Countdown 2030: In zehn Jahren auf Netto-Null
Hitzewellen, Starkregen, Hochwasser – Die Folgen des Klimawandels sind deutlich spürbar. Der Schweizer Verein Countdown 2030 verfolgt das ambitionierte Ziel, die Baubranche in zehn Jahren klimapositiv zu gestalten.
Die Baubranche trägt erheblich zum menschengemachten Klimawandel bei. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen (UN) aus dem Jahr 2022 ist der Bausektor für rund 40 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich. 2015 wurde im Rahmen der UN-Klimakonferenz das Pariser Abkommen verabschiedet. Es legte unter anderem fest, dass die Treibhausgas-Emissionen, von denen der Bausektor 40 Prozent verantwortet, in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts auf Netto-Null reduziert werden sollen. Der Verein Countdown 2030 hat sich ein ambitionierteres Ziel gesetzt. Wie der Vereinsname bereits vermuten lässt, möchte das Team, dass die Baubranche bis 2030 Netto-Null erreicht hat.
In zehn Jahren auf Netto-Null
Zunächst plant das Team von Countdown 2023, eine breitere Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, welchen großen Einfluss die Baubranche auf den Klimawandel hat. Zu diesem Zweck hat es beispielsweise im Herbst 2022 in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Architekturmuseum (S AM) in Basel die Ausstellung „Die Schweiz: Ein Abriss“ realisiert. Mit der Ausstellung und mit seinen anderen Projekten möchte der Verein Architekt*innen, aber auch Politiker*innen und Investor*innen erreichen. Ein weiteres Projekt sind die sogenannten „Hebelpostkarten“, die konkrete Handlungsanweisungen für die Bauwirtschaft beinhalten.
Vereinsstruktur und Arbeitsweisen
Der Verein wurde Ende 2019 von einer Gruppe Architekt*innen gegründet. Das erste namensgebende Projekt war ein physischer Countdown für zehn Jahre, der am 01. Januar 2020 über der Eingangstür des S AM angebracht wurde und seitdem das Team begleitet. Mittlerweile umfasst das Team auch Mitglieder aus anderen Disziplinen. Organisiert ist die ehrenamtliche Arbeit des Vereins in Arbeitsgruppen. Bei neuen Ideen oder Anfragen formieren sich neue Gruppen aus Mitgliedern, die das Thema bearbeiten wollen. Je nach Umfang des Themas variieren Größe und Struktur der Gruppen. Einmal im Monat treffen sich alle Arbeitsgruppen in einem Onlineplenum, um vereinsübergreifende Entscheidungen zu treffen.
Gastprofessur an der Fachhochschule Nordwestschweiz
Für das Studienjahr 2023/24 wurde der Verein für eine Gastprofessur an der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW angefragt. Seit Herbst 2020 lädt die Hochschule renommierte, internationale Architekt*innen als Gastprofessor*innen für jeweils zwei Semester ein. Countdown 2030 verfolgte zwei Ziele in der Lehre: Zum einen den Studierenden die Anliegen des Vereins näherzubringen, zum anderen alternative Karrierewege aufzuzeigen und Möglichkeiten, sich auch nach dem Studium für das Erreichen der Klimaziele engagieren zu können. Die Gastprofessur umfasste zudem eine Workshopserie, in deren Rahmen auf einem Transformationsareal in Basel eine Garage eingerichtet wurde, die den Studierenden als Lern- und Arbeitsort diente.
Eine feste Kerngruppe von Aktivist*innen mit Lehrerfahrung begleitete wöchentlich die Ideenfindung der Studierenden. Darüber hinaus wurden für einzelne Lehrveranstaltungen weitere Vereinsmitglieder hinzugezogen, die ihre spezifische Expertise zum jeweiligen Entwurfsschritt einbrachten. So unterstützte etwa eine erfahrene Bauleiterin bei der Erarbeitung von Details, eine Redakteurin begleitete die Formulierung von Texten und Thesen und eine Ingenieurin half den Studierenden dabei, die im Entwurf verbrauchte Energie zu berechnen.
Der Verein ist sich seines ambitionierten Ziels und der Tatsache, dass es dies nicht alleine erreichen kann, gänzlich bewusst. Wie nah sie an Netto-Null herankommen oder ob sie es gar erreichen, wird sich spätestens 2030 zeigen.