Heiße Sauna, kaltes Bier: Studierende bauen Wellnesskabine für Brauerei

Für eine Brüsseler Brauerei entwarfen und realisierten 30 Masterstudierende der KU Leuven eine mit Schindeln verkleidete Sauna, der ein charmantes Satteldach aufsitzt.

Erst im Holzhäuschen schwitzen und dann zur Abkühlung ein kaltes Bier trinken – Das Studio The Architect Changemaker an der Architekturfakultät der Katholieke Universiteit Leuven (KU Leuven) hat für die Brüsseler Brauerei Zennebrouwerij eine Sauna entworfen und binnen kürzester Zeit realisiert. Der kompakte Baukörper mit Satteldach und kreisrundem Fenster lädt nun zum Entspannen ein. Geleitet wurde das Entwurfsstudio von Wes Degreef, Mitgründer des multidisziplinären Büros BC architects & studies & materials.


Hands-On-Approach

Die Aufgabe, eine Sauna zu entwerfen, ergab sich eher zufällig: Die Brauerei, auf deren Gelände die Sauna steht, liegt in der Nähe von Degreefs Büro. Nachdem das ursprünglich angedachte Projekt – eine Gerberei – nicht zustande gekommen ist, erkundigte sich der Seminarleiter bei der Brauerei, ob seine Studierenden eine neue Lösung für die bisherige Pop-Up-Sauna entwerfen könnten. „Uns ist ein Hands-On-Approach sehr wichtig. Der liegt auch in der DNA von unserem Büro BC“, sagt Wes Degreef. Die Studierenden sollen nicht nur entwerfen, sondern sich auch mit den Vorstellungen der Bauherr*innen auseinandersetzen, die Baumaterialien beschaffen und schlussendlich die Sauna realisieren.

Eine Sauna aus Resten

Im ersten Schritt recherchierten die rund 30 Masterstudierenden, welche Materialien in der belgischen Hauptstadt als Abfälle anfallen. Die besonderen Bedingungen an eine Sauna stellten sie vor Herausforderungen: Viele Reststoffe erwiesen sich als ungeeignet. Bei einem lokalen Sägewerk, das sich auf Eukalyptusholz spezialisiert hat, wurden sie schließlich fündig. Für das Projekt stellte das Sägewerk dem Studio nicht verkaufbare Reststücke und Holz zur Verfügung. Für das Fundament verwendeten sie ein Gestein, dass auf der Baustelle eines Projekts von BC architects übrig geblieben ist. Auch den mit Holz betriebenen Ofen, der die Sauna beheizt, fertigten die Studierenden selbst aus Stampflehm an.

Realitätsnahe Bedingungen

Neben handwerklichen und gestalterischen Fähigkeiten lehrte das Studio die Studierenden auch den Umgang mit den Wünschen der Bauherr*innen. Die Brauerei war von Anfang an in den Entwurfsprozess involviert. Dies zeigte sich beispielsweise bei der Auswahl des zu realisierenden Entwurfs: Die Studierenden erarbeiteten zuvor in Kleingruppen auf Grundlage ihrer Materialrecherchen jeweils einen Entwurf, den sie den Bauherr*innen präsentierten. Letztere wünschten sich, Ideen aus zwei Entwürfen zu fusionieren, sodass die Studierenden einen zweiten kombinierten Entwurf anfertigten. Weiterhin mussten sich die angehenden Architekt*innen an die Budgetvorgaben der Bauherrschaft halten. So war zum Beispiel die Anschaffung von Dämmmaterialien generell nicht vorgesehen. Aus diesem Grund bleibt die Sauna auch nicht permanent auf dem Gelände der Brauerei. Perspektivisch soll das Saunahäuschen die Besitzer wechseln, die nachträglich eine Dämmung installieren müssen. Vom Entwurf über die Materialrecherche, Absprache mit den Bauherr*innen bis hin zur Realisierung – das Saunaprojekt liefert ein anschauliches Beispiel, wie praxisnahes Arbeiten schon während des Studiums aussehen kann.