Planning and Architecture for Ukraine: Digitale Lehre in Kriegszeiten
Vier deutsche Hochschulen haben ein Netzwerk und eine digitale Lernplattform ins Leben gerufen. Das erklärte Ziel der Plattform ist die Unterstützung ukrainischer Studierender, Lehrender und Forschender.
Das ukrainische Bildungssystem ist in großem Maße von den Auswirkungen des Krieges betroffen. Zur Unterstützung ukrainischer Studierender, Lehrender und Forschender hat ein Zusammenschluss aus vier deutschen Hochschulen das Netzwerk „Planning and Architecture Network for Ukraine“ (Pan for Ukraine) initiiert. Gemeinsam wollen Prof. Detlef Kurth von der RPTU Kaiserslautern, Prof. Frank Schwartze von der TH Lübeck, Prof. Silke Weidner von der BTU Cottbus-Senftenberg und Christoph Wessling von der TU Berlin deutsche und ukrainische Architektur- und Stadtplanungsschulen miteinander vernetzen, die Lehre in der Ukraine fördern und ukrainischen Studierenden trotz Krieg den Bildungsabschluss ermöglichen. Diese Ziele wollen sie mit der Lern- und Austauschplattform „WiederAufBauSteine und integrierte Stadtentwicklung“ erreichen. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen des Förderprogramms „Ukraine digital“.
Vorlesungen, Workshops, Stipendien
Neben digitalen Vorlesungen und Workshops rund um das Thema Wiederaufbau nach Kriegszerstörungen bietet das Netzwerk Stipendien für ukrainische Studierende an, die es ihnen ermöglichen sollen, ihr Studium erfolgreich abzuschließen. Im Sommersemester 2023 arbeiteten Studierende der RPTU Kaiserslautern, der Nationalen Polytechnischen Universität Lwiw und der Kiyver Nationalen Universität für Bauwesen und Architektur an einem Projekt zur Integration von Binnengeflüchteten in der westukrainischen Stadt Drohobych. Ziel des von Anna Kuzyshyn, Poliksen Qorri-Dragai, Yaryna Onufriv und Solomiya Shcheholska betreuten Projekts „ReStep Drohobych“ war es, einen resilienten Stadtentwicklungsplan für den öffentlichen Raum zu entwickeln. Bedingt durch den Krieg konnten die deutschen Studierenden nicht in die Ukraine reisen, um vor Ort mit den ukrainischen Studierenden die Stadt zu analysieren und gemeinsam Konzepte für Drohobych zu entwickeln. Umso wichtiger war der enge digitale Austausch zwischen Kaiserslautern, Drohobych, Lviv und Kiyv.
Eine deutsch-ukrainische Kollaboration
Die Studierenden aus Lviv und Kyiv führten zunächst eine Bestandsaufnahme der Stadt durch und identifizierten mögliche Standorte für Interventionen im öffentlichen Raum. Außerdem organisierten sie Workshops mit lokalen Akteur*innen. Parallel dazu werteten die Teilnehmenden in Kaiserslautern nationale und internationale Stadtentwicklungskonzepte aus und leiteten daraus erste Kriterien ab. In digitalen Treffen tauschten die Teams aus Deutschland und Ukraine ihre Erkenntnisse aus und erschlossen sich so eine erste Grundlage für die weitere Herangehensweise. Anregungen für die Gestaltung und Umsetzung ihres Projekts holten sich die Studierenden im Rahmen einer Exkursion nach Berlin. Die Architektur und der öffentliche Raum der deutschen Hauptstadt sind geprägt vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Ergebnisse aus Feldforschung und Stadtanalyse übertrugen die Studierenden schließlich auf die westukrainische Stadt.
Resiliente Ansätze für Drohobych
Auf Grundlage ihrer Analysen und der Erkenntnisse aus der Exkursion entwickelten die Studierenden ein gesamtstädtisch zusammenhängendes, resilientes Stadtentwicklungskonzept für Drohobych. Bedingt durch den russischen Angriff auf die Ukraine sind viele Menschen aus dem Osten des Landes in den Westen geflüchtet. Das übergeordnete Ziel des Projekts war, die Integrationen der Binnenflüchtlinge durch Interventionen im öffentlichen Raum und den Dialog zwischen den Einheimischen sowie den Zugezogenen zu fördern. Im Rahmen des Projekts sollten gleichzeitig die Integration der Geflüchteten unterstützt und dabei ihre Identifikation gewahrt werden. Ihre Hypothese lautete:
In Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen wurden drei Standorte in der Stadt für die Entwicklung öffentlicher Räume ausgewählt. Für diese Orte haben die Studierenden Stadtmöbel entworfen und hergestellt, die den Dialog zwischen den Anwohner*innen fördern sollen. Das Projekt zeigt, dass Studierende wichtige Impulse für die Neugestaltung des öffentlichen Raums in Krisenzeiten geben können. Wie die Stadtmöbel von der Bevölkerung angenommen werden, soll im nächsten Schritt beobachtet werden.