Nicht für die Müllpresse: REuse REcycle REdesign

Kreislaufdenken und ein kreativer Umgang mit vorhandenen Ressourcen lassen sich bereits im Modellbau üben. Architekturstudierende der TH Augsburg haben in den letzten Semestern mit vermeintlichen Abfällen experimentiert.

An der Technischen Hochschule Augsburg bauen Bachelorstudierende des zweiten bis vierten Semesters Architekturmodelle aus Material, das sonst in der Mülltonne gelandet wäre. Anstelle teurer Finnpappe oder Acrylglas kommen alte Pralinenverpackungen, Styrodurschnipsel oder benutzte Aluminium-Kaffeekapseln zum Einsatz. Der Fokus auf diese Art des Recyclings von Alltagsabfällen im Architekturstudium hat verschiedene Lerneffekte. Modellbau ist nach wie vor unerlässlich, um architektonische Projekte zu entwickeln und das Verständnis von Dreidimensionalität zu schulen. Er stellt jedoch auch einen erheblichen Kostenfaktor für Architekturstudierende dar – vor allem, wenn jedes Mal neues Material gekauft werden muss.

Gleichberechtigter Modellbau

Das Arbeiten mit Abfallstoffen hat zunächst einen egalisierenden Effekt. In der herkömmlichen Lehre ist es häufig so, dass Studierende mit einem stabileren finanziellen Hintergrund in der Lage sind, beeindruckendere Modelle zu bauen. Das schlägt sich natürlich auch auf die Benotung nieder und manifestiert somit soziale Ungleichheiten im Studium. Zudem hindern die teuren Materialkosten so manchen Studierenden daran, schnelle Arbeitsmodelle zu bauen, die für den Entwurfs- und Lernprozess sehr förderlich sind. Eine Auseinandersetzung mit dem Ressourcenverbrauch liegt auf der Hand. Die angehenden Architekt*innen verbrauchen nicht nur weniger Material, sondern schärfen auch das Bewusstsein für Kreisläufe. Ebenso ist die spätere Trennbarkeit der einzelnen Modellbau-Abfallmaterialien zu beachten.

Kreativität gefragt

Ein weiterer wichtiger Punkt dieser Praxis ist die Anregung des kreativen Denkens. Man muss mit Getränkekartons oder zerknülltem Skizzenpapier auf eine ganz andere Weise umgehen als mit den klinisch reinen Produkten aus dem Regal. Das Gleiche gilt auch für die digitale Nachbearbeitung der Modelle. Auch hier müssen sich die Studierenden auf eine andere Art und Weise „abarbeiten“. Am Ende entsteht eine ganz eigene Ästhetik der Arbeiten, die für das Mach- und Verfügbare sensibilisiert. Oder aber es findet zumindest eine tiefergehende Beschäftigung mit den Materialien statt, sodass am Ende eine gute Sortierung und Bearbeitung Ergebnisse hervorruft, die von gewöhnlichen Architekturmodellen nicht zu unterscheiden ist.