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Mai / Juni 2020

Technische Universität Kaiserslautern

Rathaus Zürich

Ein Rathaus für Zürich

von Tobias Kohlstruck

Hochschule:

Technische Universität Kaiserslautern

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

12.02.2020

Lehrstuhl:

Prof. Marco Zünd

Rubrik:

Bürobauten

Software:

Vectorworks, Maxwell, Photoshop

Bereits 1693 beschloss der Kleine Rat der Stadt Zürich einen Neubau. Dabei sollte der Neubau zwar ansehnlich, nicht aber prächtig aber dennoch gut für Zürichs Ansehen sein. Bei der Planung des Neubaus kam es zu einem Kompromiss zwischen zwinglianischer Bescheidenheit, Repräsentationsbedürfnis und Sparsamkeit. Der Neubau stand in Zusammenhang mit der erneut gestiegenen Bedeutung der Stadt. Da kein hochrangiger Baumeister beigezogen wurde, ist das Gebäude in seiner Form auch kein grosser Wurf, sondern ein einfacher dreistöckiger längsrechteckiger Bau.


Das neue Rathaus rückt an eine Stelle, an der beide, Limmat und Zürichsee spürbar werden. Es führt die Logik des vorhandenen Städtebaues in Arnold Bürklis Grundidee fort und bildet zusammen mit den umliegenden historischen Gebäuden ein Ensemble.


Wo zuvor ein Platz ohne Gesicht und Ordnung war, gibt die subtil durch das Ausgleichen des Höhenniveaus hin zum Zürichsee entstehende Aufkantung Halt und richtet den Blick direkt auf den Zürichsee. Die über Jahrhunderte gewachsene Zeder bleibt erhalten und der Platz kann seiner Aufgabe als Versammlungsstätte für Demonstrationen, Aufführungen und Wochen- sowie Flohmärkte endlich gerecht werden.

Der aus der Mitte gerückte Musikpavillon lässt den Geist der ehemaligen Stadthausanlage am Leben und ist gleichzeitig Ausgangsort für weitere Veranstaltungen.


Das Eingangsportal führt direkt zum Zürcher Stadtmodell. Das großzügige Erdgeschoss ist für alle Bürgerinnen und Bürger offen. Es dient der Stadt als Ausstellungsfläche und den Bürgerinnen und Bürgern als Forum. In den Obergeschossen führt der klare Aufbau der Grundrisse über den sich ins Erdgeschoss abzeichnende Veranstaltungssaal und die Verwaltungsbüros hin zum Herzstück des Hauses — dem Ratsaal. Das Erscheinungsbild ist schlicht, aber wertig. Der Begriff der edlen Simplizität, als ästhetisches Kriterium beschreibt die Tendenz zum Understatement und die Skepsis gegenüber allen prunkvoll und übertrieben aufwendigen Gestaltungsformen. Eine Haltung die dem reformierten Geist und der Geschichte der Stadt entspringt. 


Der spielerische Umgang mit Öffnungen und Kontext lässt das Haus trotz seiner Einfachheit nicht banal erscheinen. Der konstruktiv notwendige Halbkreisbogen im Erdgeschoss dreht sich in den Obergeschossen um und lässt den Betrachter im ersten Moment irritiert zurück — formuliert jedoch gleichzeitig auch das neue Gesicht der Stadt.  Der Holzbau und die traditionelle Holzschindelfassade sind nicht nur eine Hommage an den Schweizer Holzbau, der bisher kaum in der Stadt Fuß fassen konnte, sondern neben auch ein Augenzwinkern auf den Holzbau im Schweizer Stil, der durch ornamentale Muster im Kleinen Bauteil geprägt ist. Das kleinteilige Ornament wächst hier zu einem monolithischen Ganzen zusammen und bildet eine Einheit.


Dem Rückbau des Alten Rathauses in seinen ursprünglichen Zustand folgt die Umwandlung in ein demokratiehistorisches Museum der Stadt und des Kantons Zürich.