Platz 3
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Mai / Juni 2018

Bauhaus-Universität Weimar

Wasser. Ruhe. Raum

Ein Badehaus beim ehemaligen Ostsee- und Moorbad Cranz

von Vadim Sky

Hochschule:

Bauhaus-Universität Weimar

Abschluss:

Master

Präsentation:

06.04.2018

Lehrstuhl:

Professur Bauformenlehre

Rubrik:

Freizeit- und Sportbauten

Software:

ArchiCAD, Cinema4D, Adobe CC

Der Entwurf soll die Erinnerung an einen ganz bestimmten Ort hervorrufen. Er soll diesen Ort reflektieren, aber auch versuchen ihm eine neue Identität zu geben. Es soll ein Gebäude entstehen, das mit der Geologie des Ortes korrespondiert. Die Baltische Ostseeküste ist durch viele Besonderheiten geprägt, wie das Naturschutzgebiet der Kurischen Nehrung, mit wandernden Dünenlandschaften und Kiefernwäldern, Hochmoorgebieten oder auch die Vergangenheit als ein königliches Ostsee- und Moorbad in Ostpreußen. Vor allem aber ist der Bernstein und sein in dieser Region weltweit größtes Vorkommen eines der Wahrzeichen dieser Region.
 
Bernstein zählt zu den ältesten Schmuck- und Heilsteinen der Welt. Die Bernsteinkiefer und andere Nadelhölzer haben einen natürlichen Schutzmechanismus entwickelt und konnten sich bei einer Verletzung mit austretenden Harz selbst heilen. Flusssysteme lagerten den Bernstein durch ihre Strömungen in Lagunen ab, wo er mit unterschiedlichen Sedimenten bedeckt wurde. Durch Hitze und Druck kam es zur Polymerisation und damit zur Bernsteinentstehung.
 
Bernstein lagert sich in der sogenannten „Blauen Erde“ ab. Es handelt sich dabei um ein Sedimentgestein, das eine schichtartige Struktur aufweist. Es trägt in sich nicht nur Bernstein sondern auch andere Fossilien. Die „Blaue Erde“ wird dabei wie eine Matrize mit einem endlosen Raster behandelt. Dem Entwurf liegt ein gedanklicher Ausschnitt der Region zugrunde. Ein Ausschnitt, der wie eine Kernbohrung ausgeführt wird, die Substanz des Ortes extrahiert und es zum Vorschein bringt.
 
Der Lärm und die Hektik der Stadt bringt immer mehr Menschen dazu, Ruhe und Geborgenheit in der Natur zu suchen. In direkter Nachbarschaft zur Ostsee bietet ein Kiefernwald den perfekten Schutz durch die Bäume, er stiftet eine Oase. Die Akkumulation der verschiedenen Faktoren macht es zu einem optimalen Standort für ein Badehaus, das an eine alte, archaische Badekultur anknüpft und ein Gegenmodell zum Eventtourismus der Ostseeküste darstellt.
 
Es entsteht ein Solitärbau mit atmosphärischen Räumen und introvertiertem Charakter. Im Inneren findet der Besucher seine Ruhe, er kann die Welt herum ausschalten. Die äußere Erscheinung des Bauwerks ist rau, wirkt robust, kräftig und beständig.

Es erweckt den Eindruck, schon immer da gewesen zu sein. Die Optik der Oberfläche versetzt den Betrachter zurück in vergangene Zeiten.

Die monolithische Konstruktion besteht aus geschichtetem und pigmentiertem Dämmbeton. Die raue Oberflächenqualität wird durch ganz unterschiedliche, zum Teil regional vorhandene Zuschlagstoffe erreicht. Mit dieser Geste möchte man, dass das Gebäude sich in die Umgebung gut einfügt und eine Erinnerung an diesen Ort schafft. Im Inneren findet der Besucher seine Ruhe und Geborgenheit, er kann der Aussenwelt entfliehen. Deshalb möchte das Gebäude seinen introvertierten Charakter mit wenigen Öffnungen unterstreichen.