Mai / Juni 2020
Bergische Universität Wuppertal
Die gestapelte Kolonie
Erweiterung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
Bergische Universität Wuppertal
Master
18.03.2020
Lehrstuhl Darstellungsmethodik und Entwerfen/Prof. Holger Hoffmann
Kulturbauten
Rhino, Adobe, V-Ray
Die Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch die Initiative des Herzogs Ernst Ludwig gegründet. 1901 entstanden im Zuge der ersten Ausstellung „Ein Dokument Deutscher Kunst“ verschiedenste, temporäre und dauerhafte Bauwerke. Ziel war es eine Architektur und Formgestaltung entstehen zu lassen, „welche nicht der heutigen gewohnten Art entspricht, sondern weit vorauseilt und Zukünftige mit einschließt“ (J.M. Olbrich).
Ziel des Entwurfs ist es, einen Gebäude-Hybriden aus Ausstellungsräumen, Gemeinschaftsflächen, Werkstätten, Wohnungen bzw. Ateliers und technische Produktionsmöglichkeiten zu entwickeln, der diesem Anspruch gerecht wird. Dabei soll zum einen der inhaltliche Austausch forciert werden und zum anderen adäquater Wohnraum entstehen. Der Entwurf orientiert sich in seiner städtebaulichen Proportion an den Großformen der Mathildenhöhe und der Bauformen nördlich des Grundstücks am Osthang. Das Konzept thematisiert den ortsspezifischen Kontext. Gedanken und Entwurfsansätze des Jugendstils und der Moderne werden thematisiert, aber auch „Spuren“ temporärer Pavillons der Ausstellungen 1901 oder Pläne des längst verschwundenen, englischen Landschaftsgarten wurden rekonstruiert.
In einer Formstudie werden die rekonstruierten Ausstellungsgebäude sortiert, geordnet und nach verschiedenen Parametern wie Größe, Form oder Funktion so angeordnet, dass der entstehende Negativraum die Form und Funktionsverteilung der unteren Räume bestimmt. So verschmilzt das Erdgeschoss mit der öffentlichen Umgebung und nimmt diese auch topografisch auf. Der entstandene Negativraum verzahnt sich ausserdem mit den übrigen Geschossen, die mit Atelier-Zellen und kollektiven Räumen bespielt sind. Die Verzahnung oder Verbindung des öffentlichen und privaten Raums lässt halböffentliche Bereiche entstehen und führt unweigerlich zu einem kollektiven Austausch der Künstler untereinander. Damit wird ein Grundgedanke der Künstlerkolonie aufgegriffen und baulich konzentriert umgesetzt.
Der Entwurf stellt eine vertikale, konzentrierte und gestapelte Kolonie mit spezifischem Kontext, aber eigener, raumbildender Wirkung dar. Er bietet differenzierten Raum für Kunst und Künstler verschiedensten Richtungen und fördert damit den Austausch und das Entstehen von neuen künstlerischen „Experimenten“.