Klimafestival 2022: Was bewirken drei Tage für die Bauwende?

Vorträge, Workshops, Diskussionen und Inspirationen zur Klimafrage in der Baubranche: Vom 2. bis 4. November fand das Heinze Klimafestival 2022 in Düsseldorf statt. Und jetzt? Eindrücke aus unserer Redaktion.

Bühne frei für alle Stimmen der Nachhaltigkeit

Entlang der drei Festival-Tage spielte sich das abwechslungsreiche Vortragsprogramm simultan auf drei Bühnen ab. „Change“, „Effizienz” und „Ressource“ waren die von den Organisator*innen bestimmten Themenschwerpunkte, auf die namhafte Persönlichkeiten aus der akademischen und planenden Welt ausführlich eingegangen sind. Sie formulierten Warnungen, Aufforderungen, offene Fragen, Meinungen und Erkenntnisse zu Teilaspekten der weltweiten Klimaproblematik, die gemeinsam mit dem Publikum besprochen wurden. Der Wille nach einem transparenten Austausch war bei den Vortragenden, Moderator*innen sowie bei dem Publikum klar erkennbar. Denn alle verstehen, dass das individuelle Bestreben nur einen Bruchteil des Problems abdecken kann und, dass großmaßstäbliche Herausforderungen nur durch geteiltes und kumuliertes Wissen konfrontiert werden können.

In den Schlüsselmomenten begrüßte die Hauptbühne gezielt ausgewählte Vortragende – Koryphäen der Nachhaltigkeit wie Prof. Hans Joachim Schnellnhuber oder Prof. Lamia Messari-Becker –, die mit kraftvollen Aussagen das Bewusstsein für die Auswirkungen unserer Handlungen stärkten. Mehrmals lösten die Vorträge einen kalten Schauer von Unruhe und Sorgen im Publikum aus. Dabei sind es keine Neuigkeiten – seit Jahren werden wir über unterschiedliche Medien mit der Ernsthaftigkeit der Klimasituation konfrontiert. Das Einzigartige an dem Klimafestival war jedoch das gebündelte Wissen – es zeigte auf, dass die Klimakrise selten so facettenreich angegangen wird.

Von grundsätzlich bis konkret, von Vortrag bis Hands-On

18 Workshops in drei Tagen – ein straffes Programm. Damit die moderierten Gruppen ungestört diskutieren können, wurden drei aufblasbare Zelte in der Halle aufgestellt. Es liefen immer drei Workshops parallel, einer in jedem „Dome“. Die Formate variierten von Fachvorträgen über Paneldiskussionen bis hin zu Hands-On-Workshops, bei denen beispielsweise die Teilnehmenden Gips oder Fensterprofile recyceln konnten. Betreuung und Input lieferten ausgewählte Referent*innen wie Laura Terzenbach und Stefanie Weidner vom Architekturbüro Werner Sobek, Prof. Patrick Teuffel von der Technischen Universität Eindhoven und das Team von Architects for Future.

Welche Veränderungen der bisherigen Prozesse, Berufsbilder und Geschäftsmodelle sind notwendig, um nicht mehr neu bauen zu müssen? Wie können Gebäude so entworfen werden, dass sie resilient gegen extreme Wetterlagen sind, und wie lässt sich graue Energie minimieren, um den Klimawandel zu verlangsamen? Was ist Wärmestrahlung, und wie funktioniert sie? Bei den Fragen, die in den Workshops thematisiert wurden, handelte es sich zum Teil um große Grundsatzfragen und zum Teil um ganz konkrete, die auf ein spezifisches Problem abzielen. In den Zelten kamen die Teilnehmenden in kleinen Gruppen miteinander ins Gespräch. Es wurde den Vorträgen interessiert gelauscht, viel diskutiert und teils kritisch nachgefragt. 

Interdisziplinäre Zukunft – das Festival durch den Blick der Studierenden

Am letzten Tag des Festivals durften wir eine Gruppe von 26 Studierenden aus dem Fachbereich Innenarchitektur der Hochschule Hannover begrüßen und herausfinden, was angehende Planer*innen von einer Klima-Veranstaltung erwarten. Die Grundeinstellung, dass die Bauwende nur dann funktionieren kann, wenn die Baubranche maßgeblich im Bestand denkt, ist den jungen Innenraumplaner*innen bereits seit Anfang ihres Studiums familiär. An der Schnittstelle zwischen Gestaltung und Materialforschung setzen die Studierenden bereits während ihrer Ausbildung Ideen in konkrete Projekte um und sammeln Erfahrung auf der Baustelle. Durch den gestalterischen Eingriff in bereits geplante und vorhandene Architektur werden die angehenden Innenarchitekt*innen zu Expert*innen im Bestand. Was können wir als Architekt*innen, Forschende oder Industriepartner*innen also von ihnen lernen? Und andersherum? Im gemeinsamen Gespräch über die Eindrücke der Vorträge, Workshops und Unterhaltungen vor Ort zeigte sich schnell, dass besonders ein interdisziplinärer Austausch für die Besucher*innen aus Universität von hoher Bedeutung ist. So könne das Klimafestival die Chance eines Knotenpunkts bieten, über Fachgebiete und Generationen hinaus, zu Themen in Forschung oder konkreten Produkten, gemeinsam Lösungen zu entwickeln.