Schwimmhalle revitalisiert: Acht Entwürfe für das Baerwaldbad
Bachelor-Studierende entwickelten Umnutzungskonzepte für eine Schwimmhalle in Berlin. Mit einer Ausstellung tragen sie zur öffentlichen Diskussion über das Weiterleben des Hallenbads bei.

Im Berliner Bezirk Kreuzberg bilden Schwimmbad, Schule, Wohnhaus und Kirche ein denkmalgeschütztes Ensemble. Das Hallenbad musste 2017 aufgrund von Sanierungsbedarf schließen. Studierende der Technischen Universität Berlin widmeten sich am Fachgebiet AIC (Architecture + Innovative Construction) von Prof. Nicole Kerstin Berganski im Rahmen ihrer Bachelor-Thesis der Revitalisierung der Schwimmhalle. Am 10. April präsentieren sie acht Entwürfe und laden zum offenen Austausch ein.

Ein Schwimmbad mit Geschichte
Das Baerwaldbad, Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, erhielt bald aus Kapazitätsgründen einen Anbau. Dieser wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den 50er Jahren neu errichtet. Hinter der rekonstruierten Gründerzeitfassade verbirgt sich eine lichtdurchflutete Halle, die mit Pastellfarben und klaren Konturen an ein Wes Anderson-Filmset erinnert.
Inzwischen steht das Schwimmbad seit acht Jahren leer. Als Teil des erhaltenswerten Ensembles soll es aber gesichert und revitalisiert werden. Ein guter Anlass für die Bachelor-Studierenden, den Bestand auf sozialer, programmatischer und architektonischer Ebene weiterzudenken. Ihre Entwürfe setzen Impulse für das Schwimmbad mit bewegter Vergangenheit und ungewisser Zukunft.

Soziale Kohäsion und programmatische Bereicherung
Die Entwerfer*innen mussten die komplexe bauliche Ausgangslage eines durchwachsenen Blocks bewältigen. Die meisten von ihnen behielten das soziale Gefüge im Fokus und schlugen einen kohärenten programmatischen Mix vor. Zahlreiche Entwürfe stärkten den Bezug zur Grundschule und reagierten auf die unzureichende Infrastruktur mit neuen Unterrichts- und Horträumen, Bibliothek und Mensa. Konzepte wie Baerwaldbib und Urbanhalle bespielten die Halle mit öffentlichen Funktionen. Die Projekte Baerwaldart und Ein neuer Aufbruch versuchten, den schlummernden Bestand mit Kunst- und Kultureinrichtungen zu beleben. Unterschiedliche Wohnkonzepte – von Studierendenwohnheimen bis zu gemeinschaftlichen Wohnungen – ergänzten oft die öffentlichen Funktionen. Einzig das Projekt Fifty I Fifty bewahrte die ursprüngliche Nutzung der Schwimmhalle als Ort der sozialen Begegnung. Entwürfe wie Treppauf, Treppein, KIDZKIEZ und Vom Becken zum Baukasten verliehen Erschließungselementen eine skulpturale Dimension und zusätzliche Funktionen wie etwa ein Gewächshaus.

Vom Verfall bedrohte Schwimmhallen und Strandbäder
Hohe Betriebskosten und herausfordernde Instandhaltung lassen viele Schwimmbäder leer stehen. Sie faszinieren mit baulicher Dekadenz, die von ihrer einstigen Lebendigkeit erzählt, auf Websites sogenannter Lost Places. Versuche, diese monofunktionalen Infrastrukturen als Orte des Zusammenkommens zu revitalisieren, finden vermehrt an Hochschulen statt. Studierende der Hochschule Düsseldorf entwickelten im Projekt „Viva Viktoria“ Entwürfe für das Viktoriabad in Bonn. Auch in Berlin engagierten sich Studierende der Hochschule Darmstadt für den Erhalt des Strandbads Wannsee. Im Balanceakt zwischen Bewahrung des baulichen Erbes, öffentlicher Zugänglichkeit und zeitgemäßer Umnutzung präsentierten die Teams ihre gestalterischen Denkanstöße in Form von Ausstellungen. Auch die Abschlussarbeiten des AIC werden in der Schau „Ausbaden.“ gezeigt, am 10. April 2025 lädt das Team zur offenen Diskussion ein.
