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März / April 2022

Technische Universität Darmstadt

Haus der Demokratie Tallinn

Findling

von Maximilian Wagner

Hochschule:

Technische Universität Darmstadt

Abschluss:

Master

Präsentation:

23.02.2022

Lehrstuhl:

Entwerfen und Baukonstruktion Felix Waechter

Rubrik:

Bauen im Bestand

Das gegenwärtige Parlament befindet sich in einer Burganlage. Diese Burganlage sitzt im Herzen Tallinns, auf einer Anhöhe. Das politische Geschehen wirkt damit abgerückt über dem aktuellen Stadtgeschehen. Der Höhenunterschied ist besonders auf der Westseite des alten Parlaments stark ausgeprägt und findet mit der Stadtmauer seinen Höhepunkt. Der Findling setzt sich selbstbewusst an die Stadtmauer auf der Westseite an die Burg heran. Er verbindet auf diese Weise das einst ausschließlich auf dem Plateau stattfindende politische Geschehen mit dem alltäglichen Leben auf dem Bodenniveau der Stadt.
Die Besucher*innen können den Findling von Westen, aus den neueren Stadtteilen kommend, auf der ehemaligen türkischen Burgbefestigung betreten.
Für die Parlamentarier*innen ist das Betreten über das Hofgeschoss, in Verbindung mit dem Bestand, möglich.
Die Setzung des Findlings ermöglicht völlig neue stadträumliche Bezüge auf der Westseite der Burg.
Die Gebäudestruktur folgt der „Haus im Haus“ Logik. Um das innere Volumen schlängelt sich die Erschließung gegen den Uhrzeigersinn nach oben, sodass immer neue Lufträume und Raumbeziehungen entstehen. Der Auftakt der Erschließung sowie alle besonders wichtigen Räume sind direkt an die bewusst unberührte alte Stadtmauer angeordnet.
Die unteren Geschosse beinhalten die für Besucher*innen gedachten Nutzungen.
Im Erdgeschoss befinden sich das Restaurant mit Außenbereich sowie Garderobe und Sicherheitsschleuse.
Nach der Schleuse beginnt der Auftakt zu den oberen Geschossen.
Im 1. und 2. Obergeschoss sind Bibliotheks- und Multimediaräume mit sich angliedernden Räumen für Workshops und Sitzungen angeordnet.
Im 3. Obergeschoss können Besucher*innen in ein Geschoss für zusätzliche parlamentarische Räume hineinsehen, jedoch dieses nicht erschließen.
Ebenso folgt die Beobachtungslogik im 4. Obergeschoss, das von der Erschließung spannende Einblicke in den Plenarsaal bietet.
Im 5. Obergeschoss endet die sich um das innere Volumen schlängelnde Erschließung mit der Besuchertribüne, von der aus die Besucher*innen in den Plenarsaal sehen und am politischen Geschehen teilhaben können.
Durch das Andocken an die Remise über die Stadtmauer erreicht man, dass alt und neu zusammenwächst. Wo in der ehemaligen Remise keine tragenden Wände waren, entsteht nun ein doppelgeschossiges Foyer für die Parlamentarier*innen. Über dieses betreten sie den Plenarsaal sowie die administrativen Räume. Diese Verbindungen entstehen durch neue Öffnungen in der alten Stadtmauer.
Im Foyer wird durch eine Treppe das 3. Geschoss des Findlings erschlossen. Hier befinden sich zusätzliche parlamentarischen Räume.
Neben der massiven Stadtmauer ist das neue Parlamentsgebäude für Tallinn monolithisch gestaltet. Dämmbeton dient als Außenhülle. Gezielte großformatige Öffnungen in der Außenhülle laden zum Verweilen und hinausblicken ein.
Prägend für diesen Entwurf ist die Schnittstelle zwischen innen und außen, alt und neu.

Text von Maximilian Wagner.