Holz hoch hinaus: Forschungsmodell für den WOODSCRAPER
Begleitend zu einem Realsierungsprojekt erforscht das Natural Building Lab an der Technischen Universität Berlin die Möglichkeiten einer kreislaufgerechten Bauweise an einem 1:1 Mockup.
In Wolfsburg sollen zwei ganz besondere Hochhäuser entstehen: Die WOODSCRAPER, geplant vom Berliner Büro Partner und Partner Architekten. Das Projekt will einen beispielhaften Beitrag zum zirkulären Bauen leisten. Ein Holztragwerk und ein zirkulär rückbaubarer Innenausbau sollen beweisen, dass umweltgerechter Hochbau möglich ist. Nun entstand ein Teil des geplanten Holzhochhauses im Maßstab 1:1 unter Laborbedingungen im Natural Building LAB (NBL) von Prof. Eike Roswag-Klinge an der TU Berlin. Das Team um Projektleiter Moritz Henes möchte unterschiedliche Szenarien der Kreislaufgerechtigkeit prüfen und forschend die Planungsphase des Realisierungsprojektes begleiten. Das jetzt dafür entstandene Mockup, der sogenannte 1:1-Demonstrator, soll das Forschungsprojekt für Ausstellungs- und Lernzwecke veranschaulichen.
Neun Quadratmeter Experiment
Im Mockup sind alle Bauteilaufbauten und Anschlüsse in einem realitätsgetreuen Raumausschnitt von neun Quadratmetern ausgeführt. Das Forscher*innen-Team untersuchte jedes Bauteil genauestens auf seine Kreislauffähigkeit. In der Nachbearbeitung des ursprünglichen Entwurfs entstanden so einige Verbesserungen. Anstelle von Stahlverbindungen bei den tragenden Elementen entwickelte das NBL eine Methode, bei der die Holzstützen direkt in das Brettsperrholz der Deckenverkleidung einklinken. Auch bei Dämm- und Abdichtungsmaterialien fanden sich natürliche oder zirkulär nutzbare Alternativen.
Ständige Verbesserung für die Ökologie
Das Vorhaben hat absoluten Modellcharakter. Bisher gibt es kein etabliertes System, um die Kreislauffähigkeit eines Bauwerkes methodisch zu belegen. So zeigen sich auch Schwierigkeiten. Die Fassade des WOODSCRAPERS beispielsweise besteht derzeit aus vormontierten Elementen, die in der Fabrikation von einer Seite her geschichtet und fixiert sind. Dadurch erschwert sich eine nachträgliche Demontage. Das Team arbeitet allerdings an einer Alternative, die besser rückbaubar ist. Ein weiteres Problem für die praktische Umsetzung der erprobten Bauweisen im Labor sind auch bürokratische Hürden in der realen Baupraxis. Zum jetzigen Stand benötigten die meisten Elemente des Projektes eine Sonderzulassung, da sie teilweise noch nicht auf Faktoren wie Schallschutzwerte geprüft sind. Allerdings sieht sich das Forschungsprojekt in der Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen und Lösungen zu finden, die von der Bauwirtschaft angenommen werden und so aktiv zur Bauwende beitragen können.
Rückbau schließt den Kreis
Den vorläufig fertiggestellten 1:1 Demonstrator präsentierte das NBL Anfang Juni 2024 der Öffentlichkeit auf der „Woche der Umwelt“ der DBU. Dort begutachtete auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der ebenfalls eingeladen hatte, das Projekt. Im weiteren Verlauf des Jahres soll es zum modellhaften Rückbau des Mockups kommen. Dann zeigt sich, wie in Zukunft auch die großen WOODSCRAPER in Wolfsburg kreislauffähig auseinandergebaut werden könnten und welche Herausforderungen dabei entstehen.