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März / April 2022

Technische Universität Graz

Äquilibrium.

Über Distanz und Nähe in der Stadt.

von Amila Smajlovic

Hochschule:

Technische Universität Graz

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

17.11.2020

Lehrstuhl:

KOEN/Armin Stocker

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Autocad, Revit, InDesign, Photoshop

Die Bevölkerung hat sich in den letzten 100 Jahren im Zusammenhang mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, damit verbundenen Arbeits- und Mobilitätsmodellen sowie Politik- und Wirtschaftssystem gravierend verändert. Blickt man in die aktuellen Analysen des demographischen Wandels ist die Tendenz der Bewegung in Richtung urbane Agglomerationen eindeutig. Die Metamorphose und die Pluralität der Lebensentwürfe sind klar sichtbar, die Unvorhersehbarkeit und die Komplexität zeichnen sich mittlerweile als die Hauptmerkmale der Gesellschaft aus. Aufgrund dessen wird die größte Herausforderung des Wohnbaus sein, den sich stets im Wandel befindenden gesellschaftsbildenden Parameter gerecht zu werden und im Rahmen der gegebenen Umstände glaubwürdige Lösungen zu bieten. Die Zuwanderung und das Wachstum der Städte brachten den Terminus der Dichte in den Fokus der Diskussionen. Seitdem ist sie ein etablierter Begriff in der stadtsoziologischen, sozialpsychologischen und städtebaulichen Terminologie. Erscheinungen wie Vermassung, Anonymisierung oder Crowding, sowie die der Zwang zur Privatsphäre und daraus entstehende Vereinsamung der Menschen sind nur einige der Vorurteile, mit denen die dichte Stadt umzugehen hat.

Die Ausweitung des Begriffes der Dichte in Bezug auf die Stadt bildet die theoretische Grundlage dieser Arbeit. Im ersten Abschnitt werden in dem Zusammenhang unterschiedliche Dichtethematisierungen vorgelegt, die die Komplexität des Begriffes untermauern sollen. Aktuelle Antworten auf die demografischen und soziologischen Änderungen, die zurzeit der Wohnbau gibt, bedürfen einer Hinterfragung, die im zweiten Teil dieser Arbeit als Exkurs geäußert wird. Hinterfragt werden in erster Linie die autochthonen Modelle der Abgrenzung sowie die funktionalistische Unterteilung der Stadtgebiete und Räumlichkeiten.
Um den vielfältigen Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden und die Nachverdichtung der Stadt zu gewährleisten wurde der Schwerpunkt auf einen Lösungsansatz gesetzt, der als Grundlage für ein breites Spektrum der Rahmenbedingungen bieten soll. Der Gliederungsprinzip weist aufgrund der Modularität einen hohen Grad an Anpassungsfähigkeit angefangen von der kleinen Privateinheit bis zur Gebäudetypologie. Die Antwort auf die steigende Anonymität in den Wohnhäusern sowie Vereinsamung soll mit Gemeinschaftsräumen gegeben werden. Eine Staffelung von privat bis hin zu öffentlich soll dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen Szenarien ermöglichen. Die unterschiedlichen Schnittstellen stärken die Idee der sozialen Durchmischung. Das Projekt soll veranschaulichen, dass das Leben basiert auf den eigenen vier Wänden weniger Möglichkeiten bietet als ein Wohnmodell, das auf Gemeinschaft basiert. Der Gedanke des "Teilens" kann stark dazu beitragen, den Überkonsum an Ressourcen zu reduzieren und somit für eine dauerhaft tragfähige Gesellschaft zu sorgen.

Text von Amila Smajlovic.