Arbeitsräume im Wandel der Zeit: Die Ausstellung „Zeichensaal (R)Evolution!“
In Braunschweig haben sich Architekturstudierende aus Eigeninitiative mit ihrem „Habitat“ auseinandergesetzt: den sogenannten Zeichensälen. Es entstanden eine Ausstellung und zukunftsweisende Ideen.
Im Wintersemester 2023/24 gründeten die Studentinnen Pauline Zahn, Sophia Weller und Flora König an der Technischen Universität Braunschweig die „Gruppe Raum“. Sie widmeten sich dem Thema Zeichensäle und Leerstand. Vom 11. bis 18. Juli 2024 präsentierten sie das Ergebnis ihrer Arbeit: die Ausstellung „Zeichensaal (R)Evolution!“ im Architekturpavillon auf dem Campus, die sie mit einem größeren Team von Studierenden vorbereiteten.
Das Wesen des Zeichensaals
Was sind eigentlich Zeichensäle? Die Braunschweiger Architekturstudierenden verbringen dort einen Großteil ihrer Zeit. Im Grunde sind das Räume, die an den meisten Fakultäten als Studios bezeichnet werden. Doch in Braunschweig gibt es eine Besonderheit: Die 16 Zeichensäle werden von den Studierenden selbst organisiert und sind über den ganzen Campus verstreut. Studierende bewerben sich unabhängig ihres aktuellen Entwurfsseminars und bleiben dann meist das ganze Studium an ihrem entsprechenden Arbeitsplatz.
Zur Vorbereitung auf die Ausstellung fragte sich das Team der „Gruppe Raum“ zunächst: Was macht einen Zeichensaal aus? Das Ergebnis zeigte, es ist nicht bloß das Mobiliar oder der Raum, sondern die persönliche Erfahrung jedes Studierenden, die einen Zeichensaal prägt. Das Anliegen war daher, diese Geschichten abzubilden, um ein ganzheitliches Bild der Zeichensäle zu schaffen. Dazu gab es auch einen Blick zurück in die Geschichte der Räume mit Archivmaterial und Interviews von ehemaligen Zeichensaal-Nutzer*innen.
So vielfältig wie die Räume selbst
Den einzelnen Teilnehmer*innen des Vorbereitungskurses war freigestellt, mit welchen Medien sie ihren Beitrag zum Thema darstellen. Die Bandbreite reichte von Modellen, Tonaufnahmen bis hin zu Booklets. Die einzige Vorgabe bestand darin, vorhandene Materialien, am besten aus den Zeichensälen selbst, zu nutzen. Dadurch sollte die Ausstellung selbst dem Charakter eines Zeichensaales entsprechen: Individuell im Charakter und doch in Gemeinschaftsleistung, generationenübergreifend erbracht.
Platzmangel und Lösungsvorschläge
So schön die Geschichten aus den Zeichensälen auch sind, gibt es allerdings in Braunschweig ein Problem: Es sind nicht ausreichend Plätze vorhanden. Auf ca. 900 Studierende kommen lediglich 300 Zeichensaalplätze. Die Recherche der Gruppe ergab, dass die Platzknappheit schon vor 30 Jahren Gegenstand der Diskussion war. Grund genug also, sich mit der Zukunft dieser Räume zu beschäftigen. Eine Idee ist es, leerstehende Räume, etwa verwaiste Ladengeschäfte, zu Zeichensälen umzufunktionieren. Selbst, wenn dies nur für eine Zwischennutzungsphase geschähe, wäre damit schon Abhilfe geschaffen. Solche Aneignungen erfordern, was das Mobiliar angeht, eine besondere Flexibilität, allen voran, wenn dort ein kreatives Arbeitsumfeld und Platz für Modellbau entstehen soll. Die Studierenden haben daher für die Ausstellung ein prototypisches Raumsystem aus wiederverwendeten Holzlatten entwickelt, das in der Ausstellung direkt seine Multifunktionalität unter Beweis stellen konnte. Denn neben anpassbaren Arbeits- und Lagerflächen fungierte die Struktur als Ausstellungsarchitektur.