Mai / Juni 2017
Hochschule Anhalt
Wohnen auf der Cuvrybrache Berlin Kreuzberg
Wie wollen wir wohnen?
Hochschule Anhalt
Bachelor
Entwerfen/Städtebau bei Prof. Kister/Prof. Akbar
Wohnbauten
Allplan, InDesign, Photoshop, Cinema 4D
Wie wollen wir wohnen?
Mit dieser Frage hat sich Le Corbusier 1921 nicht nur in Form eines Artikels in der Zeitschrift „L’Esprit Nouveau“ beschäftigt sondern auch in Form von Architektur. Er prägte den Begriff „Wohnmaschine“, welcher das Haus als eine Maschine zum Wohnen beschreibt. Dies wird insbesondere in dem Buch „Vers une architecture“ erläutert. So ist die Schönheit durch Proportion genauso wichtig wie das
Funktionale.
Zur Überwindung der immensen Wohnungsnot nach dem Weltkrieg war es nach Le Corbusier wichtig dass das Haus einwandfrei funktioniert. Er setzt sich für ein neues Verständnis des Wohnens ein – ohne „Raumverschwendung“. Der Raumbedarf ist genau berechnet und optimiert. Die Erfüllung der Funktion, die rigorose Raumökonomie sowie die standardisierte Ästhetik wollte er von den Fahrzeugkabinen auf das Wohnhaus übertragen. Le Corbusier vermied den Begriff „Wohnmaschine“, als er merkte dass dieser missverstanden wurde. Und sprach von der „Zelle im menschlichen Massstab. Le Corbusiers „Wohnmaschine“ ist also keine auf Funktionalität hin optimierte Apparatur, sondern vielmehr eine räumlich minimierte, formal standardisierte, abgeschlossene, ortlose Zelle oder Kapsel.
Auch in Zukunft müssen wir neue Formen des Wohnens finden, die den aktuellen Bedürfnissen In einer immer mehr polyethnischen Gesellschaft entsprechen.
Kreuzberg galt in den 80-er Jahren als Experimentierfeld einer anderen Stadtpolitik, einerseits aufgrundseiner Geschichte der Hausbesetzungen und andererseits durch das Konzept einer „Behutsamen Stadterneuerung“. Nun sollen im Zuge der Gentrifizierung alte Mieter weichen und dem hippen touristischen Kreuzberg Platz machen. Dieser gesellschaftliche Konflikt lässt sich sehr gut an der sogenannten „Cuvrybrache“ beobachten. Die Cuvrybrache befindet sich östlich des Schlesischen Tors in Kreuzberg. Sie ist ein heftig umstrittenes Grundstück direkt an der Spree und liegt seit ihrer Räumung 2014 brach. Für das 12.000m² große Areal gibt es seit 20 Jahren verschiedene Bebauungspläne im Rahmen des Investorenprojekts Mediaspree, welches eine Ansiedlung von Kommunikations- und Medienunternehmen entlang des Spreeufers anstrebt.
Dieser Ort eignet sich hervorragend als Laboratorium für urbane Utopien. Hier ist genug Freiraum für neue Ideen, die unsere Gesellschaft bereichern und nicht nur für eine bestimmte Nutzergruppe gedacht sind. Auf diesem Areal galt es eine städtebauliche Figur für eine Wohnanlage zu konzipieren, diese nimmt vorhandene Fluchten auf. Und windet sich als zick-zack förmiger Baukörper Richtung Spree, hierdurch entstehen zwei große Innenhöfe. Diese sollen begrünt werden und dienen zum Austausch der Bewohner. Im Erdgeschoss befinden sich ausschließlich öffentliche Nutzungen: kleine Cafés, Geschäfte, ein Restaurant und eine Kita. Im ersten und zweiten Obergeschoss sind studentisches Wohnen, Wohngruppen, Wohnungen für Familien und Atelierräume angesiedelt. Im dritten OG kommen 1-Zimmerwohnungen dazu, im vierten OG befinden sich im auskragenden Teil Büroräume und fünften OG bilden sich Dachterrassen heraus. In den Stirnseiten des Komplexes befinden sich Gemeinschaftsräume. Die Erschließung erfolgt über stirnseitige Treppenhäuser und daran anschließende Laubengänge. Die Terrassenbänder ziehen sich um das gesamte Gebäude und dienen dem sozialen Miteinander. Der Entwurf versucht möglichst viele Wohn- und Lebenskonzepte zu vereinen um den vielschichtigen Viertel gerecht zu werden.