Platz 17
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Januar / Februar 2018

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich

The Fallen Monuments of Egerkingen

Automonuments

von Eva Lanter

Hochschule:

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich

Abschluss:

Diplom

Lehrstuhl:

Chair of Architecture and Urban Design / Prof. Dr. Alex Lehnerer

Rubrik:

Experimentelle Entwürfe

Software:

ArchiCAD, Photoshop, Indesign

Zahlreiche Lagerhallen stehen in Egerkingen entlang der Autobahn und der Bahngeleise. Ein Bild, das im Schweizer Mittelland entlang der Hauptverkehrsachsen immer wiederkehrend auftaucht. Alle diese Boxen verbindet die Leere und Eigenschaftslosigkeit ihres architektonischen Ausdruckes. Die langen Fassaden erfüllen, genau wie die rationell aufgebauten Innenwelten der Hallen, nur die funktionalen Anforderungen der Logistikwelt. Die nüchternen Trapezblechwände sind die schützende Hülle der gelagerten Güter und schaffen über die Rolltore und Dockingstationen die Verbindung zu den anfahrenden Lastwagen.
 
Wenn im Kontext von New York laut Rem Koolhaas der Skyscraper es allein durch seine Grösse schafft, zum Monument zu werden, könnte es im Schweizer Mittelland die Logistikhalle sein, die diese kritische Masse überschreitet. Die Wohnhäuser und Bauernhöfe in der Nähe der Hallen werden nur noch als kleine Figuren wahrgenommen. Die Logistikboxen überschreiten die gewohnten Massstäbe dieser Ortschaften. Das Bild dieser extrem langen, horizontalen Fassaden ruft eine starke Assoziation mit den hohen, vertikalen Fassaden amerikanischer Hochhäuser hervor.
 
Wie der Skyscraper aus Manhattan bricht auch die liegende Box in Egerkingen mit den Konventionen des Symbolismus der Monumente. Sie ist kein Denkmal, repräsentiert kein abstraktes Ideal und keine Institution von besonderer Bedeutung, sie ist keine Artikulation gesellschaftlicher Hierarchie. Die Logistikhalle ist einfach sich selbst und schon durch ihr blosses Volumen automatisch ein Symbol. Wenn für Koolhaas das Monument des 20. Jahrhunderts das für sich selbst stehende Monument - das Automonument – ist und seine Manifestation der Wolkenkratzer, so könnten die Logistikhallen allein durch ihre enorme Masse das Automonument des Schweizer Mittellandes des 21. Jahrhunderts sein.
 
Wie die Lagerhalle durch und durch nach ökonomischen Prinzipien aufgebaut ist, erfüllt bei den Hochhäusern der Schaft die rationelle Erfüllung des Programms. Der Sockel und die Spitze schaffen es, den Hochhäusern im Inneren und gegen Aussen ein charakteristisches Bild zu verleihen. Mit dem Anbau von zwei Gebäudeteilen an die bestehenden Logistikboxen erhalten die Egerkinger Hallen die ihnen fehlende Identität und Einzigartigkeit im architektonischen Ausdruck. Die Logistikwelt kann weiterfunktionieren wie bisher, da mit diesem Eingriff nur die Restflächen in Beschlag genommen werden. Der Aufprall der umgefallenen Monumente liess den harten Asphaltbelag an ihrer Spitze durchbrechen. Der funktionalen Logistikwelt wird ein Stück der verloren gegangenen Grünfläche zurückgegeben.