Was für ein Theater? Neue Räume für das GRIPS

Ein parallel an zwei Hochschulen durchgeführter Entwurfskurs beschäftigte sich mit der möglichen Zukunft einer traditionsreichen Berliner Bühne.

Das bekannte Kinder- und Jugendtheater GRIPS hat seit 1974 sein Domizil in einem ehemaligen Kino am Berliner Hansaplatz. Doch mittlerweile können die dort vorhandenen Räumlichkeiten den Bedarf nicht mehr decken. Es mangelt an Foyerflächen, zwei Bühnen, Proberäumen, Workshopräumen, Büros, Werkstätten, Garderoben und Lagerflächen. Seit Jahren setzt sich der Bürgerverein Berliner Hansaviertel e. V. dafür ein, dass das Theater am Hansaplatz erhalten bleibt und die benötigten Erweiterungen vor Ort entstehen können. Der Berliner Senat beauftragte das Architekturbüro [phase eins] mit einer Machbarkeitsstudie für ein Grundstück auf der anderen Seite der benachbarten S-Bahn Linie. Darauf aufbauend entwickelten Architekturstudierende der HTWK Leipzig und der Hochschule Bielefeld im Sommersemester 2023 in den Entwurfskursen von Prof. Annette Menting und Prof. Frank Schüler (Leipzig) und Prof. Peter Sassenroth (Bielefeld) ihre Visionen für die Zukunft des GRIPS-Theaters.

Entwurfskurs GRIPS 2.0

Die betreuenden Professor*innen sind mit ihrem Interesse selbst stark in das Projekt involviert: Annette Menting forscht in ihrer Arbeit an Theaterräumen, Frank Schüler und Peter Sassenroth sind im Bürgerverein Hansaviertel e. V. aktiv. Studierende aus Bachelor- (Bielefeld) und Masterkursen (Leipzig / Bielefeld) arbeiteten nach der Maßgabe eines nachhaltigen, denkmalgerechten und zukunftsorientierten Leitbildes ihre Vorschläge aus, die als Anregungs- und Inspirationsquelle für die aktuell stattfindenden Diskussionen rund um den Hansaplatz dienen. Die konzeptuelle Varianz der Arbeiten ist groß. Während einige Arbeiten sich stark mit ökologischen Faktoren auseinandersetzen, und den umgebenden Grünraum thematisieren, verstehen sich andere Beiträge als typologische Experimente. Von vertikalen Theatern über hängende Bühnen bis hin zum Erschließungsweg in Form eines Möbiusbands, haben sich die Kursteilnehmenden auch an einer Neuinterpretierung der Form versucht. Andere Ansätze stärken beispielsweise eine partizipatorische Entwicklung des GRIPS-Neubaus.

Unterstützung vom Bund

Zwölf ausgewählte Arbeiten haben die Studierenden am 05. Oktober 2023 Vertreter*innen aus der Kultur- und Stadtpolitik, aus dem Bürgerverein sowie anderen Interessierten in Berlin vorstellen können. Die Veranstaltung stand zudem ganz im Zeichen einer freudigen Nachricht: Der Haushaltsausschuss des Bundestages gewährte dem GRIPS-Theater als einer „national bedeutsamen Kultureinrichtung“ im Rahmen eines Förderprogramms 19 Millionen Euro für die dringend benötigten Erweiterungsmaßnahmen. Der Baubeginn soll in zehn Jahren stattfinden. Mit dieser Entscheidung bekam der Kulturstandort Hansaviertel mit dem GRIPS-Theater neuen Rückenwind erfahren und die Ideen der Studierenden eine noch aktuellere Bedeutung.