Vom Wertstoffhof zum Rohstofflager: Der „UMBAUHOF“
Wertstoff statt Abfall? Das österreichische Kollektiv asphalt sensibilisiert mit seinem Pilotprojekt „UMBAUHOF“ für die Wiederverwendung von Bauteilen.
In fast jeder Gemeinde sind sie zu finden: Die Recyclinghöfe, auch Wertstoffhöfe oder in Österreich Bauhöfe genannt. Dort zerkleinert man Materialien und downcycelt sie. Doch kann ein Bauhof mehr als nur eine Sammelstelle sein? Dieser Frage ging das Wiener Kollektiv asphalt gemeinsam mit der Architekturgalerie Raumburgenland nach. Sie verwandelten Bauhöfe im Burgenland in temporäre Pop-up-,,UMBAUHÖFE“. Diese können als Lager, Werkstatt, Tausch- und Verkaufsort fungieren und verweisen auf das Potenzial einer zirkulären Bauwirtschaft.
Vom Wertstoffhof zum Meetingpoint
asphalts Recherche zu Abfallströmen und Recyclingpraktiken in Österreich ergab, dass Recyclinghöfe ein Netzwerk bilden, das als Basis für ein lokales Wiederverwendungssystem für Baumaterialien dienen kann. Das asphalt-Team besuchte Bauhöfe im Burgenland, sprach mit den Mitarbeitenden und entwarf das Layout für den ersten ,,UMBAUHOF‘‘. Für jeweils einen Tag verwandelten sie Wertstoffhöfe in soziale Treffpunkte. Anwohner*innen der ländlichen Umgebung konnten bei einer Kaffeestation aus Altmaterialien mit den Initiatorin*innen über zirkuläre Baupraktiken diskutieren. Ausgestattet mit weißen Overalls und Kameras dokumentierte asphalt die Bauteile und befragte die ehemaligen Besitzer*innen zu deren Herkunft. In der „Umbaustation“ zerlegte das Team Altmaterialien und setzte sie zu neuen Pop-up-Möbeln zusammen. Mit diesem Pilotprojekt möchte das Kollektiv die Kreislaufwirtschaft durch lokale Anlaufstellen auf dem Land fördern und die Kommunen als Vorbilder etablieren. Das Projekt soll als Impulsgeber für weitere, reale Umbauhöfe dienen.
Welchen Wert hat Material?
Um den Wert wegzuwerfender Materialien wieder in den Vordergrund zu rücken, setzte das asphalt-Team die Bauteile bewusst in Szene. Jedes Element wurde mit detaillierten Angaben zu Alter, Zustand, Maßen und Herkunft dokumentiert. So entstand ein Bauteilkatalog – eine Datenbank mit wiederverwendbaren Materialien. Dieser Katalog bietet eine Übersicht über potenziell verkäufliche Bauelemente, die in Zukunft sowohl für private als auch gewerbliche Kund*innen eine wertvolle Ressource für Bauprojekte und Renovierungen darstellen könnten.
Ausblick für eine zirkuläre Bauwirtschaft
Bei den Architekturtagen Österreich 2024 präsentierte die Architekturgalerie in Eisenstadt die Ergebnisse der Pop-up-„UMBAUHÖFE“. Als Schaulager konzipiert – ähnlich dem Ausstellungskonzept „Open for Maintenance – Wegen Umbau geöffnet“ des Deutschen Pavillons auf der Architekturbiennale 2023 –, zeigte die Ausstellung exemplarisch die wiederverwertbaren Bauteile und Möbel der Pop-up-Serie. Die Besucher*innen hatten zudem die Möglichkeit, die Objekte zu erwerben.
Das Pilotprojekt von asphalt demonstriert, wie Wertstoffhöfe als Materialbanken dienen könnten, um die Lebensdauer von Baumaterialien zu verlängern und Abfall zu reduzieren. Sie könnten eine Schlüsselrolle in der zirkulären Bauwirtschaft übernehmen, indem sie eine Anlaufstelle für die Wiederverwendung von Materialien bieten. Praxisnahe Konzepte, wie der ,,UMBAUHOF‘‘ ermutigen Nutzer*innen, selbstständig zu recyceln und sich über zirkuläre Bauweisen zu informieren.