Installationen in postapokalyptischer Umgebung: Das Hello Wood Festival

Für zehn Tage verwandelten über 200 studentische Teilnehmer*innen durch zahlreiche bauliche Interventionen einen Basaltsteinbruch in Ungarn in eine Sommerakademie zum Thema Ressourcenschonung.

Tanzen im sandigen Nebel im Sonnenuntergang, umgeben von großen Strukturen aus Holz – das erinnert ein wenig an das Burning Man Festival in Nevada. Nicht in der Wüste, sondern in einem Basaltsteinbruch in Ungarn fand vom 6. bis 15. Juli das diesjährige Hello Wood Builder Summit nach einer dreijährigen Pause statt. Das Workshop-Programm organisierte das Budapester Architekturbüro Hello Wood mit Unterstützung von Veszprém-Balaton 2023 European Capital of Culture. Mehr als 200 Teilnehmer*innen aus 27 Ländern haben die Sommerakademie besucht. Das zehntägige Programm führte zu einer Vielzahl an baulichen Installationen – inklusive einer eigenen, permanenten Festivalbühne. Den Abschluss bildete ein zweitägiges Musikfestival mit über 1000 Gästen.

20 Universitäten – eine Sommerschule

2010 initiierte Hello Wood das Camp für Architektur- und Designstudent*innen. Seitdem hat sich das Programm zu einem einzigartigen Kunstworkshop und Festival entwickelt, an dem regelmäßig mehr als 20 Universitäten und 30 Länder teilnehmen und nach nachhaltigen als auch reproduzierbaren Modellen suchen, die einen gesellschaftlichen Nutzen haben sollen. Ziel der Veranstalter*innen des wiederkehrenden Sommerworkshops ist es, einen Ort für Diskussion, Innovation und Wissensaustausch zu schaffen. Es soll eine Gelegenheit geboten werden, verschiedene Generationen, Designer*innen und Künstler*innen mit unterschiedlichem kulturellen, akademischen und beruflichen Hintergrund zusammenzubringen.

Austausch im Basaltsteinbruch

Kernthemen der diesjährigen Veranstaltungen waren die Zusammenhänge zwischen Bau und Abriss, Eingriff und Natürlichkeit sowie die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt – und all dies vor dem Hintergrund der ökologischen Verhältnisse der Balaton-Oberlandregion. Das Konzept des Programms befasste sich mit dem Festivalgelände, einer verlassenen Basaltmine auf Haláp in Ungarn. Diese von der ehemals ansässigen Industrie verwundete Landschaft weist auf einen spannenden Widerspruch hin: Die Herstellung von Baumaterialien ist wie im Beispiel einer Mine zwangsläufig mit Abriss von Vorhandenem verbunden.

Wallfahrtsort aus brennenden Pyramiden

Dieses Mal schufen die Veranstalter*innen eine eigene, zentrale Installation für das Festival. Das „Monument of Builders“ soll vieles in einem darstellen: eine Art „Heiligtum des Bauens“, den Mittelpunkt des Festivals, einen Gemeinschaftsraum, ein Partytempel und die spirituelle Mitte des Kraters. Die Installation ähnelt einem Lagerfeuer, das das Herz des wiederbelebten Berges darstellt. Die Mine von Zalahaláp soll so mit den Installationen zum Leben erwachen und die trostlos erscheinende Landschaft in einen Wallfahrtsort verwandeln, an dem Besucher*innen Halt machen und ankommen können.

Von halben Lehmhäusern, Wolken aus Lava bis zu Spaceships

Insgesamt elf bauliche Beiträge haben die Teamleitungen und Teilnehmenden für das Festivalgelände konzipiert, gebaut und ausgestellt. Mit Ausnahme des „Monument of Builders“, das Hello Wood entwickelt hat, sind 90 % der baulichen Intervention mit Beteiligung Studierender entstanden. Diese reisten aus Nord- und Südamerika, dem Nahen und Fernen Osten, ganz Europa und sogar Neuseeland zum Event. 

Für eine der Interventionen nutzen die Verfasser*innen des Projektes die einzigartigen Standortbedingungen des Basaltsteinbruchs. Unter dem Titel Kőmozi (Rock Cinema) platzierten sie die bauliche Struktur am Rand des Kraters, um die Aufmerksamkeit auf das Abgerissene zu lenken. Half of a House hingegen erforscht die kreative Wiederverwendung von Schalungsmaterial aus Stampflehm, um nachhaltigere Bauwirtschaftskreisläufe zu unterstützen. Das Schalungsholz, das genau die Hälfte des Hauses bildet, wurde hierbei so gestaltet, dass es leicht für die Fertigstellung der anderen Hälfte des Hauses wiederverwendet werden kann. Das Team von Lava Cloud kombinierte in ihrer Intervention Felsen, Holz und Luft, die den Bauprozess und seine Ressourcen infrage stellten. Dabei stützten riesige Holzbalken-Trios eine pneumatische rote Wolke, die vor der Sonne schützen sollte. Eine andere Installation ging sogar noch einen Schritt weiter gen Himmel: Spaceship Earth – eine hölzerne Installation, die eine Verbindung zwischen Interstellarem und Irdischem erforschen und dabei Fragen zur Architektur im Zusammenhang mit dem Weltraumrennen aufwerfen soll.