Für mehr Bescheidenheit: Das Kollektiv Frugal Bauen
Als Beitrag zum Hamburger Architektur Sommer 2023 konzipiert das Kollektiv Frugal Bauen einen Pavillon aus nachhaltigen Materialien. Die drei Absolvent*innen der HafenCity Universität Hamburg setzen sich für eine genügsame Baupraxis ein.
Schlicht, anspruchslos, sparsam: Die Bedeutung des Wortes „frugal“ verrät die Intention des Kollektivs um Naima Mora, Luis Neuber und Yannik Fehmerling. Unter dem Namen „Frugal Bauen“ plädieren sie für ökologische, kreislauffähige Bauweisen mit natürlichen Materialien. Dabei stellen sie die immer strenger werdenden Normen des Bauwesens zur Debatte und fragen sich, welche Standards wirklich notwendig sind. Muss es ein Neubau sein, oder reicht vielleicht ein kleiner Eingriff in den Bestand? Sind über vierzig Quadratmeter durchschnittliche Wohnfläche pro Person noch tragbar? An welchen Stellen können wir bezüglich unseres Komforts genügsamer werden?
Nachhaltiges Konstruieren
Die drei Absolvent*innen schlossen sich während ihres Studiums an der HCU Hamburg zusammen, weil sie unzufrieden mit den konventionellen Inhalten der Baukonstruktionslehre waren, die sich vorwiegend um klassischen Stahlbeton- und Mauerwerksbau drehten. Mit ihrer Idee einer Vortragsreihe über nachhaltige Konstruktionen bewarben sie sich erfolgreich um Fördergelder. Im Sommersemester 2022 luden sie sechs Referent*innen in die Hamburger Sankt Katharinen Kirche ein, um über frugale Baumethoden zu sprechen. Es folgten Exkursionen nach Dänemark, in den Forst und ins Sägewerk, wo sie Wissen über die Anwendungsmöglichkeiten von Seegras und über die Produktionsketten von Bauholz sammelten.
Lehm, Hanfkalk, Stroh
Nach der erfolgreich durchgeführten Vortragsreihe, bekam das neu gegründete Kollektiv die Möglichkeit, im Wintersemester 2022/23 das Seminar „Frugal Bauen – nachhaltiges Entwerfen und Konstruieren mit Lehm, Stroh und Hanfkalk“ am Fachgebiet Baukonstruktion mitzugestalten. Die Aufgabenstellung lieferte das Ernst Barlach Haus, das sich für den Hamburger Architektur Sommer 2023 einen zusätzlichen Veranstaltungsort wünschte. Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Bernd Dahlgrün und Prof. Dipl.-Ing. Karsten Schlesier entstanden demnach Entwürfe für einen Pavillon vor den Toren des Kunstmuseums. Besonders wichtig war Naima, Luis und Yannik die Dreiteilung des Wahlfachs. Neben dem klassischen Entwurfsteil organisierten sie erneut Vorträge von Expert*innen für Lehm, Hanfkalk und Stroh, die den Studierenden während des gesamten Semesters zur Seite standen. Schließlich bauten die Teilnehmenden 1:1 Prototypen der Entwürfe. Bis zum 18. Juni sind die Ergebnisse des Seminars in der Sankt Katharinen Kirche ausgestellt.
Ein Pavillon für den Architektur Sommer
Aus einer Kombination der verschiedenen Ideen der Seminarteilnehmenden entstanden die Pläne für die Realisierung des Pavillons, den Studierende in einer Summer School vor dem Eingang des Ernst Barlach Hauses bauen werden. Anlässlich des Hamburger Architektur Sommers werden dort Workshops und Vorträge der HCU Studierenden sowie museumspädagogische Angebote stattfinden. Der Pavillon wird vom 18. Juni bis zum 17. Juli geöffnet sein.