Einige Fragen an: das kuratorische Team des deutschen Pavillons zur Architekturbiennale 2023 Venedig

Unter dem Titel „Open for Maintenance“ widmet sich der deutsche Beitrag auf der internationalen Architekturausstellung den Themen Instandhaltung, Reparatur, Recycling und sozialen Aspekten Venedigs. Mit dem Werkstattprogramm Maintanence 1:1 sind dieses Jahr im besonderen Maße Studierende und Auszubildende involviert. Juliane Greb, Petter Krag, Anne Femmer und Florian Summa vom Kurator*innen-Team haben uns einen Überblick gegeben, wie diese Beteiligung aussehen soll.

Wie sieht die Beteiligungsstruktur für Studierende und Auszubildende innerhalb des Projekts aus?

Studierende und Auszubildende verschiedener Schulen beschäftigen sich im Semester mit dem Thema der Maintenance-Arbeit, also Reparatur, Pflege und auch Instand(be)setzung. Das Werkstatt-Programm wird zusammen mit den Lehrenden vorbereitet und ist Teil eines Entwurfsstudios, eines Seminars oder einer Seminarwoche, das die Studierenden zu Semesterbeginn an ihrer Hochschule wählen können. Die praktische Arbeit in Venedig ist demzufolge eine 1:1 Umsetzung im Rahmen einer Semesteraufgabe. Die Studierenden kommen für mindestens eine Woche nach Venedig und nutzen die Werkstatt und das Material im deutschen Pavillon, um kleine Eingriffe z. B. als Reparaturarbeiten für soziale Orte in der Stadt auszuführen. Hier knüpfen wir an die Arbeit von lokalen venezianischen Initiativen an und lernen von deren Engagement. Auf dem Gebiet der praktischen Arbeit verfügen Handwerker*innen über das Expert*innenwissen: Mehrere Hochschulen arbeiten daher mit Ausbildungsbetrieben und Berufs(fach)schulen zusammen. Das Ziel ist, dass Studierende der Architektur gemeinsam mit Handwerker*innen in Venedig Hand anlegen.

Wie läuft die Organisation ab?

Die Studierenden können den entsprechenden Kurs, in dem das Werkstatt-Programm eingebettet ist, an ihrer Schule wählen. Sie erhalten selbstverständlich Credits für die Teilnahme. Damit die Arbeiten in Venedig nicht losgelöst voneinander stattfinden, fördern die Lehrenden zusammen mit uns Kurator*innen den Austausch zwischen den Hochschulen. So werden nicht nur alle Arbeiten analog im Pavillon und online dokumentiert, sondern auch regelmäßig vom Stand der Arbeiten vor Ort berichtet. Geplant ist auch eine Überlappung bei der An- und Abreise der Schulen, sodass die Studierenden ihre Erfahrungen austauschen und ggf. auch Projekte übergeben können – einige Hochschulen arbeiten also an denselben Eingriffen und bauen diese weiter.

Welche Aufgaben kommen auf die Teilnehmer*innen zu, und wie können sie sich einbringen?

Im Maintenance 1:1 Werkstatt-Programm möchten wir die meist unsichtbare Unterhaltsarbeit in den Mittelpunkt stellen und zeigen, dass der sorgsame Umgang mit unserem Bestand und die Pflege unseres sozialen Miteinanders und der Umwelt aufwendiger Fürsorge im Detail bedarf. Im Zentrum stehen daher keine klassischen Design-Build-Projekte – es werden keine Pavillons als Neubauten aus dem Nichts entstehen. Vielmehr bringen sich die Studierenden im Austausch mit den Venezianer*innen ein, um kleine Bedarfe wie Reparaturen oder Verbesserungen der Infrastrukturen im Bestand zu bewerkstelligen. Mitunter können die Eingriffe nicht im Vorfeld geplant, sondern müssen spontan vor Ort ermittelt werden. Reparaturen an sich können aufwendig sein. Sollen diese ausschließlich mit gebrauchtem Material realisiert werden, müssen kreative Lösungen gefunden werden. Genau hier sehen wir die Herausforderungen, die sich auch uns als praktizierende Architekt*innen bei der Arbeit im Bestand und im Umgang mit wiederverwendbaren Bauteilen stellen. In Venedig realisieren die Studierenden Arbeiten, die einen sozialen Nutzen für die Bewohner*innen haben und die als konkrete Beispiele einen sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden verdeutlichen.

Welche Bildungsstätten und Hochschulen sind bisher im Projekt involviert?

Fest eingeplant sind bisher Studierende der RWTH Aachen, der Universiteit Antwerpen, der TU Berlin, der UdK Berlin, der BTU Cottbus, der PBSA Düsseldorf, der KU Leuven, der TU Graz, der HfBK Hamburg, der Leibniz Universität Hannover, der TU Kaiserslautern, der MSA Münster, der Università Iuav di Venezia, der Bauhaus-Universität Weimar, der ETH Zürich und Auszubildende der deutschen Werkstätten Hellerau sowie Handwerker*innen der Wilhelm-Ostwald-Schule, des Oberstufenzentrum für Gestaltung Berlin, der Fachschule für Farbtechnik Fulda, Ferdinand-Braun-Schule, der Fachschule Farbtechnik GSECHS Hamburg, der Fachschule Farb- und Lacktechnik Hildesheim, der Staatlichen Fachschule für Farb- und Lacktechnik München und der Schule für Farbe und Gestaltung Stuttgart.