Tentakel, Moos und Horn: Mobile Research Incubator Units beim Festival „Theater der Welt 2023“
Für das internationale Festival „Theater der Welt 2023“ entwickelten Studierende der Hochschule für Gestaltung Offenbach, der Städelschule Frankfurt und der Tokyo University of the Arts mobile Forschungsstationen entlang des Mains.
Vom 29. Juni bis 16. Juli fand das internationale Festival „Theater der Welt 2023“ in Frankfurt und Offenbach statt. Neben renommierten Persönlichkeiten der Performance- und Theaterszene waren auch die Städelschule Frankfurt mit Prof. Benjamin Foerster-Baldenius vom Cohabitation Lab sowie die Hochschule für Gestaltung Offenbach mit Prof. Heike Schuppelius vom Lehrgebiet Bühnenbild/Szenischer Raum und Prof. Kai Vöckler vom Lehrgebiet Urban Design eingeladen, gemeinsam mit ihren Studierenden einen Beitrag vorzubereiten. So entstand in weiterer Zusammenarbeit mit Gästen der Tokyo University of the Arts das transdisziplinäre Projekt „Landing. Mobile Research Incubator Units“. Das Team präsentierte sich unter dem Namen UNITED INSTITUTES.
Der Main als Verbindungselement
In Vorbereitung auf das Festival hatte Kuratorin Chiaki Soma die Studierenden beauftragt, sich mit den Standorten Frankfurt und Offenbach sowie deren Verbindung durch den Main zu beschäftigen. Lokale und aus Tokyo angereiste Studierende erarbeiteten gemeinsam in einem Workshop das Konzept, das sich in Form der sogenannten mobilen Forschungsstationen konkretisierte. Neun dieser Entwürfe „landeten“ während des Festivals an drei unterschiedlichen Tagen und Standorten entlang des Mains. Nicht nur der Fluss agierte als verbindendes Element zwischen den zwei urbanen Polen, sondern auch die einzelnen Interventionen der Studierenden, die Aspekte der zwei Städte vereinten und künstlerisch weiter interpretierten.
Nomade Forschungseinheiten mit drei Landepunkten
Die erste Landung fand zur Eröffnung des Festivals auf dem Freigelände des Hafen 2 in Offenbach am Main statt. Modernde Baumstämme auf überdimensionierten weißen Tüchern, blaue Tentakel, die aus einer Holzbox ragen oder ein bewegliches Riesenhorn – die Forschungsstationen, die auf den ersten Blick wie Requisiten einer Theateraufführung aussahen, boten ein interaktives Spektakel.
Am 8. Juli wurden die Forschungseinheiten mobil. Die Parade des Projekts „Landing. Mobile Research Incubator Units“ startete in Offenbach und führte begleitet von auffälligen, selbst bedruckten Fahnen entlang des Mainufers bis vor das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt. Hier konnten die Teilnehmenden mit über 100 Passant*innen auf einem großformatigen Bild die Skyline der Bankenstadt vervollständigen. Die dritte Landung der Forschungseinheiten am 15. Juli führte zurück nach Offenbach - hier wurde schließlich auf dem Stadthof am Rathaus die Finissage des Festivals gefeiert.
Akustische Erlebnisse
Findet sich eine Stadt in ihren Tönen und Geräuschen wieder? Wie lernt man die einzelnen Geschichten einer Stadt kennen? Mit urbanen Hörerlebnissen beschäftigten sich zwei Forschungsstationen. Das Team des Projekts „Searching for a Non-Obvious Connection“ baute ein überdimensioniertes, zweiseitig ausgerichtetes Holzhorn, mit dem es auf der Strecke zwischen Offenbach und Frankfurt Töne einsammelte, sie aufzeichnete und vermischte. Der so entstandene subtile Klang bildete die „nicht-offensichtliche“ Verbindung zwischen den zwei Städten. Ein weiteres akustisches Experiment lief unter dem Titel „Stories between Two Cities“, das authentische Geschichten von anonymen Beiträger*innen aus beiden Städten wiedergab. Die Erzählungen konnten von den Besuchenden über Telefonanlagen gehört werden.
Moos als Symbol der Fürsorge
Moose begeistern nicht nur Botaniker*innen. Sie bilden grüne Miniaturlandschaften auf fast jedem Grund und sind außerordentlich widerstandsfähig – auch nach dem Austrocknen können sie tagelang überleben. Das Team des sogenannten Mosscape-Projekts hat diese spezifische Pflanze genau untersucht und aus dem Taunus Wald drei von Moos bedeckte Baumstämme für die Dauer des Festivals ausgeliehen, um sie anschließend zurück an ihren Herkunftsort zu bringen. In weißen Kitteln und mit Laborpräzision extrahierten die Studierenden die fragilen Stämme aus dem Wald und enthüllten sie mit höchster Sorgfalt während der drei Landungen. Umhüllt in weißen Leinentüchern wurden die Moose symbolisch zum Gegenstand der Pflege und Fürsorge.