Vom Betonabfall zum Stadtmöbel: Die Bank 66CO2

Möbel aus Bauschutt von nebenan: Panta Rhei Collaborative und der Designer Miles Dean gestalteten aus vor Ort gefundenen, recycelten Betonbohrkernen eine Sitzbank für das historische Hafengebiet in London.

Im Rahmen des Wettbewerbs „Pews and Perches“ des London Festival of Architecture 2024 entwickelte das Panta Rhei Collaborative (PRC) gemeinsam mit dem Designer Miles Dean eine Bank mit dem Titel „66CO2“. Der Wettbewerb forderte Studierende und Absolvent*innen der Architektur auf, kreative Wege zur Wiederverwendung von Materialien zu finden und gleichzeitig die Geschichte des historischen Hafengebiets zu reflektieren. Im Zuge dessen erforschten die Raumpraktiker Bene Wahlbrink und Eugenio Cappuccio von PRC und Miles Dean, wie Betonabfälle aus aktuellen Abrissarbeiten im öffentlichen Raum wiederverwendet werden können. Entstanden ist dabei ein Stadtmöbel, das unter anderem aus im Material gebundenen Kohlenstoff besteht und am Pump House der Royal Docks platziert wurde.

Entwerfen mit Bauabfällen 

Für den Entwurf der „66CO2“-Bank nutzte das Team Baumaterialien, die bei nahegelegenen Abrissarbeiten anfielen. Die Royal Docks bieten dafür ideale Bedingungen, da in der Umgebung viele Sanierungen stattfinden. Besonders inspirierten die Planer die zylindrischen Formen der Betonbohrkerne, die normalerweise dazu verwendet werden, Materialproben zu entnehmen oder Öffnungen für Leitungen zu schaffen. PRC machte sie zum zentralen Element ihres Entwurfs. Der gesamte Prozess folgte dabei der Philosophie des Kollektivs: alte Materialien wiederverwenden und das entwurfliche Konzept auf dieser Grundlage aufbauen.

Handarbeit und Präzision

Innerhalb von drei Wochenenden baute das Team die Bank in einer Werkstatt in Südlondon selbst. Sie behandelten den Beton wie Stein, schnitten, glätteten und fügten die Bohrkerne präzise zusammen. Jedes Bankmodul wurde so entworfen, dass es von zwei Personen getragen werden kann, wodurch es mobil und an anderen Orten leicht wiederverwendbar ist. Die zylindrischen Betonstücke dienen als Füße, während die Sitzfläche aus recycleten Betonplatten besteht, die auf gelben Stahlprofilen ruhen.

Funktionale Kunst am Londoner Hafen

Seit 2018 haben die Verantwortlichen des Wettbewerbs 25 Bänke an den Royal Victoria Docks aufgestellt; dieses Jahr kamen sechs neue hinzu. Jede Bank erzählt ihre eigene Geschichte: Die wellenförmige „Submarine Cables“-Bank erinnert an Silvertowns Vergangenheit als Hersteller von Unterseekabeln. Die Bank „Now is the Time to Moor Off“ verwandelt ein Zuckernebenprodukt in eine skulpturale Sitzgelegenheit. Die „66CO2“-Bank von PRC bleibt mindestens ein weiteres Jahr an den Docks, bevor sie abgebaut und an einem neuen Ort aufgestellt wird.