Platz 5 Jurypreis
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Mai / Juni 2020

Technische Universität Braunschweig

VINEUM MORSIGLIA

Ein Raum für Landschaft und Wein

von Jannis Petereit

Hochschule:

Technische Universität Braunschweig

Abschluss:

Master

Präsentation:

24.03.2020

Lehrstuhl:

Institut für Entwerfen und Raumkomposition / Professor Volker Staab

Rubrik:

Kulturbauten

Der Entwurf in der Region Morsiglia/Korsika setzt sich mit der Suche nach einer identitätsstiftenden Architektur auseinander, die ihren Ausdruck einzig durch ihre Funktion sowie der Beantwortung kontextueller Anforderungen findet.


ORT

Eine Besonderheit bildet das Kap im Norden der Insel, dessen Winzer sich durch das raue Küstenklima und die Schieferfelsen in Kombination mit den knapp 3000 Sonnenstunden im Jahr auf den Anbau von Muskat (Muscat du Cap Corse) spezialisiert haben, dessen Kultivierung auf die griechische Besiedelung um 500 v. Chr. zurückzuführen ist.

Der Ort grenzt westlich an das Ligurische Meer und läuft im Osten auf eine Höhe von bis zu über 600 Metern. Die Bevölkerung lebt hier, touristisch unerschlossen, hauptsächlich vom Weinanbau und dem Verkauf regionaler Feinkost.


KONZEPT

Die lineare Kette einer Weinproduktion für den traditionell-regionalen Muskat legt sich als abgesenkte Brücke in das Spannungsfeld der beiden Ruinen ehemaliger Windmühlen, welche das Landschaftsbild von Morsiglia prägen.

Die neu entstandene Verbindung setzt sie in einen besonderen Zusammenhang und schafft so einen  Ort, der nicht nur den Bestand auf eine respektvolle Art neu inszeniert, sondern die Tradition des Weinanbaus mit der Geschichte der Region und der Landschaft verknüpft.


STRUKTUR

Der Gebirgszug des Monte Grosso führt den Besucher entlang eines Fernwanderweges durch einen ortstypischen Macchia Wald auf das neu entstandene Plateau. Eine in den Boden eingelassene Freitreppe erschließt wie zufällig das Foyer einer darunter befindlichen offenen Besucherebene.  Zwei große Öffnungen orientieren sich jeweils zur Land- wie zur Meerseite. Ihnen sind Shop und Restaurantbereich zugeordnet.


Ein schmaler Flur leitet den Rundweg der Ausstellung ein. Große Edelstahltanks - zunächst der Weingärung und später Weinlagerung wechseln sich hier auf einem mäandernden Weg im Untergeschoss mit Ausstellungsräumen ab, welche das Wissen über das Terroire und die Herstellungstechniken des Muskats vertiefen.

Der invertierte Turm durchbricht das Haus vom Plateau bis zum Weinkeller und legt den darunterliegenden Schieferfelsen frei. Eine in den Boden eingelassene Zisterne reflektiert das einfallende Sonnenlicht, das den Betrachter beim Aufgang zurück zur Besucherebene leitet.  Eine Degustation mit dem Blick über den Golf von Saint-Florent rundet die Ausstellung  ab.

MATERIAL

Der gelbliche Schiefer ist maßgebend für den Anbau des Muscat du Cap Corse. Die vorgeschlagene Architektur stellt ein Equilibrium dar, welches zu gleichen Teilen das Terroire an der Oberfläche aufzeigt sowie eine physische Verbindung mit dem Felsen in den Produktions- und Ausstellungsbereichen eingeht. Durch das Ineinanderfließen von jahrtausendealtem Fels und neuem, glattgeschaltem Beton, gleich Armin Sandigs Aquarell „Morsiglia“,  entsteht ein Kontrast, der das Gestein auf besondere Weise hervortreten lässt, erfahrbar macht, und das Vineum an seinem Kontext verortet.