Frischer Wind für Neu-Hohenschönhausen: Das ZusammenZimmern-Festival

Mit einem künstlerischen und partizipativen Programm lud die Stiftung Stadtkultur zu einem dreitägigen Nachbarschaftsfestival im Nordosten Berlins ein.

Den sozialen, interkulturellen und intergenerationalen Austausch im Berliner Bezirk Lichtenberg stärken: Dieses Ziel hat sich die Stiftung Stadtkultur gesetzt, die 2018 von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE gegründet wurde. Einen Beitrag dazu leistete das ZusammenZimmern-Festival, das vom 31. August bis 2. September 2023 im Lichtenberger Ortsteil Neu-Hohenschönhausen stattfand. Kunstinstallationen, Tanzaufführungen, Konzerte, Workshops, ein mobiles Freiluftkino und eine Lesung sollen neue Impulse für das Zusammenleben in der Großwohnsiedlung setzen.

Vom Verborgenen in die Öffentlichkeit

Neu-Hohenschönhausen ist nach dem Prinzip der funktionsgetrennten Stadt errichtet – Wohnen, Arbeiten und Erholen sind räumlich klar separiert. Der Ortsteil bietet daher wenige Zwischenräume für einen nachbarschaftlichen Austausch. Mit verschiedenen Interventionen versuchte das ZusammenZimmern-Festival, diese starren Grenzen aufzulösen. Eine davon war das „Zimmer für dich“, ein temporärer Holzpavillon am Wartenberger Kirchplatz. Entworfen vom Hamburger projektbüro diente das Zimmer bereits seit Juli 2023 als Schwellenraum zwischen Öffentlichem und Privatem, den sich Interessierte für bis zu zwei Wochen kostenlos aneignen konnten. Einzige Bedingung: Die Dokumentation der Aktivitäten und ein Tag der offenen Tür am Ende der Buchungszeit. Nutzer*innen malten, musizierten, schrieben und performten – und ließen die Nachbar*innenschaft dadurch an Aktivitäten teilhaben, die ansonsten häufig im privaten Raum verborgen bleiben.

Perspektivwechsel

Triste DDR-Plattenbauten der 70er und 80er Jahre am Rande der Stadt, daran denken vermutlich viele Menschen, die nicht in Neu-Hohenschönhausen ansässig sind. Das Festival sollte die Innen- und Außenwahrnehmung des Ortsteils verändern und Begegnungsräume schaffen. In der „Stadtküche für alle!“ versammelte Künstlerin und Köchin Paula Erstmann gemeinsam mit Architekturdesignerin Miranda Rigby alteingesessene und neuzugezogene Anwohner*innen und Besucher*innen aus ganz Berlin an einer langen Tafel. So konnten sich Menschen aus verschiedenen Kontexten austauschen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären.

Auch die Installation „Keine:r muss hier weg!“ des Künstler*innenkollektivs Guerilla Architects wollte das Image von Neu-Hohenschönhausen verändern. Aus positiven Eindrücken aus ihrer Nachbar*innenschaft erstellten Anwohnende mithilfe von Guerilla Architects Slogans, die sie auf Plakatwände malten und auf dem Dach eines der Hochhäuser ausstellten. Nach dem Festival sollen diese Slogans in der Berliner Innenstadt verteilt werden, um ein erneuertes Bild des Ortsteils nach außen zu tragen.

Lokale Expertise

So wie die gebürtige Lichtenbergerin FRZNTE mit Pole-Dance-Performances auf den Dächern der Hochhäuser wortwörtlich neue Blickwinkel auf die Nachbar*innenschaft eröffnete, wollte auch die Stiftung Stadtkultur Neu-Hohenschönhausen mit frischem Blick sehen. Teilnehmer*innen wurden zu aktiven Mitgestalter*innen des Festivals und aus ungenutzten Orten wurden Schauplätze kultureller Veranstaltungen. So entstanden unter der Mitwirkung der Anwohner*innen Impulse für Strategien und Lösungen für die Stadtentwicklung. In Zukunft soll das Festivalformat auch in anderen Quartieren der HOWOGE stattfinden.