Visionen am Humboldthafen: Der Entwurf „Haus Park“

Auf Einladung der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung entwarfen Studierende Prototypen für ein Fahrradparkhaus der Zukunft.

Zwischen Hauptbahnhof und Charité, Spandauer Schifffahrtskanal und Spree: Der Berliner Humboldthafen entstand im 19. Jahrhundert nach Plänen des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné. Mit dem Bau der Europacity erfuhr der Hafen in den letzten Jahren eine rege Bautätigkeit und rückte in das Bewusstsein der Gesellschaft. Im Wintersemester 2022/23 lud Senatsbausenatorin Petra Kahlfeldt neben drei weiteren Lehrstühlen den Lehrstuhl Raumgestalt und Entwerfen der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) ein, um im Rahmen eines Entwurfsstudios ein Fahrradparkhaus am Hafenbecken zu entwerfen. Gemeinsam mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Viyaleta Zhurava verstand Prof. Oda Pälmke die Entwurfsaufgabe als Auseinandersetzung mit einem neuen Typus, einem Zweckbau der Zukunft, der neben Stellplätzen für Fahrräder auch Orte des Zusammenkommens beinhalten sollte.

Funktionale Ikonen

In Anlehnung an Entwürfe des sowjetischen Architekten Konstantin Stepanowitsch Melnikow sollten ikonische Bauten entstehen, die über ihren rein funktionalen Zweck hinaus skulpturale Qualitäten und einen zukunftsweisenden Charakter annehmen sollten. Zu Melnikows Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt das Auto als Fortbewegungsmittel der Zukunft, für das neue Bautypen entwickelt werden mussten. In gleicher Weise sollten die Studierenden nun neue architektonische Formen für eine prototypische Fahrradgarage finden, die wiederum Ausdruck einer neuen Lebensweise sein sollte.

Als Auftakt des Entwurfs reisten die Studierenden im November 2022 nach Berlin. Auf einer Fahrradtour entlang der Uferwege der Stadt besuchten sie Architekturikonen und monumentale Funktionsbauten wie Ludwig Leos Umlauftank 2, die Kant-Garagen von Hermann Zweigenthal und die AEG Turbinenhalle von Richard Paulick und Peter Behrens. Im anschließenden Workshop in der Architektur Galerie Berlin wurden Ideen von Theoretiker*innen wie Denise Scott Brown und Robert Venturi, Rem Koolhaas, Aldo Rossi, Richard Sennett, Alison und Peter Smithson oder Karl Friedrich Schinkel reflektiert und in die Diskussion aufgenommen.

Ausdruck vielfältiger Bedürfnisse

Kollaborativ entstanden schließlich fünf verschiedene Entwürfe, die trotz utopischer Anmutung einen Realitätsanspruch beibehielten. Angepasst an die Umgebung des Hafens oder flexibel an unterschiedliche Orte adaptierbar, schwimmend als Ponton oder hängend an der Humboldthafenbrücke, Wohnungslose und Geflüchtete unterstützend oder Besucher*innen unterhaltend – alle Ideen gingen sensibel auf die vielfältigen am Hafen verorteten Bedürfnisse ein. Sie funktionieren autonom, können aber auch zeitgleich und sich ergänzend gedacht werden. Am 3. März 2023 wurden die Entwürfe vor der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Berlin präsentiert.