WikiHouse Studies: Mehr Spannweite für ein open-source Tragwerk

Studierende der HTWG Konstanz optimierten das modulare Bausystem WikiHouse und entwickelten einen Messestand für die digitalBAU. 

Open-Source-Projekte wie das WikiHouse setzen auf nachhaltige und interdisziplinäre Ansätze. Das vom gemeinnützigen Forschungs- und Entwicklungslabor Open Systems Lab entwickelte modulare Tragwerk verspricht Zirkularität, Langlebigkeit und negative Kohlenstoffemissionen. Bisher wurde das System jedoch nur für kleinere Bauten eingesetzt. Architekturstudierende der HTWG Konstanz (Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung) haben sich zur Aufgabe gemacht, diese Einschränkung zu überwinden. Im Rahmen der Lehr- und Forschungsveranstaltungen WikiHouse.studies+ und ARISE-Projekt entwickelten sie einen Träger, der weit über das bisherige System hinausreicht. 

Das WikiHouse-System

WikiHouse ist ein Baukasten, der den Entwurf, die Herstellung und den Zusammenbau von Gebäuden erleichtern soll. Das Ziel des Open-Source-Projekts besteht darin, dass möglichst viele Menschen auf das Design zugreifen, es anpassen und verbessern können. Dadurch erwächst eine globale Gemeinschaft, die gemeinsam Wissen generiert und für Personen ohne spezifische Fachkenntnisse zugänglich ist. 

Das WikiHouse-System beruht auf festgelegten Parametern, darunter die Möglichkeit, es mit maximal drei Personen im Selbstbau zu errichten. Die verwendeten Materialien sind auf 18 mm starke Nadelholz-Furnierschichtplatten von 2,50 × 1,25 m beschränkt, die mit einer 3-Achs-Fräse zugeschnitten werden. Zusätzlich verlangt die Holzgeometrie keine Kleb- oder Verbindungsmittel.

ARISE-Projekt

Um den Anforderungen an Gebäuden in Deutschland gerecht zu werden, haben die Studierenden der HTWG Konstanz im Wintersemester 2022/23 das WikiHouse unter der Leitung von Prof. Oliver Fritz und Prof. Stefan Krötsch optimiert und neue Anwendungsbereiche erforscht. Im Rahmen der Lehrveranstaltung WikiHouse.studies+ entwickelten sie neben Entwürfen für bauphysikalische Details und Wandstecksysteme, eine parametrische Schale, eine Kapelle und einen Träger.

Im darauffolgenden ARISE-Projekt vertieften die Studierenden die Ergebnisse der Lehrveranstaltung und erarbeiteten einen Messestand für die digitalBAU 2024. In Zusammenarbeit mit der Fakultät Bauingenieurwesen und Prof. Alexander Michalski machten sie den WikiTräger+ baureif. Langfristig soll das Hallentragwerk größere Gebäude und Spannweiten von bis zu 20 Metern ermöglichen. Die Form entspricht dem Kraftverlauf eines Rahmenträgers. Zug- und Druckbänder sorgen für die Tragfähigkeit und halten die einzelnen Wangen in Position. Den ersten Demonstrator mit sieben Meter Spannweite konnten die Studierenden im Open Innovation Lab direkt auf dem Campus der Hochschule herstellen. Neben dem Tragwerk selbst entwickelten sie auch Ansätze für hoch wärmegedämmte Außenwände, Boden- sowie Dachkonstruktionen und den technischen Ausbau.

Speed Up Construction

Unter dem Titel „Research Prototype 0.24“  kam der WikiTräger auf der digitalBAU 2024 im Februar zum Einsatz. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) nutzten den Demonstrator als Messestand und Ausstellungspavillon, um Projekte aus dem Innovationsprogramm Zukunft Bau zu präsentieren. Unter dem Ausstellungstitel „Speed Up Construction“ reflektierte der Pavillon die Effizienzsteigerung durch Digitalisierung, Vernetzung und automatisierte Fertigungsplanung.