USB Core: Ein Prototyp für kohlenstoffsenkendes Wohnen
Architekt Alejandro Aravena und sein Büro ELEMENTAL zeigen gemeinsam mit Holcim, wie sich Nachhaltigkeit und Sozialbau im Maßstab 1:1 denken lassen. Der Prototyp ist in Venedig ausgestellt.

Im Rahmen der Ausstellung „Time Space Existence“ des European Cultural Centre präsentierten das chilenische Architekturbüro ELEMENTAL und das Bauunternehmen Holcim vom 6. Mai bis zum 23. November 2025 in Venedig ihren gemeinsam entwickelten Prototypen einer Wohneinheit. Der 21 m² große „USB Core“ vereint Küche, Bad und alle notwendigen Versorgungsleitungen in einem kompakten Modul. Im Zentrum steht ein dringliches Thema: Wie lässt sich bezahlbarer Wohnraum schaffen, ohne die ökologischen Belastungsgrenzen weiter zu überschreiten? Der Entwurf antwortet auf zwei Herausforderungen: den Mangel an erschwinglichem Wohnraum in wachsenden Städten und die notwendige Dekarbonisierung des Bauens.

Modular, sozial, emissionsarm
Der USB Core Prototyp folgt einem Prinzip, das Alejandro Aravena bereits in Projekten wie in Chile oder Mexiko erfolgreich angewandt hat: inkrementelles Wohnen. Bewohner*innen erhalten ein strukturell vollständiges, aber bewusst reduziertes Basismodul, das sie eigenständig erweitern und individuell ausbauen können. Diese Strategie macht den Bauprozess nicht nur schneller und kosteneffizienter, sondern auch sozial gerechter. Das Projekt zielt auf Selbstermächtigung statt Abhängigkeit und trifft damit einen Nerv in Zeiten globaler Urbanisierung und wachsender Migration.

Baustoff als Kohlenstoffsenke
Technologisch baut der Prototyp auf Holcims Expertise auf: Das Unternehmen bringt seine zirkulären und kohlenstoffarmen Materialien wie ECOPact, ECOPlanet und den zu 100 Prozent aus recycelten Zuschlagstoffen bestehenden Netto-Null-Beton ein. Im Mittelpunkt steht dabei eine neue Biokohle-Technologie, die CO₂ nicht nur vermeidet, sondern dauerhaft bindet. Eingesetzt in Beton, bleiben die Festigkeit und der Verarbeitungsprozess unverändert, während die Emissionen drastisch sinken. So entsteht ein Baustoff, der nicht nur weniger ausstößt, sondern aktiv CO₂ speichert.

Ein System mit Potenzial
Entscheidend bleibt das Gesamtsystem: Ein technisches Herzstück aus Küche und Bad, verpackt in eine emissionsarme Struktur, bereit für den weltweiten Einsatz. Die Frage „Bauen oder nicht bauen?“ wird hier nicht umgangen, sondern neu gestellt: Wie kann Architektur radikal vereinfachen, ohne zu verarmen?