Weimarer Wohnungsforschung: Interdisziplinär für sozial-gerechtes und nachhaltiges Wohnen

Jeder hat das Recht auf Wohnen. Wie ist das nachhaltig und gerecht möglich? Ein Team aus Wissenschaftler*innen der Bauhaus-Universität Weimar hat ein Netzwerk gebildet, das unter Gesichtspunkten verschiedenen Disziplinen an der Zukunft des Wohnens forscht.

Wohnen ist ein menschliches Grundbedürfnis und damit von elementarer Bedeutung für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Nutzung des Bodens und der Ressourcen in städtischen Gebieten und bildet den Ausgangspunkt für lebendige und sozial integrierte urbane Räume. Gleichzeitig ist die Schaffung sozial gerechten Wohnraums eine der zentralen Herausforderungen heutiger Stadtentwicklung. In den vergangenen Jahren entstand an der Bauhaus-Universität Weimar ein interdisziplinäres Netzwerk, bestehend aus Forscher*innen, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Thema Wohnen auseinandersetzen. Dies umfasst Aspekte wie die Gestaltung von Wohnräumen und des Wohnumfelds, Wohnpraktiken sowie Fragen der Wohnungspolitik. Die Mitglieder der Weimarer Wohnungsforschung engagieren sich aktiv in Lehre, Veranstaltungen und Forschungsprojekten, um ihr Wissen und ihre Erkenntnisse einzubringen. Die Forschungsgruppe beteiligt sich mit ihren Beiträgen beim Themenjahr der Klassik Stiftung Weimar zum Thema „Wohnen“.

Interdisziplinäres Netzwerk für gutes Wohnen

Um eine sozial gerechte und nachhaltige Wohnraumversorgung zu gewährleisten, ist eine integrierte Perspektive erforderlich, die die Beteiligung verschiedener Disziplinen ermöglicht. Aus diesem Grund haben sich Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Stadtplanung, Soziologie, Architektur, Kulturwissenschaft, Urbanistik, Politikwissenschaft und Humangeografie am Institut für Europäische Urbanistik (ifEU) und der Fakultät Architektur und Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar zusammengeschlossen. Dieser Zusammenschluss bietet den Rahmen für eine integrierte und raumbezogene Wohnungsforschung. Ziel ist es, eine inter- und transdisziplinäre Wohnungsforschung zu etablieren, um die öffentliche Diskussion und die politische Entscheidungsfindung mit Strategien zur sozial gerechten Wohnraumversorgung zu bereichern.

Wohnungsforschung im Dialog

Das Netzwerk integriert das Forschungsthema in Lehre und weiteren Programmen. Im Rahmen von zwei Workshop-Reihen mit insgesamt 12 Veranstaltungen hat das Team unterschiedliche Aspekte des Wohnens beleuchtet – von der Bodenfrage über architektonische Strategien für bezahlbaren Wohnraum bis zur Frage von Instandhaltung von Wohngebäuden im post-sozialistischen Raum. Die Veranstaltungsreihe soll vernetzen und Wohnungsforscher*innen unterschiedlicher Disziplinen in einen fachlichen Dialog bringen. Die im Jahr 2018 erstmalig durchgeführte Workshop-Format  „Wohnungsfrage(n) ohne Ende“, aus der u. a. die Schriftenreihe „Interdisziplinäre Wohnungsforschung“ hervorgegangen ist, wird auch 2023 fortgesetzt und verstetigt.


Zukunft des Wohnens im Bauhaus-Museum

Vom 1. April 2023 bis 29. Januar 2024 sucht die Ausstellung „Wege nach Utopia. Wohnen zwischen Sehnsucht und Krise“ im Bauhaus-Museum Weimar Antworten auf die Frage, wie wir zukünftig wohnen wollen. Verschiedene Themeninseln beleuchten mit Installationen, Fotografien, Filmen oder Wohnobjekten ökonomische, ökologische, soziale und kulturelle Hintergründe zum Wohnen und guten Leben. Einen Ausstellungsteil zum politisch brisanten Thema „Die soziale und ökologische Wohnungsfrage“ wurde hierzu von den Wissenschaftler*innen des ifEU erarbeitet. Der Beitrag ist in vier Themenbereichen gegliedert: Segregation, Ökologie, Bezahlbarkeit und Wohnungsversorgung. Dabei werden Untersuchungen zu Fragestelllungen gezeigt, wie beispielsweise Nachhaltigkeit bei Bau und Nutzung von Gebäuden aussehen kann oder welche Auswirkungen eine energetische Sanierung auf Mieterinnen haben kann. Ein weiterer Fokus liegt darauf, wie Kinder und Jugendliche in unseren Städten wohnen und leben. Begleitend zur Ausstellung werden die Mitglieder des ifEU und der Weimarer Wohnungsforschung in den kommenden Monaten ein Rahmenprogramm mit Vorträgen im Bauhaus-Museum Weimar sowie studentischen Projekten im Wohnlabor am Schloss entwickeln.