Step by Step zum Entwerfen: Das Seminar „Breakfast Machines“

Wie lernt man kreatives Denken? Für Studierende an der Hochschule München bedeutete das, am Frühstückstisch anzufangen und eben diesen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Designen Sie eine Frühstücksmaschine! Eine Frühstücksmaschine? Die Architekturstudierenden im zweiten Bachelorsemester an der Hochschule München erwartete eine, für angehende Architekt*innen auf den ersten Blick ungewöhnliche Aufgabe. Doch genau das ist Teil der Methode von Prof. Julian Krüger, der Entwerfen, Darstellen und Gestalten lehrt. Beim Entwerfen von etwas, für das es bislang keinerlei Vorbilder gibt, sollten die Kursteilnehmer*innen verstehen, was kreatives Denken bedeutet. Dies umfasst den gesamten Prozess von einer ersten Idee über die Gestaltung bis zur Konstruktion eines funktionierenden Objektes. Die so erworbenen Fähigkeiten und Herangehensweisen lassen sich später in Studium und Praxis in einem anderen Maßstab auch für Architekturprojekte anwenden, so Prof. Krüger.

Step one

Der Kurs war iterativ aufgebaut, die Studierenden haben sich in Einzelschritten an die Frühstücksmaschine herangearbeitet. Zunächst bekamen jeweils zwei Personen eine der drei alltäglichen Frühstückshandlungen zugelost: Ein Ei köpfen, eine Scheibe Toast mit Marmelade bestreichen und Cornflakes mit Milch zu versetzen. Diese waren der Aufgabe folgend sehr detailliert zu analysieren und zeichnerisch darzustellen. Unterschiedliche Darstellungsweisen wie Skizzen, Collagen, Zeichnungen und Text kamen zur Anwendung. Am Ende dieser Phase sollten die Teams präzise technische Zeichnungen der für die konkrete Aktion gebrauchten Objekte präsentieren.

Step two

Für die zweite Aufgabe mussten die Studierenden eine Gebrauchsanweisung für die Tätigkeit selbst anfertigen. Jeder Schritt war zu erklären und zu visualisieren, beispielsweise welche Bewegungen die Hand dafür ausführen muss. Dadurch entstanden Fragestellungen der Reduktion und visuellen Kommunikation von Sachverhalten: Was ist wirklich essenziell, um ein Verständnis der Handlung zu vermitteln? Diese Art des Herausarbeitens von Wesenskernen ist ein grundlegender Modus Operandi von Architekt*innen.

Step three

Zu guter Letzt stand der Entwurf der Frühstücksmaschine an. Sie sollte in der Lage sein, die zuvor analysierte Aktion durchzuführen. Wie könnte eine Maschine funktionieren und aussehen, die ein Ei köpft? Nun fand der Transfer der zuvor dargestellten Handlungen statt. Interessant war, hierbei die Genese der Ideen zu beobachten: Erste Skizzenmodelle bestehend aus Tape und Pappe entwickelten sich zu beweglichen Maschinen, die technisch gedacht und gefügt sind. Auf diesem Weg begegneten den Studierenden viele Hürden und Fragestellungen, die auch im späteren Architekt*innenalltag noch Relevanz behalten. Professor Krüger unterstreicht mit diesem Kurs, was eine der eigentlichen Kernkompetenzen von planerischen Berufen ausmacht: Das kreative Denken und Problemlösen, – das auch in Zukunft nicht so einfach von künstlicher Intelligenz zu ersetzen sein wird.