Die Moderne bewahren: Objektorientierte Architekturforschung mit 3D-Scans

Im Rahmen einer Sommerschule an der ETH Zürich reisten sechs ukrainische Studentinnen in die Schweiz, um Methoden der digitalen Bauaufnahme zu erlernen. Ihre neu erworbenen Kenntnisse brachten sie zurück nach Lwiw.

Das von Kriegszerstörung bedrohte bauliche Erbe in der Ukraine zu dokumentieren und zu erhalten – so lautet das übergeordnete Ziel der Sommerschule „Preserving Modernism: Object-oriented Architectural Research via 3D Scans“. Sechs Studierende der derzeit in Lwiw ansässigen Kharkiv School of Architecture reisten hierfür in die Schweiz, um sich an der ETH Zürich Methoden der digitalen Bauaufnahme anzueignen. Die Sommerschule ist Teil eines Forschungsprojekts der Architekturhistorikerin Myroslava Liakhovych zur modernen Architektur in der westukrainischen Stadt Lwiw.


Von Zürich nach Lwiw

Der Workshop bestand aus zwei Elementen: Im ersten Teil sind die ukrainischen Studierenden für eine Woche an die ETH Zürich gereist, wo sie theoretischen und praktischen Input erhielten und lernten, mit digitalen Mitteln Bauwerke zu erfassen. Der zweite Teil fand in ihrer Heimatstadt Lwiw statt. Hier führten sie selbstständig die Bauaufnahme fünf prominenter, moderner Bauwerke durch. Die präzisen digitalen Aufnahmen der Gebäude sollen diese einer breiten europäischen Öffentlichkeit zugänglich machen. Damit möchte das Projekt für die drohende Kriegszerstörung, der diese Bauwerke ausgesetzt sind, sensibilisieren. Des Weiteren sollen die Aufnahmen im Falle der Zerstörung den Wiederaufbau erleichtern. 


Methoden der digitalen Bauaufnahme

Unter der Anleitung von Dr. Louis Vandenabeele erlernten die Studierenden am Objekt den Umgang mit Laserscannern und die Methode „Structure from Motion“, bei der 3D-Informationen durch die Überlappung zeitversetzter Bilder gewonnen werden. Die Anwendung der entsprechenden Geräte übten sie an einem der Doldertal-Häuser in Zürich. Mit dem Laserscanner erfassten sie das Äußere des Bauwerks, das Treppenhaus und eine der Wohnungen. Das unzugängliche Dach des Gebäudes nahmen sie mit einer Drohne auf. Daraufhin lernten sie hochpräzise 3D-Punktwolken zu erstellen, auf deren Grundlage sie Pläne zeichnen und Modelle bauen können. 

Außerdem lernten sie mittels der Methode „Structure from Motion“ dreidimensionale Objekte basierend auf Fotografien, die mit Smartphone, Kamera oder Drohne aufgenommen sein können, zu rekonstruieren. Damit die Studierenden den Ablauf später in Lwiw selbstständig durchführen können, sollten sie in dem Gebäude Objekte auswählen und mit ihrem Smartphone 3D-Modelle dieser Gegenstände erstellen. Am letzten Tag der Sommerschule hielten sie ihre neu erlernten Fähigkeiten in einem Tutorial für ihre ukrainischen Kommiliton*innen fest.


Geplante Publikationen und Ausstellungen

Im Rahmen des Projekts „Mapping Ukraine“ ist eine Publikation der entstandenen Modelle und Text vorgesehen. Zudem werden die Ergebnisse vom 14. Oktober 2023 bis 14. Januar 2024 in der Ausstellung „The Great Repair“ von Arch+ in der Berliner Akademie der Künste gezeigt. Weiterhin ist eine Präsentation der Ergebnisse im Frühjahr 2024 im Ausstellungsraum des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich geplant.