Masterstudium als Erstausbildung, da erst dieses endgültig zur Arbeit als Architekt*in befähigt. Studierenden, die nicht mehr im Elternhaus wohnen, stehen monatlich 860 EUR zu. Das Kindergeld in Höhe von 204 EUR ist hier schon mit inbegriffen. Eine starre Altersgrenze, bis zu der euch eure Eltern unterstützen müssen, gibt es nicht. Trotzdem müsst ihr glaubhaft machen, dass ihr zügig und zielorientiert studiert. Mit Vollendung des 25. Lebensjahres fällt außerdem das Kindergeld weg, was es euren Eltern möglicherweise erschwert, euch zu unterstützen. Noch dazu können Kinder ab diesem Alter nicht mehr in der gesetzlichen Krankenkasse familienversichert sein. Das bedeutet, dass ihr euch selbst versichern müsst. Die Beiträge für Studierende liegen in der Regel bei ungefähr 120 EUR im Monat. Ab 25 wird also einiges komplizierter.
 
Fehlen euren Eltern die finanziellen Mittel, gibt es die Möglichkeit, staatliche Förderung in Form von BAföG zu beantragen. Die Höhe der Unterstützung kommt vor allem auf das Einkommen eurer Eltern an. Auch wenn ihr denkt, dass diese euch ausreichend unterstützen könnten, solltet ihr die Förderung nicht gleich abschreiben. Im Internet findet ihr viele BAföG-Rechner, mit denen ihr unkompliziert testen könnt, ob ihr förderungsfähig seid. Der BAföG-Höchstsatz beträgt je nach Alter zwischen 812 EUR und 1.081 EUR pro Monat, das Kindergeld kommt hier noch dazu. BAföG ist ein zinsfreies Darlehen, das nur zur Hälfte, maximal aber bis zu einem Betrag von 10.010 EUR zurückgezahlt werden muss. Wichtig ist, dass ihr nur für die Dauer der Regelstudienzeit gefördert werdet – was sich im Architekturstudium nicht selten schwierig gestaltet.

Wenn es mal etwas mehr sein darf

Obwohl Unterhalt und BAföG eine gute Basis bilden, gibt es vielfältige Gründe, sich nach anderen Möglichkeiten umzusehen. Ihr wollt unabhängig von euren Eltern sein oder ihr wollt euch einfach ein bisschen mehr leisten können? Eine gute Alternative sind zum einen Studienkredite, auf die Studierende auch nach der Regelstudienzeit zurückgreifen können. Verschiedene Banken und Sparkassen bieten solche Darlehen an, die in Höhe, Zinssatz und anderen Konditionen variieren. Vergleicht die verschiedenen Angebote gut und seid euch darüber im Klaren, dass ein Kredit immer auch Risiken birgt. Bestenfalls sollte er nicht eure einzige Einnahmequelle sein.

Zum anderen lohnt es sich, nach möglichen Stipendien Ausschau zu halten, denn oft sind die Zugangsvoraussetzungen niedriger als erwartet. Neben guten Noten wird besonders gesellschaftliches Engagement belohnt. Auch werden bestimmte Gruppen unterstützt, wie studierende Mütter oder Menschen mit Migrationshintergrund. Meist vergeben Stiftungen Stipendien, wie die „Studienstiftung des deutschen Volkes”, oder parteinahe Stiftungen, wie die „Rosa-Luxenburg-Stiftung” (Die Linke) oder die „Konrad-Adenauer-Stiftung” (CDU). Bekannt ist auch das „Deutschlandstipendium”. Daneben gibt es fachbezogene Stipendien, die speziell an Architekturstudierende gerichtet sind. Diese sind oft projektbezogen und werden nicht monatlich ausgezahlt. Manchmal handelt es sich auch um fachliche Förderungen wie Büchergutscheine, die Teilnahme an Workshops oder Studienreisen. Erwähnenswert sind unter anderem das „TIBES Stipendium” des BDA Berlin, das „AIT-Stipendium” der Sto-Stiftung oder das Stipendium der Neufert-Stiftung . 

Nebenjob als Teil der Ausbildung

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, selbst arbeitstätig zu werden. Besonders empfehlenswert sind fachbezogene Nebenjobs, zum Beispiel als studentische Hilfskraft an der Hochschule, als Werkstudent*in im Architekturbüro, oder sogar als Freiberufler*in für eigene kleine Projekte. In unserem Beitrag „Wie vereinbare ich Studium und Nebenjob?” geben wir detaillierte Tipps zu diesem Thema. Zu beachten ist, dass die Befreiung von der Sozialversicherungspflicht nur bestehen bleibt, wenn ihr die wöchentliche Arbeitszeit von 20 Stunden während des Semesters nicht überschreitet. In den Semesterferien dürfen es auch mehr sein. Außerdem können Einkünfte aus eurem Nebenjob die Höhe eures Unterhalts oder des BAföG-Satzes, aber auch die Familienversicherung der Krankenkasse, beeinflussen. Informiert euch also genau, welche Einkommensgrenzen es gibt. 

Die Qual der Wahl

Die Finanzierung eures Studiums ist kein leichtes Thema. Leider gibt es keine „one-size-fits-all”-Lösung, jeder muss für sich selbst entscheiden, was am besten passt. Durchforstet das Internet, geht zur Studienberatung, sprecht mit Mitstudierenden. Behaltet ebenfalls im Hinterkopf, dass sich unterschiedliche Geldquellen miteinander kombinieren lassen, und dass sich eure Bedürfnisse im Laufe des Studiums auch verändern können.