Die Schokofabrik blüht auf: Das Studio „Kraut und Rüben“

Studierende der TUM haben in einem Semesterprojekt eine denkmalgeschützte Schokofabrik neu gedacht. Mit Gewächshäusern und Fassadenbegrünung entwarfen sie einen nachhaltigen Lernort im historischen Bestand.

Im Sommersemester 2024 verwandelten Studierende des Studios „Kraut und Rüben“ unter der Leitung von Thomas Gerstmeir die leerstehende Schokoladenfabrik in Bayreuth in eine grüne Oase. Das Entwurfsprojekt des Lehrstuhls für Entwerfen, Umbau und Denkmalpflege forderte sie auf, die historische Industriebrache aus 1910 behutsam zu revitalisieren und mit einer Berufsschule für Erwerbsgartenbau zu kombinieren. Neben Unterrichtsräumen entwarfen die Teilnehmenden experimentelle Gewächshäuser und eine Forschungseinheit für Fassadenbegrünung. 

Gebaute Gedanken

Ein zentrales Entwurfsinstrument waren die sogenannten „Venturiblätter“ – Konzeptcollagen, die Gedankenräume öffneten und Aspekte des Entwurfs zeigten, die Pläne nicht erfassen können. Inspiriert von den Kunstwerken Giorgio de Chiricos und der Architekturtheorie Robert Venturis dienten diese Collagen dazu, unkonventionelle Ideen zu entwickeln und die Architektur auf einer „metaphysischen“ Ebene zu erkunden. Diese experimentellen Herangehensweisen halfen den Studierenden, neue Perspektiven auf die Beziehung zwischen Bestand, Neubau und Natur zu entwickeln.

Den Bestand weiterdenken

Das Raumprogramm der Entwürfe umfasste Unterrichtsareale, Versuchsflächen für Nutzpflanzen und Gewächshäuser mit weitgespannten Tragwerken, die Architektur und Natur in einen engen Dialog brachten. Besonders herausfordernd war es, die denkmalgeschützte Substanz minimalinvasiv in die Entwürfe zu integrieren und eine Balance zwischen historischem Erbe und zeitgenössischer Nutzung herzustellen. Die integrierte Forschungseinheit für Fassadenbegrünung sollte dabei nachhaltige Bauweisen und deren Einfluss auf die Revitalisierung historischer Fassaden untersuchen.

Von Rundbögen bis Dachgärten

Die Studierenden zeigten unterschiedliche Herangehensweisen an die Verbindung von Bestand und neuer Nutzung. Fabiola Roberti und Selina Bechteler griffen die Rundbögen der Fenster auf, erweiterten sie und ergänzten das Gebäude durch vorgelagerte Gewächshäuser. Anny Yixin Chen und Juliane Alber platzierten ein Gewächshaus auf dem Dach und schufen dadurch vielfältige Nutzungsmöglichkeiten wie Hydroponik-Anbausystemen oder Algenzucht.

Begleitet wurde das Entwurfsprojekt von Vorträgen und Diskussionen. Hermann Klos von der Holzmanufaktur Rottweil beleuchtete handwerkliche Techniken in der modernen Denkmalpflege, während der Botaniker Jan Albert Šturma aus Prag spannende Einblicke in die Vegetation suburbaner und industrieller Landschaften gab.