Aufruf zu einer territorialen Wende: Aglaée Degros lehrt in Graz und Harvard

Prof. Aglaée Degros leitet seit 2016 das Institut für Städtebau an der Technischen Universität Graz. Nach zahlreichen Gastprofessuren im europäischen Raum reist sie im Wintersemester 2022 nach Cambridge, Massachusetts, um eine Gastprofessur am Department of Landscape der Harvard University GSD anzutreten.

Aglaée Degros ist Architektin, Stadtplanerin, Professorin und Leiterin des Instituts für Städtebau an der Technischen Universität Graz. Nach zahlreichen Gastprofessuren im europäischen Raum reist sie nun für das Wintersemester 2022 nach Cambridge, Massachusetts, um am Department of Landscape der Harvard University GSD das Studio „Towards Territorial Transition - Decarb Luxe“ zu unterrichten. Die Gastprofessur übernimmt sie gemeinsam mit Stefan Bendiks

Im Spannungsfeld zwischen Mobilität, Landschaft und Stadtentwicklung

Im Jahr 2001 gründete Aglaée Degros gemeinsam mit Stefan Bendiks das Büro „Artgineering“ in Rotterdam. In diesem Rahmen hat sie sich mit komplexen urbanen und interurbanen Situationen auseinandergesetzt und mit Designstrategien darauf reagiert. Dabei legte sie großen Wert auf Koproduktion und die Beteiligung von Interessengruppen. Der rote Faden, der sich in den Projekten von Aglaée Degros erkennen lässt, ist das Neudefinieren des Verhältnisses zwischen Mobilität, Landschaft und Stadtentwicklung. Der Anspruch, die harten Grenzen zwischen den drei Planungsbereichen zu verschmelzen, lässt sich in ihrer Praxis, Lehre, Forschung und in ihren Publikationen erkennen. Darüber hinaus ist Aglaée Degros in unterschiedlichen Gremien aktiv. Sie ist regelmäßig Jurymitglied bei internationalen Städtebau- und Architekturwettbewerben, Mitglied des wissenschaftlichen Komitees von „Europan“ und seit 2021 eine von vier Expert*innen im Team des Bouwmeester der Flämischen Region und des Zaventem Airport.

Die territoriale Wende

Aus der Überzeugung heraus, dass die Disziplin des Städtebaus in Zeiten des Klimawandels einen Paradigmenwechsel braucht, etablierte sie den Begriff des „Territorial Turn“ — der „territorialen Wende“. Dieses Konzept steht für ein ganzheitliches, branchenübergreifendes und vernetztes Verständnis von Raum in der Zeit. Es setzt eine innige Verbindung zwischen der gebauten Umwelt und lebenden Systemen voraus. Die Wertschätzung der Landschaft tritt in den Vordergrund und überwiegt den herkömmlichen gebäudeorientierten Planungsansatz. Dabei wird der Raum zwischen den Gebäuden für den ökologischen und sozialen Wandel wesentlich. In der Planung und Entwurfsarbeit liegt der Fokus auf das Prozesshafte.