Holz im Mainstream: Die Preisträger*innen des Hochschulpreises Holzbau 2025
Zum sechsten Mal schrieb Holzbau Deutschland den Award für Studierende aus. Die Preisträger*innen der aktuellen Auslobung stehen nun fest.

Entwerfen mit Holz – Das Interesse, den nachwachsenden Rohstoff für Konstruktionen und Gestaltung zu nutzen, wächst an Universitäten rasant. Das bestätigte auch der Hochschulpreis Holzbau 2025: 80 Einreichungen aus 34 deutschen Hochschulen markierten einen neuen Rekord. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Bewerbungen verdoppelt, während die gestalterische Vielfalt im Umgang mit Holz spürbar zunahm.
Trommelwirbel: Die Gewinner*innen des Hochschulpreises Holzbau 2025
Gleich vier Preisträger*innen kürte die Jury in diesem Jahr und vergab ein Preisgeld von insgesamt 5.000 Euro.
- 1. Preis: Xing Gao von der TU Darmstadt mit dem Projekt „Børsen Hjemsted for Dansk Håndværk“, betreut von Prof. Felix Wächter
- 2. Preis: Victor Antoine Kuebart und Maira Stützel vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) für das Projekt „Laube am Feld“, betreut von Prof. Andrea Klinge und Prof. Riklef Rambow
- 3. Preis: Thilo Schlinker von der TU Braunschweig für den Entwurf „In Transit – Transformation Hauptbahnhof Braunschweig“, betreut von Prof. Dan Schürch
- 3. Preis: Dominik Eisert, Til Müller, Lea Pflanzer von der Universität Stuttgart für die Arbeit „Flexisbad“, betreut von Prof. Martina Bauer

Der erste Preis bestach durch klare Struktur und gestalterische Kraft. Das Masterprojekt „Børsen Hjemsted for Dansk Håndværk“ widmete sich dem Weiterleben der Alten Börse in Kopenhagen, die 2024 nach einem verheerenden Brand als Backsteinruine zurückblieb. Der neu entworfene Baukörper mit öffentlichen Nutzungen ergänzt die Silhouette des historischen Bestands. Die Jury bewertete die stringente Architektursprache als kraftvolles Statement für den modernen Holzbau.

Ein Projekt für genossenschaftliches Wohnen und Arbeiten am Tempelhofer Feld gewann den zweiten Preis: „Laube am Feld“, ein Nachverdichtungsprojekt rund um einen innerstädtischen Supermarkt bot eine durchweg überzeugende städtebauliche, architektonische und konstruktive Lösung. Dabei baute es auf dem aktuellen Forschungsstand auf, spekulierte nicht, sondern setzte den Holzbau stimmig zur Raumstruktur ein – auch in Verbindung mit Baustoffen wie Gusslehm.

Die beiden dritten Preise lassen sich kaum vergleichen. Der groß angelegte Erweiterungsbau des Braunschweiger Bahnhofs „In Transit“ beeindruckte mit der kühnen Überbauung der Gleise. Grundlage der Konstruktion war eine komplexe Steckverbindung, inspiriert von japanischen Techniken. Eine Verkehrsinfrastruktur dieser Größenordnung ausschließlich aus Holz zu realisieren, setzt ein starkes Zeichen, lobte die Jury.
Das Projekt, das den dritten Preis erhielt, widmete sich einer bestehenden Holzkonstruktion. Wie lässt sich altes Fachwerk inszenieren? Wie schafft man Spannung im Raum, um neue Funktionen in zwei Bestandsbauten unterzubringen? Eine geschickt gelöste Raumabfolge und eine statische Intervention mit einem hölzernen Unterzug passten die Verfasser*innen die Struktur des „Flexisbads“ an die neuen Anforderungen an.

Gute Ideen anerkannt
Vier Anerkennungen gingen an exemplarische Impulse für den künftigen Holzbau. Gewürdigt wurden ein Open-Source-Prototyp für eine Mikroarchitektur, der Wissen frei zugänglich macht; ein freigelegtes Fachwerk, das beim Umbau originell inszeniert wurde; eine durchdachte, fast unsichtbare Dachkonstruktion, die zeigte, wie behutsam Tragwerke in bestehende Strukturen passen; und ein transparenter Pavillon, dessen schlanke Form andeutete, wohin sich Holz ästhetisch entwickeln könnte – auch wenn die Statik noch Feinschliff braucht. Mit diesen Auszeichnungen unterstrich die Jury, dass Fortschritt im Holzbau oft in experimentellen Details beginnt und genau solche Ansätze die Disziplin voranbringen.

Holz ist kein Alibi
Die aktuelle Edition des Hochschulpreises verdeutlicht: Studierende sehen Holz nicht mehr nur als Nachhaltigkeitsalibi, sondern nutzen es selbstverständlich als Konstruktions- und Ausdrucksmittel. Technische, haptische, strukturelle und symbolische Qualitäten werden gleichermaßen ausgelotet, Fügungen werden neu gedacht, hybride Systeme erprobt und Holztragwerke verfeinert. So kristallisiert sich ein räumliches Vokabular heraus, das beweist: Mit Holz lassen sich heute nahezu alle baukulturellen Fragen beantworten – und dabei eine zeitgemäße, eigenständige Ästhetik formulieren. Holz ist zweifellos im Mainstream angekommen.
