Leben auf der Autobahn: „AIV-Schinkel-Wettbewerb“ 2023 entschieden

Welche Chancen ergeben sich aus der Stilllegung des Autobahnabschnitts A 104 im Süden Berlins? 13 Visionen junger Planer*innen.

Zum 168. „AIV-Schinkel-Wettbewerb“ wurden aus über 100 Teilnehmenden 13 Preisträger*innen ausgewählt. Unter dem Titel „Stadt statt A 104“ hat der AIV (Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg) in diesem Jahr aufgerufen, städtebauliche, verkehrliche, architektonische, künstlerische und landschaftsgestaltende Ideen zur Nachnutzung der gesamten Autobahn 104 im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf zu finden. Es wurden Preisgelder in Höhe von 27.000 EUR vergeben. Die Jury betonte besonders die diesjährige Prämierung mehrerer internationaler Beiträge. baunetz CAMPUS ist Medienpartner des Wettbewerbs.

Preis mit Tradition

Der „AIV-Schinkel-Wettbewerb“ wurde zum ersten Mal 1852 ausgelobt und gehört damit zu den ältesten und bekanntesten deutschen Nachwuchspreisen. Anlässlich des Geburtstages Karl Friedrich Schinkels sollen jedes Jahr junge Studierende und Absolvent*innen verschiedener Fachrichtungen kreative Lösungen für zukunftsweisende Planungsaufgaben entwerfen. Damit möchte der AIV einerseits den wissenschaftlich-technischen Nachwuchs fördern, andererseits aber auch Denkanstöße für reale Planungsvorhaben in Berlin und Brandenburg geben.

„Schlange“, Breitenbachplatz und „Bierpinsel“

Bereits seit 2021 fordert der AIV von Politiker*innen, über den zukünftigen Umgang mit der A 104 nachzudenken. Bekannt ist der Autobahnabschnitt zwischen der A 100 und A 103 besonders wegen der Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße, kurz „Schlange“, der Autobahnbrücke über dem Breitenbachplatz und dem „Bierpinsel“. Dem AIV geht der von der Politik versprochene bloße Rückbau der überdimensionierten Autobahnbrücke nicht weit genug. Er hält die Stilllegung der kompletten Trasse für notwendig. Die Umgestaltung der A 104 soll zum Modellprojekt des zukünftigen Stadtumbaus werden, weg von der längst überholten autogerechten Stadt, hin zur Verkehrswende und zum menschlichen Maßstab.

Im Geiste Schinkels

Die Teilnehmenden näherten sich dem komplexen Thema von ihrem jeweiligen Spezialgebiet aus: Städtebau, Landschaftsarchitektur, Verkehrsplanung, Architektur, Denkmal und Handwerk, Konstruktiver Ingenieurbau und Freie Kunst. Aufgabenstellung und Entwurfsbereich variierten zwar je nach Fachgebiet, interdisziplinäre Gruppen wurden jedoch mit Sonderpreisen geehrt. Auf diese Weise soll der universale Anspruch Schinkels in Erinnerung gerufen und die Planungsaufgabe so umfassend wie möglich angegangen werden.

Die Preisträger*innen im Überblick:

Fachsparte Architektur:

  • „Berlin's Urban Bio-Loop“ gewann den Schinkelpreis und ein Reisestipendium der Hans-Joachim Pysall-Stiftung
    Aneliya Kavrakova, Mary Lee, Sue Yen Chong, Dienu Amriza Prihartadi von University of Edinburgh
  • „In-Between“ gewann einen 3. Diesing-Preis, gestiftet von der Karl-Friedrich-Schinkel-Stiftung
    Abu Sayeed Mohammed Ziad, Pubali Kumar (Hochschule Anhalt) Mahlaqa Fahami (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg)
  • „waterscape“ gewann einen 3. Diesing-Preis, gestiftet von der Karl-Friedrich-Schinkel-Stiftung
    Minyoung Choi, Alice Reed, Mari Kristine Helland, Lulwa AlSharhan von University of Edinburgh
  • „Metabolismus Sta(d)t Brutalismus“ gewann einen 3. Diesing-Preis, gestiftet von der Karl-Friedrich-Schinkel-Stiftung
    Laura Collet, Paula Hedwig Kneip (Hochschule Kaiserslautern)
  • „Ich glaub', ich steh' im Wald“ gewann einen 3. Diesing-Preis, gestiftet von der Karl-Friedrich-Schinkel-Stiftung
    Malgorzata Burkot, Marta Galdys, Katarzyna Dolecinska (TU Krakau), Weronika Frycz (TU Dresden)
Fachsparte Städtebau:
  • „Quartier 104“ gewann den Schinkelpreis
    Stella Motz, Julius Rymarcewicz (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg)
  • „Stadt Band Plus“ gewann den Sonderpreis Städtebau, gestiftet von der BAUWENS-Gruppe
    Leah Kuberczyk, Tim Feinauer, Léane Dott (HTWG Konstanz)
Fachsparte Landschaftsarchitektur:
  • „AufKläranlage“ gewann den Schinkelpreis
    Isabella Bönke, Laura Jacobsen, Linda Kühnel (TU Berlin)
  • „Park 104“ gewann den Sonderpreis Denkmal und Handwerk, gestiftet vom Verein Restaurator im Handwerk e. V.
    Tom Schneider (Berliner Hochschule für Technik), Sarah Lemnitz, Jonas Möller, Otis Schmidt (TU Berlin)
  • „Grüne A'der'104“ gewann den Sonderpreis der Lenné-Akademie
    Annemarie Henßler, Mona Schäfer, Tamara Jakoby (TU Dresden)
Fachsparte Konstruktiver Ingenieurbau:
  • „A 104 – Tausche Auto gegen Zweiraum-Wohnung“ – Anerkennung, gestiftet vom VBI (Verband Beratender Ingenieure)
    Viktoria Reiter, Sarah Schernthaner (Hochschule München), Helen Weitrub, Julian Widiger (Berliner Hochschule für Technik)
Fachsparte Freie Kunst:
  • „In Gedenken an die A 104“ gewann den Schinkelpreis
    Antonia Heesen, Charlotte Vetter, Elaine Braunholz, Janek Brinkschröder (Universität Kassel)
  • „Wie wir zusammen alt werden“ – Sonderpreis der Stiftung Berliner Leben
    Kilian Schneider, Louis Speer (TU Berlin)