Ein Haus, das Malaria bekämpft: Das Forschungsprojekt Star Homes
Um die Gesundheit der Familien in ländlichen Gebieten Afrikas zu verbessern, forscht ein internationales Team seit zehn Jahren an dem Wohnungsprototyp Star Home.

Star Homes unterstützt Maßnahmen, die die Gesundheit der Menschen in ländlichen Gebieten südlich der Sahara fördern. Im Forschungsprojekt entwickelt ein interdisziplinäres Team Wohnprototypen, um die Lebensbedingungen der Familien umfassend zu verbessern. Seit einem Jahrzehnt arbeiten Architekt*innen, Gesundheitsexpert*innen und Entomolog*innen an diesem Vorhaben.
Ein Haus beantwortet eine komplexe Problematik
Das Star Homes-Projekt konzentrierte sich auf die rurale Region Mtwara, eine der ärmsten Gegenden Tansanias. Dort leidet die Bevölkerung besonders unter Malaria, Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen. Ziel der Forschung bestand darin, kostengünstige, robuste und insektensichere Wohntypologien zu entwickeln.
Aber lösen Häuser gesundheitliche Probleme? 2021 errichtete das Forschungsteam 110 identische Einfamilienhäuser in 60 Dörfern, die an dem Trial teilnahmen. Daraufhin untersuchten die Wissenschaftler*innen drei Jahre lang, wie sich die neuen Wohnverhältnisse auf die Gesundheit der Familien auswirkten. Erste Ergebnisse zeigten nach Angaben des Forschungsteams eine deutliche Verbesserung: Malariafälle bei Kindern gingen um 30 bis 40 Prozent zurück, und die Zahl der Moskitos in Innenräumen halbierte sich.

Kategorie Lightweight
Inwiefern der Prototyp von der vernakulären Architektur Mtwaras lernt, ist unklar. Er zielt jedoch auf bauliche und klimatische Leistung ab. Die zweigeschossige Bauweise – in der Region ungewöhnlich – spart Grundfläche und reduziert den Materialbedarf für Fundament und Dach. Die Tragstruktur besteht aus 0,75 Millimeter dünnen, vorgefertigten Leichtstahlelementen (LGS), die ein lokales Team in weniger als zwei Tagen montieren kann. Zwei dünne Zementschichten auf Drahtgewebe bilden die hohlen Wände – ein echtes Leichtgewicht. Somit punktet der Prototyp im geringen Ressourcenverbrauch: Im Vergleich zu einer typischen Betonblockkonstruktion benötige ein Star Home 70 Prozent weniger Beton und verbrauche 37 Prozent weniger graue Energie, so das Forschungsteam. Ob die Baumaterialien von der lokalen Bevölkerung leicht zu beschaffen sind, bleibt allerdings unklar.
Im traditionellen Dorfgefüge wirken die Star Homes Häuser eher neutral. Anders, aber nicht auffällig. Das klimaangepasste Design sorgt für gute Durchlüftung, natürliche Beschattung, effektiven Insektenschutz sowie Brand- und Nutzungssicherheit. Auch das Regenwasser wird gesammelt, in einem Tank gespeichert und über ein „First-Flush“-System zu Trinkwasser aufbereitet.

Ein Star Home für alle?
Wer durfte in ein Star Home einziehen? Vor Baubeginn legten die Projektleiter*innen klare Kriterien fest: Zum Beispiel sollten im Haushalt Kinder unter 13 Jahren leben. 2019 entschied ein Losverfahren über die Vergabe. Den Gewinner*innen wurde auf ihrem Grundstück ein Haus errichtet.
Ein wichtiger Teil des Forschungsprojekts bestand darin, die Familien bei der Eingewöhnung in die neue Wohnform zu unterstützen. Dazu gehörten Aufklärungskampagnen, das Monitoring der Nutzung und gezielte Hilfen für jene, die das Haus noch nicht bezogen hatten. Das Projektteam setzte auf eine intensive Einbindung der Gemeinschaft, etwa durch Sportturniere, um ausführlich zu informieren und Bewusstsein zu schaffen. Die Familien sollten nicht das Gefühl haben, Teil eines Experiments zu sein, sondern ein echtes Zuhause gewinnen. Diese Erfahrungen zeigten, wie wichtig solche Pilotstudien sind, um auf die Erwartungen, Ängste und Hoffnungen der Menschen vor Ort einzugehen.

Auch in Europa erfahrbar
Das Star Home tourt auch durch Europa. Ein Modell im Maßstab 1:1, das die architektonischen Elemente sowie die Innenräume des Hauses zeigt, war u. a. 2023 auf dem UIA World Congress of Architects in Kopenhagen zu sehen. Aus Holz statt LGS gefertigt, erprobt es den Einsatz kohlenstoffarmer Baumethoden und Materialien. Auch in Mailand war das Star Home Modell im Rahmen des Salone del Mobile 2025 in der Ausstellung „Crafting tomorrow, Rising ideas“ des LABÒ Cultural Project der Fondazione Rodolfo Ferrari zu besichtigen.
