Künstliche Intelligenz im Studium: Die Plattform für eine sichere Nutzung von KI

An der Fakultät für Gestaltung der HAWK (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim) hat das Lehrgebiet Interaction Design eine neue Plattform für die sichere Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) bereitgestellt. Entwickelt wurde die sogenannte Plattform „HAWKI“ unter der Leitung von Prof. Stefan Wölwer, der für baunetz CAMPUS die Hintergründe des Projektes erläuterte.

Auch wenn der öffentliche Launch von ChatGPT am 30. November 2022 als ein technologischer Wendepunkt bezeichnet wurde, sind der Einsatz und die Nutzung von KI (Künstliche Intelligenz) in allen Bereichen unseres täglichen Lebens längst keine Neuigkeit. Die HAWK hat KI schon früh als Chance erkannt und sich dafür eingesetzt, den Studierenden einen geschützten Rahmen zu bieten, damit sie sich mit dem Stand der Technik vertraut machen können. So kam es zur Entwicklung der Hochschulplattform HAWKI, die eine sichere Anwendung von KI im akademischen Rahmen ermöglicht. Verantwortlich dafür ist das Team am Lehrgebiet Interaction Design von Prof. Stefan Wölwer. 

KI in der Gestaltung

An der Fakultät für Gestaltung in Hildesheim gilt Künstliche Intelligenz als ein ernstzunehmendes Tool. Neben den momentan bekannten Anwendungen wie ChatGPT und Stable Diffusion sind KI-Technologien in etablierten Software-Systemen wie Microsoft und Adobe integriert und somit längst ein Teil von Gestaltungsprozessen geworden. Es ist daher umso wichtiger, die reflektierte Anwendung von KI-Tools bereits im Studium zu ermöglichen – und zwar durch den barrierefreien und datenschutzkonformen Zugang.

In diesem Sinne wurde die Hochschulplattform HAWKI aufgebaut. Die Initiative ging von den wissenschaftlichen Mitarbeitern Jonas Trippler und Vincent Timm am Lehrgebiet Interaction Design aus, die den Prototypen für die Plattform entwickelten. Die Hochschule hat dafür einen zentralen Account bei OpenAI, dem Anbieter von ChatGPT, eingerichtet. Alle Hochschulangehörigen können sich dadurch kostenlos, anonym und datenschutzkonform in einen sicheren Bereich einloggen. 

„Ein großes Missverständnis liegt in der Annahme, ChatGPT sei eine gut funktionierende Suchmaschine bzw. bildgebende Werkzeuge wie Stable Diffusion oder Midjourney hätten vermeintlich eigene kreative Kompetenzen.“ Prof. Stefan Wölwer

Ein Lernprozess für alle

Wie lehrt man den Umgang mit KI-basierten Tools, die gerade erst auf dem Markt erschienen sind? Der Einsatz solcher Technologien ist nur dann sinnvoll, wenn ein fundiertes Verständnis der Leistungsfähigkeit dieser Systeme vorhanden ist. In erster Linie liegt die Verantwortung der Lehrenden darin, die Studierenden in der selbstbewussten Handhabung dieser Werkzeuge zu bestärken. Die angehenden Gestalter*innen müssen die Entscheidungskompetenz und das kritische Hinterfragen der Ergebnisse erlernen und trainieren. Darüber hinaus ist es wichtig zu verstehen, dass sich Lehrende und Lernende mit der rapiden Entwicklung aktueller KI-Tools gleichzeitig auseinandersetzen und sich in diesem Prozess gemeinsam weiterentwickeln. Diese Tatsache erschwert die klassische Wissensvermittlung und ruft nach neuen Bildungsmodellen. 

„Die KI-Systeme sind kein Ersatz für reflektiertes kreatives Arbeiten und wissenschaftlich-forschende Argumentation.“ Prof. Stefan Wölwer
 

KI in der Architektur

Während sich technologieoffene Studiengänge wie Interaction Design und Produktdesign bereits intensiv damit auseinandersetzen, weisen andere Bereiche wie Architektur und Innenarchitektur weniger Berührungspunkte mit KI auf. Im zweidimensionalen Bereich gibt es bereits eine Fülle von Trainingsdaten, die sich im dreidimensionalen Bereich noch nicht widerspiegelt. Diese Diskrepanz erkennt man schnell: Es gibt zahlreiche faszinierende Bildsimulationen oder Grundrissvarianten von Gebäuden, wohingegen es an brauchbaren strukturellen und konstruktiven Lösungen, die von einem KI-Algorithmus generiert werden könnten, noch mangelt. 

Welches Potenzial hat also KI im Architekturstudium? An der HAWK verwenden die Studierenden beispielsweise ChatGPT als Sprachmodell, um Codes zu generieren, die anschließend in 3D-Gestaltungswerkzeugen wie Blender verwendet werden. Wichtig bleibt immer: Die gestalterische Entscheidung darf den (zukünftigen) Planenden nicht abhandenkommen. 

„Positive wie negative Eigenschaften der Menschen scheinen einem Beschleunigungsprozess ausgesetzt zu sein. Neugierde und Forschungs- und Gestaltungswille werden vielfach gestärkt, Tendenzen, auf leichte Antworten und fremde Ergebnisse zu setzen, verdichten sich.“ Prof. Stefan Wölwer