„After Parking“: Nachverdichten ohne zu versiegeln

Die Begleiterscheinungen von versiegelten Flächen sind verheerend für Mensch, Umwelt und Klima. Was wäre, wenn man Parkplätze zu Wohnräumen und Grünflächen transformieren würde? Das Projekt „After Parking“ macht es am Beispiel Berlins deutlich.

Bis 2050 soll laut dem „European Green Deal“ der Flächenverbrauch bei Netto-Null liegen. Das heißt, dass in der EU keine neuen Flächen mehr für Siedlung und Verkehr in Anspruch genommen werden dürfen. Dadurch soll der Übergang in eine Flächenkreislaufwirtschaft vollzogen werden. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, setzte sich die Bundesregierung zum Zwischenziel, bis zum Jahr 2020 den Flächenzuwachs auf 30 Hektar pro Tag zu reduzieren. Mit rund 55 Hektar pro Tag konnte dieser Vorsatz jedoch nicht eingehalten werden. 

Eine Möglichkeit, neuen Wohnraum zu schaffen und Städte nachzuverdichten, ohne den Boden zu versiegeln, liegt in der Umnutzung von Parkflächen. Die Studierendenarbeit „After Parking“ ist unter der Leitung von Prof. Florian Hertweck und Prof. Markus Miessen im Rahmen eines Seminars an der Universität Luxemburg entstanden. Das Projekt verdeutlicht das Ausmaß der Versiegelung durch Parkplätze am Beispiel Berlins.


Glatte Fahrbahn, aber zu welchem Preis?

Addiert man sämtliche Parkplätze in Berlin, so resultiert eine Gesamtfläche von 9,49 Quadratkilometern. Das entspricht rund 1.329 Fußballfeldern. Ein großer Teil dieser Parkplätze ist versiegelt, was bedeutet, dass von oben kein Niederschlag mehr eindringen kann. Die Folgen dieser Bodenversiegelung für den natürlichen Wasserhaushalt sind verheerend: Das Wasser kann nicht mehr versickern, sondern verdampft an Oberfläche und wird so dem Grundwasser entzogen. Dies kann zu Trinkwassermangel, vermehrten Dürreschäden und stärkeren Hochwassern führen. Außerdem kann die Grundwasserbelastung und Stoffkonzentration im Grundwasser steigen, da bei punktueller Versickerung Schadstoffe nicht in demselben Maße aus dem Wasser gefiltert werden können wie bei einer großflächigen Versickerung. Zudem werden durch Versiegelung Biodiversität zerstört und der Boden daran gehindert, CO₂  zu binden. Neben diesen fatalen Auswirkungen auf Natur und Klima kommt hinzu, dass in Städten durch die Asphaltierung Hitzeinseln entstehen und es zu Überschwemmungen kommen kann, da die Abwasserleitungen nicht ausreichend Wasser aufnehmen können.

Die Potenziale der Umnutzung

Das Projekt „After Parking“ verdeutlicht durch das maßstäbliche Zusammenlegen aller gruppierten Parkplätze das Ausmaß der Versiegelung in der Hauptstadt. Würden diese Flächen transformiert werden, könnten je nach Lage bezahlbare Wohnungen oder soziale Infrastrukturen geschaffen werden, ohne dabei einen weiteren Quadratmeter Erdboden zu versiegeln. Eine Beispielrechnung zeigt, wie enorm die Auswirkungen dieser Transformation auf die jährlichen CO₂-Emissionen der Stadt wäre: Würde man knapp 4.650 der 8.646 Parkplätze im Berliner Stadtraum für Parks und Grünflächen nutzen, entspräche dies einer Fläche von über 4.000.000 Quadratmetern. Auch wenn lediglich 70 Prozent davon bepflanzt würden, ließen sich damit Grünflächen schaffen, die jährlich rund 1,7 Tonnen CO₂ absorbieren. Dies würde die jährlichen CO₂-Emissionen der Stadt um 35 Prozent senken.

„After Parking“ in der Akademie der Künste

Aktuell wird das Projekt in der Ausstellung „The Great Repair“ in der Berliner Akademie der Künste gezeigt. Darüber hinaus sind in der Exposition mehr als 40 Positionen aus den Bereichen Kunst, Architektur und Raumgestaltung zu sehen, die die paradoxen Beziehungen zwischen Wachstum und Ökologie im Kontext der materiellen Kultur beleuchten. Die von der ARCH+ organisierte Ausstellung läuft noch bis zum 14. Januar 2024.