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März / April 2022

Bauhaus-Universität Weimar

Neue Synagoge Hamburg

Ein Zentrum für die jüdische Gemeinde

von Sabrina Lange

Hochschule:

Bauhaus-Universität Weimar

Abschluss:

Master

Präsentation:

13.04.2021

Lehrstuhl:

Professur Entwerfen und komplexe Gebäudelehre, Prof. Dipl.-Ing. Jörg Springer

Rubrik:

Sakralbauten

Software:

Archicad

Das Grindelviertel im Stadtteil Rotherbaum war einst das „kleine Jerusalem“ Hamburgs. Die Bornplatzsynagoge war Ausdruck der Sichtbarkeit der jüdischen Gemeinde. Ein freistehender Zentralbau überragte mit 39 Metern das Viertel. Die Synagoge gab nicht nur der orthodox jüdischen Gemeinde, sondern auch der liberalen jüdischen Gemeinde ihren Platz.

Nach der gezielten Zerstörung der Synagoge hat die Stadt Hamburg an fast derselben Stelle 1940 einen Hochbunker errichtet. Dieser Bunker wurde 1950 mit symbolisch mit 100 Fensteröffnungen freigesprengt und für die Zwecke der Universität umgenutzt. Heute prägt der universitäre Campus den Ort und die einst größte freistehende Synagoge Norddeutschlands ist nicht mehr präsent.

In diesem Kontext wünscht sich die jüdische Gemeinde wieder ein Zentrum der Begegnung und des Dialogs. Mit dem Aufruf zur Machbarkeitsstudie rückt das Vorhaben in den Fokus der Öffentlichkeit und hat eine Welle an Debatten ausgelöst. Fragen nach einer Rekonstruktion der zerstörten Synagoge oder einem Neubau werden laut. Wie geht man mit dem Mahnmal des Bodenmosaiks um? Welche Rolle spielt der Bunker? Wie sichtbar zeigt sich die jüdische Gemeinde an der Stelle und welches Zeichen muss gesetzt werden.
Der Wusch an diesem Ort ein sichtbares Zeichen für das jüdische Leben zu setzten ist groß. Dabei soll die Geschichte weitererzählt werden und nicht neu. Das bedeutet, dass sowohl der Bunker an seiner Stelle weiter existiert, das Bodenmosaik der Künstlerin unberührt bleibt und weiter als ein Teil der Erinnerungskultur verbleibt. Lediglich zwei Bausteine komplementieren den Stadtkontext und spannen neue Räume auf. Der Joseph Carlebach Platz rückt wieder in das Zentrum. Durch die gleiche Ausrichtung der beiden Neubauten zu einander umspielen die umliegenden Gebäude den neuen Raum. Vor den Neubauten erstreckt sich ein Vorplatz und eine neue Adresse.
Neben dem neuen Vorplatz der Begegnung, ermöglichen aber auch die rückliegenden Stadträume eine Qualität des Dialogs. So verbindet sich die Terrasse mit dem Campus der Universität und dessen Café´.

Auch funktional sollen die beiden Neubauten eine Erweiterung der Nutzung der Öffentlichkeit an dem Ort bieten. Der obere Baukörper ist der Bewahrung gewidmet und soll die jüdische Geschichte archivieren. Dieses Archiv wird durch die Funktion einer Bibliothek ergänzt und so der Bildung zugänglich gemacht. Somit Verlinkt der Bau die Jüdische Schule mit dem Campus. Der zweite Baustein in dem Gefüge ist die Neue Synagoge, die Gemeindenutzungen und öffentliche Nutzungen zusammenbringt und ein Miteinander in der Gesellschaft stärken soll.

Jüdisches Leben muss sichtbar gestaltet werden.

Text von Sabrina Lange.